BVG

Was die Unterbrechung der U6 für die Berliner bedeutet

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Thomas Fülling

Foto: Massimo Rodari

Wegen eines Bahnhofsbaus ist die Linie U6 bis Oktober 2013 unterbrochen. Morgenpost Online zeigt, welche Einschränkungen dadurch entstehen.

Mit der BVG geht es abwärts. Zumindest für all die Berliner, denen es am Sonntagvormittag gelingt, sich eine der begehrten Karten für eine Wanderung durch den U-Bahn-Tunnel unter der Friedrichstraße zu sichern. Es gibt gerade einmal 5000 Tickets, die ab 9.30 Uhr am U-Bahnhof Friedrichstraße (Eingang Friedrichstraße Ecke Georgenstraße) kostenlos ausgegeben werden. Mit ihnen kann dann die gut 500 Meter lange Strecke zwischen den Bahnhöfen Friedrichstraße und Französische Straße einmal nicht wie üblich im gelben U-Bahn-Wagen, sondern zu Fuß zurückgelegt werden. Die Führungen beginnen um 10 Uhr, 11 Uhr sowie 12 Uhr. Da die Laufroute über Schotter und Schwellen führt, empfiehlt die BVG festes Schuhwerk. Wer den Weg dann noch oberirdisch zurückläuft, bekommt von der BVG einen „Tunnelpass“ sowie ein kleines Souvenir.

Der „Tunneltag U6“ ist eine Art Abschiedsfeier für das 1923 errichtete Bauwerk, das im Bereich der Kreuzung Unter den Linden und Friedrichstraße abgerissen werden muss. Es steht dem größten Infrastrukturprojekt der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) im Wege – der Verlängerung der U-Bahn-Linie U5 vom Alexanderplatz bis zum Brandenburger Tor. Unter der Kreuzung will die BVG einen neuen Bahnhof errichten, der ab 2019 ein bequemes Umsteigen zwischen der U6 (Alt-Tegel–Alt-Mariendorf) und der U5 (dann Hönow–Hauptbahnhof) ermöglichen soll. Das Großprojekt hat gravierende Folgen für die ohnehin von zahlreichen Baustellen genervten Berliner. Morgenpost Online gibt einen Überblick über die größten Einschränkungen.

Für Nutzer der U6

Der Zugverkehr auf der Linie U6, die täglich von mehr als 100.000 Fahrgästen genutzt wird, ist bereits seit Sonnabendabend unterbrochen. Voraussichtlich bis Ende Oktober 2013 werden wegen des Bahnhofsneubaus keine Züge mehr zwischen den Stationen Friedrichstraße und Französische Straße fahren. In einer ersten Bauphase bis zum 21. August besteht auf der Linie noch Pendelverkehr zwischen Schwartzkopffstraße und Friedrichstraße sowie zwischen Französischer Straße und Halleschem Tor. Die auf diesen Abschnitten eingesetzten Züge fahren nur im Abstand von zwölf Minuten (ab 21 Uhr alle zehn Minuten), sodass Nutzer der U6 zum Passieren des gesamten Innenstadtbereichs erheblich mehr Fahrzeit einplanen müssen.

Grund für die zusätzliche Einschränkung ist der erforderliche Umbau der Stellwerks- und Sicherheitstechnik in diesem Bereich. Auf den Strecken der dann in eine Nord- und eine Süd-Linie geteilten U6 fahren die Züge tagsüber im Sechs-Minuten-Takt und abends alle zehn Minuten. Mit Beginn des zweiten Bauabschnitts am 22. August fahren die Züge nach dem gewohnten Fahrplan zwischen Alt-Tegel und Friedrichstraße sowie Französische Straße und Alt-Mariendorf.

Für Passanten

Am einfachsten lässt sich laut BVG die gesperrte U-Bahn-Strecke zu Fuß überwinden. Etwa 500 Meter sind zwischen den Stationen Friedrichstraße und Französische Straße zurückzulegen, für den Weg veranschlagt die BVG etwa zehn Minuten. Über die Baustelle unter der Kreuzung Unter den Linden und Friedrichstraße führen abgesicherte Wege, die über kleine Fenster Einblicke in den Fortgang der Arbeiten ermöglichen sollen. Schutz gegen Wind und Wetter bieten auf dem Fußmarsch auch die vorhandenen Arkaden etwa entlang des Hotels „Westin Grand“. Wer schlecht zu Fuß oder mit viel Gepäck unterwegs ist, für den bietet die BVG als direkte Umfahrungsmöglichkeit die Buslinie 147 über die Glinkastraße an. Die Linie verbindet die gleichfalls barrierefreien Bahnhöfe Friedrichstraße und Stadtmitte miteinander. Die Busse sollen alle barrierefrei sein und tagsüber im Fünf-Minuten-Takt fahren.

Ob das im Alltag funktioniert, dürfte allerdings bezweifelt werden. Denn die Busse müssen wie alle anderen Autos über die baustellenbedingt eingeengte Straße Unter den Linden fahren. Alternative zum Bus ist die S-Bahn. Die Züge der Nord-Süd-Linien S1, S2 und S25 halten im Umfeld der U-Bahn-Baustelle an den allesamt barrierefreien Stationen Friedrichstraße, Brandenburger Tor und Potsdamer Platz. Die S-Bahn will während der U6-Sperrung mehr und längere Züge fahren lassen.

Für Autofahrer

Wer mit dem Auto in der östlichen Innenstadt unterwegs ist, ist mit vielen Baustellen konfrontiert. Aktuell gibt es massive Einschränkungen am sogenannten Mollknoten, auf der Invalidenstraße sowie im Bereich der Leipziger Straße. Auf der Straße Unter den Linden ist bereits seit Längerem die Fahrbahn in Höhe der Staatsoper eingeengt. Dort laufen die Vorbereitungen für den Bau des U5-Bahnhofs Museumsinsel. Wegen der Fußball-Europameisterschafts-Fanmeile und der sich anschließenden Fashion Week ist bis zum 12. Juli auch die Straße der 17. Juni nicht passierbar. Anschließend wird wegen Fahrbahnsanierungsarbeiten die John-Foster-Dulles-Allee komplett gesperrt.

Vom 13. Juli an ist wegen der Baustelle für den neuen U-Bahnhof dann auch die Friedrichstraße im Bereich zwischen Unter den Linden und Behrenstraße für ein Jahr lang (bis 16. Juli 2013) komplett gesperrt. Auf der Straße Unter den Linden steht sogar bis zum Juni 2016 nur noch die nördliche Fahrbahn zur Verfügung. Autos im Individualverkehr können dort über zwei Spuren in Richtung Westen fahren. In Richtung Osten müssen sie sich andere Wege suchen. Für Taxis und Busse ist Unter den Linden in beide Richtungen je eine Fahrspur reserviert. Verkehrsexperten rechnen dennoch mit langen Staus. Der ADAC empfiehlt, in den kommenden Monaten den gesamten Bereich der östlichen Innenstadt möglichst zu meiden.