Der Wachschutz an Schulen in Berlin-Neukölln wurde wegen Geldmangels eingestellt. Doch dank einer unerwarteten Finanzspritze kann es sich der Problembezirk jetzt wieder leisten, auf den Schulhöfen für Sicherheit zu sorgen.
Neuköllner Schulen sollen wieder einen Wachschutz bekommen – schon im Herbst diesen Jahres. Noch gilt eine Haushaltssperre für den Bezirk, außerdem muss die Dienstleistung europaweit ausgeschrieben werden. Rund 400.000 Euro sind dafür im Bezirkshaushalt 2012 eingeplant, sogar 600.000 Euro für 2013. Eigentlich wollte der Bezirk wegen des knappen Haushaltsbudgets den Wachschutz abschaffen und die Ausgaben sparen. Doch nun plant das Amt mehr Geld ein, weil die Bezirke zusätzlich 50 Millionen Euro vom Senat bekommen sollen. Für Neukölln sind das etwa 4,5 Millionen Euro mehr. Wenn es bewilligt und die Haushaltssperre beendet sei, „dann legen wir los“, sagte Bildungsstadträtin Franziska Giffey (SPD) am Donnerstag.
Elf Einrichtungen haben Bedarf
Bis Ende 2011 wurden 16 Schulen von privaten Sicherheitsleuten bewacht. Künftig werden es nur noch elf Schulen sein. Die Stadträtin hatte mit den Schulleitern darüber gesprochen, ob sie einen Wachschutz für erforderlich halten oder ob es andere Möglichkeiten gibt, die Schüler vor unerwünschten Eindringlingen zu schützen. Etwa mit Überwachungskameras oder durch besondere Sicherungen an Schultoren. Im Ergebnis hat die Dezernentin eine Gefahrenanalyse anfertigen lassen und diese an die Senatsbildungsverwaltung weitergeleitet. „Seit Jahresbeginn ist es vermehrt zu Störungen an Schulen gekommen, weil sich Fremde Zutritt verschaffen“, sagte Giffey. 66 Schulen gebe es in Neukölln. „Wachschutz ist nur eine Methode von mehreren, damit der Schulbetrieb ungestört bleibt.“
„Jede Menge Ärger“
Erstmals soll die Adolf-Reichwein-Schule an der Sonnenallee Wachschutz bekommen. „Wir haben ungebetene Besucher von außen“, sagte Jens-Jürgen Saurin, Leiter des Förderzentrums mit 185 Schülern. „Wenn wir das Gebäude nicht geschlossen halten, haben wir jede Menge Ärger und Unannehmlichkeiten.“ Zwar komme es nicht zu Prügeleien oder Angriffe auf Lehrer. „Aber es ist lästig, wenn man diesen Eindringlingen nachlaufen muss.“ An der Walt-Disney-Grundschule am Efeuweg freut man sich darauf, dass die benachbarte Sekundarschule wieder einen Wachschutz bekommen soll. Beide Einrichtungen haben einen gemeinsamen Eingang. Es komme immer wieder vor, dass Jugendliche die Grundschüler oder deren Eltern belästigen, sagte Grundschul-Leiterin Sibylle Albrecht. „Mit Wachschutz würde das nicht passieren.“
Zum Jahresende 2007 wurde der Wachschutz an 13 Neuköllner Schulen eingeführt – zunächst probeweise bis Sommer 2008. In den beiden vorangegangenen Schuljahren hatten sich 56 Gewaltvorfälle ereignet. Weil es durch die Präsens der Sicherheitsleute kaum noch zu Übergriffen kam, wurde der Wachschutz auf 16 Schulen ausgedehnt. Etwa 700.000 Euro zahlte der Bezirk jährlich dafür. „Dank der Wachschützer konnten mehr als 400 Straftaten seit 2008 abgewendet werden“, so Stadträtin Giffey. „Die Erfahrungen sind gut, das Vorgehen hat sich bewährt“, sagte auch die Vorsitzende des BVV-Schulausschusses, Christina Schwarzer (CDU). Auch wenn Neukölln der einzige Bezirk sei, der Wachschutz vor Schulen einsetze. Die Mehrheit der Bezirksverordneten sei für eine Fortsetzung des Projekts. Die BVV hat dem Haushaltsplan schon zugestimmt. Vor allem Eltern hätten sich beschwert, so Schwarzer.
Anfang Januar 2012, kurz nach dem Abzug des Wachschutzes, war es zu einem schwerwiegenden Vorfall am Albert-Schweitzer-Gymnasium gekommen. Drogenabhängige hatten sich auf der Schultoilette Heroin gespritzt. Deshalb setzte Stadträtin Giffey Anfang 2012 Ein-Euro-Jobber als Schulstreifen an dem Gymnasium nahe dem Hermannplatz ein. Auch an anderen Schulen war ein derartiger Einsatz geplant. Doch dann stoppte das Jobcenter Neukölln diese Aktion.
Auf einen Wachschutz verzichten möchte die Rixdorfer Schule an der Donaustraße. Seit Jahresbeginn habe es während der Schulzeit keine Vorkommnisse gegeben, sagte Leiterin Anke Peters. Anders in der Zeit nach Unterrichtsschluss, zwischen 16 und 22 Uhr, wenn Vereine, Volkshochschule und Musikschule die Räume nutzten und Fremde, die keine der Veranstaltungen besuchten, Sachbeschädigungen vornähmen. „Wir brauchen eine geeignete Schließanlage und eine Beleuchtung für den Schulhof“, so die Pädagogin. Jetzt machen Hausmeister und Erzieher Rundgänge, damit Unbefugte nicht auf das Gelände kommen.