Fast jeder zweite Realschüler scheiterte in der schriftlichen Abschlussprüfung in Mathematik. Das zeigt die Auswertung der Ergebnisse des Mittleren Schulabschlusses (MSA), die die Senatsbildungsverwaltung am Freitag veröffentlicht hat. Dank der neuen Möglichkeit, eine verpatzte schriftliche Prüfung durch eine mündliche Prüfung auszugleichen, haben aber dennoch 83 Prozent der Realschüler im Jahr 2011 den Abschluss erhalten. Insgesamt haben 89 Prozent der 17.500 Zehntklässler, die zur Abschlussprüfung verpflichtet waren, bestanden. Das sind zwei Prozent mehr als im Vorjahr.
Betrachtet man aber nur die schriftlichen Prüfungen, setzt sich der Leistungsabfall der vergangenen beiden Jahre fort. So hatten nur 53 Prozent der Realschüler die Mathe-Prüfung bestanden, im Jahr zuvor waren es noch 67 Prozent und im Jahr 2009 lag die Quote bei 69 Prozent. In Deutsch haben 81 Prozent der Realschüler die schriftliche Prüfung bestanden, im Vorjahr waren es 87 Prozent und davor 92 Prozent.
Scheeres besorgt wegen Mathematik-Ergebnissen
„Die Mathematik-Ergebnisse spiegeln einen erhöhten Handlungsbedarf wider“, sagt Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) angesichts der Auswertung. Die Verwaltung wolle den Schulen hier mit Fach-Coaches, Fortbildungen und Handlungsempfehlungen für den Unterricht unter die Arme greifen, so die Senatorin.
In Deutsch lagen die Schwierigkeiten laut Bildungsverwaltung vor allem bei den Aufgaben zur Überprüfung des Textverständnisses. Die Aufgaben zielten darauf ab, Sprache in ihren Wirkungszusammenhängen zu erfassen.
Relativ stabil waren die Ergebnisse bei den Prüfungen im Fach Englisch. Hier haben 90 Prozent der Realschüler bestanden. Eine Steigerungsquote gab es in der vierten Prüfungskomponente, der sogenannten Präsentationsprüfung. Die Erfolgsquote lag bei der mündlichen Präsentation zu einem selbst gewählten Thema bei 99 Prozent.
Die Einführung der neuen mündlichen Prüfungen betrachtet die Bildungsverwaltung als Erfolg. Schwächere Leistungen in den schriftlichen Prüfungen konnten dadurch aufgefangen werden. So gelang es der Hälfte aller Teilnehmer, durch die zusätzliche mündliche Prüfung schlechtere Noten in den schriftlichen Fächern auszugleichen und so die Prüfung zu bestehen.
Die Ergebnisse der Jungen und Mädchen unterscheiden sich nicht wesentlich. Die Mädchen schneiden mit einer Bestehensquote von 87 Prozent geringfügig besser ab als die Jungen mit 85 Prozent. In Mathematik lagen die Jungen vorn, während in der Deutsch-Prüfung die Mädchen besser waren. Betrachtet man nur die Schüler mit deutscher Herkunftssprache, haben zehn Prozent den Abschluss nicht erlangt. Bei den Schülern türkischer Herkunftssprache fielen 29 Prozent der verpflichteten Teilnehmer durch und verpassten so den Mittleren Schulabschluss.