Die Einstein-Stiftung, die exzellente Forschung an Berliner Universitäten fördert, kam lange nicht aus den Negativschlagzeilen heraus. Jetzt soll es der Mathematiker Martin Grötschel richten. Ab 1. Juni übernimmt er den Vorsitz und tritt damit die Nachfolge von Jürgen Zöllner an.
Martin Grötschel soll Chef der Einstein-Stiftung werden. Mitte Juni wird der Noch-Vorsitzende, Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner (SPD), sein Amt an den renommierten Mathematiker abgeben. Das gab Zöllner am Mittwoch bekannt.
Grund für den Rückzug Zöllners, der die Wissenschaftsstiftung 2009 ins Leben gerufen hatte, ist eine Satzungsänderung von Anfang des Jahres. Sie besagt, dass sich der Senator nach dem Aufbau der Stiftung aus dem Vorstand zurückzieht. Zöllner wird allerdings Mitglied im Stiftungsrat bleiben. Nach Abschluss der Aufbauphase soll es der „Einstein Foundation“ so ermöglicht werden, weitgehend unabhängig von der Politik zu arbeiten. „Die Leitung soll deshalb rein wissenschaftlich und so politikfern wie möglich sein“, sagte Zöllner.
Ernst Theodor Rietschel lehnte ab
Erst im November vergangenen Jahres hatte Ernst Theodor Rietschel, ehemaliger Präsident der Leibniz-Gemeinschaft, den Vorstandsvorsitz der Einstein-Stiftung abgelehnt. Er begründete seinen Verzicht damit, dass die Stiftung nicht autonom gegenüber der Wissenschaftsverwaltung arbeiten könne.
Die Verwaltung stellt der Organisation zur Förderung exzellenter Forschung jährlich 15 Millionen Euro aus dem Berliner Haushalt zur Verfügung. Die Mittel gehen an die Berliner Universitäten und weitere Forschungseinrichtungen, die sich mit ihren hervorragenden Projekten bewerben müssen. Zudem finanziert die Einstein-Stiftung Professuren. Als erster Einstein-Professor erhielt Dietmar Schmitz, Neurowissenschaftler an der Charité, 850.000 Euro aus dem Etat. Die Professur des regimekritischen chinesischen Künstlers Ai Weiwei an der Universität der Künste wird ebenfalls von der Einstein-Stiftung getragen.
Der künftige Vorsitzende Martin Grötschel sei ein Glücksfall für die Einstein-Stiftung, sagte Zöllner. Der Professor von der Technischen Universität Berlin und Präsident der International Mathematical Union setzt auf eine gute Zusammenarbeit zwischen dem Land Berlin und den Wissenschaften. „Berlin genießt als Wissenschaftsstandort weltweit eine hohe Anerkennung, muss aber noch mehr gefördert werden“, sagte der 62-Jährige am Mittwoch. Berliner Forscher arbeiteten zwar frei, aber zur Entfaltung ihrer Fähigkeiten benötigten sie finanzielle und organisatorische Unterstützung. Martin Grötschel will sich dafür einsetzen, dass die Einstein-Stiftung Spitzenforschern „unaufgeregt“ die notwendigen Freiheiten verschafft, ohne das Wohl der Wissenschaften zu missachten.
Da das Budget der Stiftung Anfang des Jahres von 35 Millionen Euro jährlich auf 15 Millionen Euro gekürzt worden war, wird sich der ehrenamtlich arbeitende Martin Grötschel zunächst darum kümmern müssen, größere Summen von Spenden zu sammeln. Bislang hat die Stiftung noch keine eigenen Spendeneinnahmen, obwohl sie von Zöllner in „nennenswertem Umfang“ versprochen worden waren.