Bei einer Auseinandersetzung zwischen dem Fahrer von Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) und einem Berliner Polizisten wurde am 4. Februar der Beamte verletzt. Der Polizist erhebt schwere Vorwürfe: Er gab zu Protokoll, der Politiker habe ihm mit dem Ende der polizeilichen Karriere gedroht. Keine Woche danach hat Deutschland einen neuen Wirtschaftsminister: Karl Theodor zu Guttenberg.

Die Berliner Polizei und die Pressestelle des Wirtschaftsministeriums bestätigten einen entsprechenden Vorfall und die Verletzung des Polizisten. Über die verbale Auseinandersetzung zwischen Glos und dem Beamten gibt es aber, wie die Polizei auf Anfrage mitteilte, „unterschiedliche Aussagen“. Ein Sprecher des Ministers dementierte, dass Glos dem Polizisten mit dem Karriereende gedroht habe. Ein Polizeiführer berichtete dagegen im Gespräch mit Morgenpost Online, dass der betroffene Beamte schriftlich vermerkt habe, der Minister habe ihm in der ersten Wut das Ende seiner polizeilichen Karriere in Aussicht gestellt.

Glos sollte am Dienstag stellvertretend für die Bundeskanzlerin den kasachischen Staatspräsidenten Nasarbayev empfangen. Auf dem Weg zu der Veranstaltung wurde sein Wagen an einer Absperrung von dem Beamten auftragsgemäß nicht durchgelassen. Im Zuge der Auseinandersetzung fuhr der Dienstwagen über den Fuß des Beamten.

Gegen den Fahrer des Ministers wird nun wegen „Nötigung“ und „unerlaubten Entfernens vom Unfallort“ ermittelt. Der Fahrer soll sich zunächst geweigert haben, seine Personalien zu nennen, nachdem er dem Polizisten über den Fuß gerollt war. Erst nachdem die Situation sich zusehends verschärft hatte, konnten die Kollegen des verletzten Beamten den Vorfall komplett aufnehmen.

Der Beamte wurde ambulant im Bundeswehrkrankenhaus behandelt. Michael Glos setzte seinen Weg zu Fuß fort. Nach einer Anfrage von Morgenpost Online zu dem Vorgang hat Michael Glos sich am Mittwoch in einem Schreiben an den Polizisten gewandt und sein Bedauern ausgedrückt.

In seinem persönlichen Brief an den Beamten teilte er mit, „unser gestriges Zusammentreffen an der Zufahrtskontrolle zum Empfang des kasachischen Staatspräsidenten Nasarbayev stand leider unter keinem guten Stern. Sie hatten Ihre Anweisungen, die Sie auftragsgemäß befolgt haben“, schreibt Glos. „Ich wiederum war in Eile, denn meine Aufgabe war es, Präsident Nasarbayev in Stellvertretung der Bundeskanzlerin zu empfangen. Insofern war für mich Ihre Weigerung, uns passieren zu lassen, in diesem Moment nur schwer verständlich. Falls ich unwirsch reagiert haben sollte, bedauere ich dies.“ Abschließend fügt der Minister hinzu, dass sein „Ärger inzwischen verraucht“ sei: „Ich hoffe auch Sie tragen mir die unglückliche Situation von gestern Vormittag nicht nach.“