Berlin hat gekämpft und gewonnen. Vor dreieinhalb Jahren zog die Bread & Butter von der Spree nach Barcelona. Doch nun kommt die Modemesse zurück nach Berlin - und könnte im Juli auf dem Flughafen Tempelhof stattfinden. Mit diesem Standort stach Berlin internationale Konkurrenten aus.
Als die international bedeutende Modemesse Bread & Butter vor dreieinhalb Jahren ihre Hauptaktivitäten von Berlin nach Barcelona verlegte, werteten das viele Beobachter als einen schweren Rückschlag beim Ausbau der Modestadt Berlin. Aber nun jammern die Spanier: „Die Mode emigriert“, titelten Zeitungen aus der katalanischen Metropole gestern am Tag der Eröffnungsfeier für die „Bread & Butter“ (B & B), zu der 900 Aussteller und 90.000 Besucher auf dem Messegelände „Fira Barcelona“ erwartet werden.
In Berlin plant B & B-Chef Karl-Heinz Müller einen großen Coup: Schon im Juli soll das Fachpublikum durch die Hangars des Flughafens Tempelhof schreiten, um die neuesten Kollektionen in Augenschein nehmen zu können. Eine enge Mitarbeiterin Müllers wollte den Wechsel nach Berlin bislang „weder bestätigen noch dementieren“ und verwies auf eine Pressekonferenz am Freitag in Barcelona. Aber informierte Kreise bestätigten der Morgenpost Online die Nachricht aus Spanien.
Damit kehrt die Messe, die immer von Mitte aus gemanagt wurde, zurück nach Deutschland. Der Abschied von Berlin war schleichend verlaufen. 2003 kamen die Macher von Köln nach Berlin, um aus ihrem hippen Event eine große Messe zu machen. Im Januar 2005 lief die B & B erstmals sowohl an der Mittelmeerküste als auch an der Spree. Nach einem letzten Berliner Versuch im Kraftwerk in Mitte im Sommer 2007 strömten Aussteller, Händler und Besucher nur noch nach Barcelona.
Die Berliner Wirtschaftsförderer hatten nie den Kontakt zu Müller abreißen lassen, der immer wieder mit einer Rückkehr kokettierte. Auch die Berlin Tourismus Marketing GmbH und der Hotel- und Gaststättenverband warben darum. Berlin habe in einer „konzertierten Aktion“ um die Messe gekämpft. Zudem dürfte der international bekannte Flughafen Tempelhof ein gewichtiges Argument sein. Es gelang sogar, Offerten aus Istanbul und Moskau zu schlagen.
Berlin liegt Müller einfach näher. Sein Büro hatte er immer an der Münzstraße. Erst im vergangenen Sommer schuf er sich ein weiteres Standbein mit dem Modegeschäft „14 oz.“ an der Neuen Schönhauser Straße.
Die Nachricht, dass die B & B zurückkommen soll, werden nicht alle Kollegen aus der Kreativwirtschaft mit vorbehaltloser Freude aufnehmen. Erst vor ein paar Monaten hatte Müller über die Modewoche gesagt: „In meinen Augen ist die Gestaltung der Schauen lieblos.“ Bei den großen Marken wie Boss, Joop oder Michalsky sei das anders, diese würden aber eigenständig organisiert.
Ein harter Vorwurf, gerade für diejenigen, die engagiert an der Etablierung der Fashion Week arbeiten. Dazu gehören auch Anita Tillmann und Norbert Tillmann, die Inhaber und Geschäftsführer der Messe Premium. Sie sagen: „Wenn die Bread & Butter tatsächlich kommt, dann ist das grundsätzlich gut. Wir haben die Premium und Mercedes-Benz Fashion Week Berlin erfolgreich aufgebaut und im internationalen Kontext verankert. Es ist verständlich, dass sich Herr Müller zu diesem Zeitpunkt an den Erfolg von Berlin hängt“, so Anita Tillmann. Und ihr Geschäftspartner fügt hinzu: „Uns ist vor allem wichtig, dass es sich nicht bloß wieder um ein kurzfristiges Engagement handelt. Was wir brauchen ist ein langfristiges Miteinander, keine Einzelkämpfer. Ein erneuter Rückzug würde dem Standort Berlin schaden.“
Von Alexandra Maschewski und Joachim Fahrun