Berlin sollte nach Meinung des Leiters der Stasi-Gedenkstätte Hohenschönhausen, Hubertus Knabe, eine der nach einem Kommunisten benannten Straßen in „Ronald-Reagan-Straße“ umbenennen. Knabe unterbreitete diesen Vorschlag zur Ehrung des früheren US-Präsidenten und Berliner Ehrenbürgers im Nachrichtenmagazin „Focus“, wie das Blatt vorab berichtete. „Es gibt in Berlin genügend Straßen, die nach Kommunisten benannt wurden. Eine davon könnte man in Ronald-Reagan-Straße umbenennen“, argumentierte er.
Das vom Berliner Senat vorgebrachte Argument, für die Namensgebung von Straßen und Plätzen der Hauptstadt seien die Bezirke zuständig, ließ Knabe nicht gelten. Über solche Fragen dürften keine Provinzpolitiker, sondern müsse die Zentrale entscheiden. „Was bei großen Bauprojekten machbar ist, sollte auch für zentrale Fragen der Erinnerungskultur gelten“, betonte er.
Der Baustadtrat von Charlottenburg-Wilmersdorf, Klaus-Dieter Gröhler (CDU), hat allerdings kürzlich vorgeschlagen, den Joachimstaler Platz gegenüber vom Café Kranzler entsprechend umzubenennen. Am Donnerstag entscheidet nun die Bezirksverordnetenversammlung über diesen Antrag. Allerdings hat die Union nicht die notwendige Mehrheit in der BVV. Und es gibt ein weiteres Hindernis: Vor sechs Jahren trat in Charlottenburg-Wilmersdorf der Beschluss in Kraft, wonach nur noch nach Frauen umbenannt werden darf, weil zu wenige Straßen und Plätze im Bezirk weibliche Namen tragen.
Wie der "Focus" weiter berichtete, sprachen sich allerdings in einer Emnid-Umfrage für „Focus“ die meisten Deutschen gegen eine „Ronald-Reagan-Straße“ aus. Auf die Frage, ob in Berlin eine Straße nach Reagan benannt werden sollte, antworteten 52 Prozent mit Nein und nur 42 Prozent mit Ja. Im Osten Deutschlands sprachen sich 56 Prozent gegen die Umbenennung aus, im Westen 51 Prozent.
Bei den Anhängern von Union und FDP findet die vorgeschlagene Namensgebung mehrheitlich Zustimmung: 84 Prozent der FDP-Sympathisanten und 49 Prozent der CDU/CSU-Anhänger sind dafür. Emnid befragte den Angaben zufolge 1000 Personen.
US-Präsident Reagan hatte am 12. Juni 1987 vor dem Brandenburger Tor an den sowjetischen Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow appelliert, das Tor zu öffnen und die Mauer einzureißen. Zweieinhalb Jahre später fiel die Mauer. Zum 100. Geburtstag des 2004 gestorbenen Reagan hatte Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) an den Senat appelliert, den Berliner Ehrenbürger Reagan angemessen zu würdigen. Er schlug eine offizielle Reagan-Plakette auf dem Pariser Platz vor. Die Berliner CDU favorisierte hingegen die Umbenennung eines Platzes oder eine Straße – und kritisierte den Senat für dessen zögerliche Haltung.
Anhänger der Idee einer Ronald-Reagan-Straße wurden am Sonnabend bereits aktiv: Der oder die Täter überklebten in der Nacht gleich mehrere Straßenschilder mit der Aufschrift „Ronald-Reagan-Straße“ am Rosa-Luxemburg-Platz in Mitte. Und unmittelbar vor der Parteizentrale der Linkspartei. Derzeit ist noch nicht bekannt, wer für die Aktion verantwortlich ist.