Es war nicht viel, was Verkehrssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) gestern den Verantwortlichen der Deutschen Bahn an Konkretem abringen konnte. Wenigstens die Zusage von S-Bahn-Geschäftsführer Peter Buchner, nach Ende der Schulferien die Züge „auf allen wichtigen Linien wieder im Zehn-Minuten-Takt“ fahren zu lassen. Weil der S-Bahn ein Großteil ihrer Wagen fehlt, fahren die Züge auf den meisten Linien nur alle 20 Minuten. „Die Taktverkürzung war mir sehr wichtig, denn ab Ende August werden wieder deutlich mehr Menschen auf die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen sein als jetzt“, so die Verkehrssenatorin.
Keine Bewegung brachte der Krisengipfel dagegen zum Thema Entschädigung der durch die Einschränkungen im S-Bahn-Verkehr gestressten Fahrgäste. Der für Personenverkehr zuständige Bahnvorstand Ulrich Homburg lehnte eine Ausweitung der bisherigen Regelung ab. Danach sollen nur Stammfahrgäste, die dem öffentlichen Nahverkehr bis Dezember die Treue halten, mit einem Gratismonat rechnen können. S-Bahn-Chef Buchner betonte, dass auch Fahrgäste, die ihre Jahreskarte per Einmalzahlung am Automaten oder Fahrkartenschalter gekauft haben, berücksichtigt werden. Einen Ausgleich für Studenten mit Semesterticket lehnt die Bahn dagegen weiterhin strikt ab. „Das Semesterticket ist hoch rabattiert und das billigste Angebot weit und breit“, sagte Homburg.
Der Fahrgastverband hatte erst am Wochenende eine Korrektur der Entschädigungsregelung gefordert, da sie ungerecht sei. Gestern sprach sich auch CDU-Landeschef Franke Henkel für eine großzügigere Entschädigungen der S-Bahn-Nutzer aus. Wer für Juli und August eine Monatskarte erworben hat, soll diese gegen zwei weitere kostenlos umtauschen können. Abonnenten müssten zwei Monatsraten statt nur einer erstattet bekommen.
Die Bahn will alles dafür tun, dass nach Ende der Sommerferien „der nächste Schritt zur Rückkehr zum Regelverkehr“ getan werden kann. Nach wie vor steht der Bahntochter ein Großteil der Fahrzeugflotte nicht zur Verfügung, weil Räder und Achsen auf mögliche Schäden untersucht werden. Waren Mitte Juli gerade einmal 165 von insgesamt 632 sogenannten Viertelzügen einsatzbereit, so stehen jetzt 229 Zwei-Wagen-Einheiten zur Verfügung. Ab morgen soll der Bestand auf 270 Viertelzüge anwachsen, das entspricht knapp der Hälfte der Kapazität, die für einen regulären Fahrplanbetrieb benötigt wird.
Von Mittwoch an kann dadurch auf den beiden zentralen Achsen – der Stadtbahn und im Nord-Süd-Tunnel – im Durchschnitt wieder alle fünf Minuten ein S-Bahn-Zug fahren. Doch auch im Südwesten gibt es einen ersten Schritt bei der Rückkehr zur Normalität. Dann wird die S1 wieder durchgehend alle 20 Minuten zwischen Potsdam und Oranienburg fahren. Wegen Bauarbeiten war die wichtige Nord-Süd-Verbindung fast zwei Wochen lang zwischen Wannsee und Schlachtensee unterbrochen. Auch auf dem derzeit noch von Bussen bedienten Streckenabschnitt zwischen Wannsee und Westkreuz werden wieder Züge fahren, allerdings nur im Pendelverkehr alle 20 Minuten mit Halt in Grunewald und Nikolassee. Schienersatzverkehr mit Bussen wird es laut Buchner nur noch für die Linie S5 zwischen Strausberg und Strausberg Nord geben. Der Schnellbus SXF1 zwischen Südkreuz und Flughafen Schönefeld kann aber weiter als Ersatz für die weiterhin eingestellte Linie S45 ohne den üblichen Preisaufschlag genutzt werden.
Viele Züge zum Olympiastadion
Die meisten der aus den Werkstätten wieder zurückgekehrten Züge will die S-Bahn aber auf den vier sogenannten WM-Linien S5, S7, S75 und S9 einsetzen, damit die Besucher der Leichtathletik-Weltmeisterschaft (15. bis 23. August) schnell zu den Wettkampforten und zurück befördert werden können. So werden zwischen Olympiastadion und der Innenstadt sowie zwischen Olympiastadion und Spandau stündlich zwölf Züge pro Richtung fahren. „Das ist mehr, als der Regelfahrplan vorsieht“, betont S-Bahn-Chef Buchner. Nach Wettkampfschluss stellt die S-Bahn noch Zusatzzüge bereit, die von Olympiastadion bis Zoologischer Garten fahren sollen. „Zur Leichtathletik-WM ab Sonnabend werden die S-Bahner ihr Bestes geben, um zum Gelingen dieser einzigartigen internationalen Sportveranstaltung beizutragen“, so Homburg.
Auch die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) kündigten Zusatzangebote zur WM an. Laut Vorstandschef Andreas Sturmowski wird die BVG die Züge auf der U-Bahn-Linie U2 tagsüber alle fünf Minuten fahren lassen. Er kündigte auch an, dass der Zubringer zum Strandbad Wannsee (Linie 312) weiter ab Bahnhof Wannsee (und nicht von Nikolassee) fahren wird.