Berlin-Mitte

Straßenstrich rückt näher an Hackeschen Markt

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Katrin Rausch

Straßenstrich, Heizpilze und unpassierbare Gehwege – die Nerven der Anwohner rund um den Hackeschen Markt liegen blank. Doch dem Ordnungsamt sind die Hände gebunden. Personalmangel ist einer der Gründe.

Am Hackeschen Markt in Mitte wird es langsam eng: Tische, Stühle und Werbetafeln der Gaststätten blockieren zunehmend die Fußwege. Viele Anwohner stoßen sich auch an der Straßenprostitution, die von der Oranienburger Straße herüberschwappt, und bei einigen Gastronomen entzündet sich Ärger an Heizpilzen, die Konkurrenten aufstellen, obwohl das nicht mehr gestattet ist. Vielfältig waren die Beschwerden, die etwa 25 Anwohner und Gewerbetreibende der Spandauer Vorstadt in der Bürgersprechstunde der Bezirksstadträte Carsten Spallek (CDU) und Ephraim Gothe (SPD) vorbrachten.

Vor allem beim Thema Heizpilze kochten die Emotionen hoch. Vor rund einem Jahr verbot das Ordnungsamt Mitte den Gastronomiebetrieben das Aufstellen der Geräte, die die Gäste auf den Terrassen wärmen sollten. Einige Gastronomen bauten ihre Heizpilze auch folgsam ab – andere hingegen ließen sie stehen. Das sorgt für großen Unmut bei denjenigen, die sich an die Regel halten, an vorderster Front die Betreiber des bayerischen Gasthauses Weihenstephaner. „Das ist Wettbewerbsverzerrung“, beschwerte sich Weihenstephaner-Chef Erwin Leitner lautstark. „Bei den anderen sind die Terrassen voll, bei mir sind sie leer. Ich habe hier 25 Mitarbeiter, die auf ihren Job angewiesen sind.“ Bezirksstadtrat Gothe räumte ein: „Das dürfte nicht sein.“ Dass Regelverstöße nach dem Eindruck der Gastronomen nur unzureichend geahndet werden, liegt laut Ordnungsamt am Personalmangel.

56 Ordnungshüter sind nach Angaben der Behörde für den gesamten Bezirk Mitte zuständig – dies sei bei weitem nicht genug, um den umfangreichen Aufgaben gerecht zu werden, hieß es. Spallek und Gothe baten die wütenden Gastwirte daher um Geduld. Die sollen auch die Anwohner aufbringen, die sich vor allem über Tische und Stühle auf Fußwegen beschwerten. Spallek machte klar: „Wir sind nicht in der Lage, 24 Stunden am Tag und sieben Tage in der Woche so zu kontrollieren, dass sich alle Gastronomen an die Regeln halten.“

Wenig Hoffnung auf Besserung gibt es auch für das Problem der zunehmenden Straßenprostitution am Hackeschen Markt. Anwohner stört vor allem, dass sie auf der Straße häufig von Prostituierten angesprochen werden und ihnen aufgrund der engen Straßen kaum ausweichen können. „Der Kiez rückt näher ran an den Markt“, brachte es Gero Winiarski vom Weihenstephaner auf den Punkt.

Dem Ordnungsamt sind allerdings die Hände gebunden. „Wir können dagegen nichts machen, denn Prostitution ist legal, und auf der Straße zu stehen, ist nicht verboten“, machte Spallek klar. Anders sei es, wenn die Spandauer Vorstadt vom Innensenator zum Sperrbezirk erklärt werden würde. Dies müsse aber politisch gewollt sein. Die für Anwohner und Gastwirte ernüchternde Prognose lautet daher: „Am aktuellen Zustand wird sich in absehbarer Zeit nichts ändern.“