Seit 80 Jahren überspannt die Brücke der Hochbahn die Kreuzung Schönhauser Allee und Bornholmer Straße in Prenzlauer Berg. Jetzt wird sie demontiert und verschrottet - die Kreuzung bleibt über Pfingsten gesperrt. Und bis die U-Bahn-Linie U2 wieder fahren kann, wird es noch einige Zeit dauern.
Seit Sonnabendmorgen verwandelt sich die Brücke der Hochbahn Stück für Stück in 160 Tonnen Altstahl, fressen sich Schneidbrenner in das rostige Metall. Funken fliegen. Flüssiges Metall tropft auf die Straße, knallt beim Ablöschen mit Wasser wie Pistolenschüsse. Über der Kreuzung im Norden des Ortsteils liegt der Geruch einer Stahlhütte.
Um 7.06 Uhr schon, Stunden vor dem Zeitplan, hängt das erste Brückenteil, etwa 25 Tonnen schwer, am Haken des Krans, landet in kleinere Stücke geschnitten schließlich im bereitstehenden Container. Zehnmal vollzieht sich die spektakuläre Prozedur vor den Augen der Schaulustigen, dann ist die 68 Meter lange Stahlkonstruktion verschwunden. Spätestens am Sonntagmorgen sollte es so weit sein, wahrscheinlich aber klappt es schon in der Nacht. „Wir sind schneller als gedacht“, sagt Reinhard Sept, Projektleiter bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG).
Die BVG saniert seit Himmelfahrt die Hochbahnlinie U2. Während Bahnhöfe und Viadukte eine längst fällige Rundumkur bekommen, wird die Brücke über der viel befahrenen Kreuzung komplett erneuert. Andernfalls wäre eine monatelange Sperrung der Durchfahrt Bornholmer und Wisbyer Straße nötig gewesen, wie Bauchef Uwe Kutscher erläutert. Deshalb wird die neue Brücke auf einem Gelände an der Ostseestraße vormontiert, bevor sie an einem weiteren Wochenende im September eingebaut wird. Etwa fünf Millionen Euro kosten Abriss- und Neubau.
Was eine langfristige Sperrung der Kreuzung bedeutet hätte, können Autofahrer seit Sonnabend nur erahnen. Auf vier Umleitungsstrecken werden sie weiträumig um die gesperrte Kreuzung geleitet. Weil viele Berliner über das „lange Wochenende“ verreist sind, läuft der Verkehr zunächst weitgehend staufrei. Im Rückreiseverkehr am Montag rechnet die Verkehrsmanagementzentrale aber mit Behinderungen auf den Umleitungsstrecken.
Die gute Nachricht für die Autofahrer lautet daher: Spätestens zum morgendlichen Berufsverkehr am Dienstag sollen die Straßen wieder frei sein. „Eventuell schon früher“, wie Projektleiter Sept betont. Sollten die Arbeiten weiter so reibungslos verlaufen wie Sonnabend, könne die Kreuzung auch am Montagabend schon wieder befahrbar sein. Die Fahrgäste der seit fünf Wochen gesperrten Straßenbahnlinien M?13 und 50 hingegen müssen sich in jedem Fall noch bis zum Betriebsbeginn am Mittwoch gedulden. Erst nachdem die Brücke komplett verschwunden ist, können die Montagetrupps der BVG anrücken, um die Gleise zu säubern, vor allem aber die abgebauten Oberleitungen neu zu installieren.
Noch länger müssen die Nutzer der U2 warten. Wegen der Viaduktsanierung bleibt sie noch bis Oktober zwischen Schönhauser Allee und Pankow gesperrt. Auch die Straßenbahn M1 fährt nicht.