Pro: Vielleicht können in der überhitzten Debatte um den Ausbau der A100 ein paar Zahlen für Abkühlung sorgen. Direkt betroffen sind Mieter in 200 Wohnungen, Pächter von 300 Kleingärten und 298 Bäume. Die Menschen werden entschädigt, dafür sind viele Millionen Euro vorgesehen. Die Trasse kommt in einen Trog, die Autos rollen auf Flüsterbelag, fast 700 neue Bäume werden als Ausgleich gepflanzt. Nebenbei bemerkt: Die Rechnung von knapp 420 Millionen Euro zahlt zu einem großen Teil der Bund. Das sind überprüfbare Fakten, die meisten Gegenargumente jedoch nicht. Von „Dauerstau“ ist die Rede und „Affront gegen den Klimaschutz“. Verlangsamen Autos, die sich heute durch Grenzallee und Köpenicker Landstraße schieben – übrigens ohne Lärmschutzwand – die Erderwärmung? Die A100 bündelt Autoverkehr, der Wohnquartiere verstopft. Also: Die Vorteile überwiegen. Und das klamme Berlin muss nichts bezahlen. Fazit: Einfach mit dem Bau beginnen. Hans Evert
Contra: Der Ausbau der A100 ist gleich aus mehreren Gründen Unsinn. Es ist nicht nachzuvollziehen, dass ausgerechnet mitten in Berlin die teuerste Autobahn Deutschlands entstehen soll – zumal die Zahl der Fahrzeuge in Berlin rückläufig ist und weiter rückläufig sein wird. Eine Stadt, die sich den Umweltschutz und zukunftsweisende Technologien auf die Fahne geschrieben hat, zeigt zudem ihre Hilflosigkeit, wenn sie an autovernarrten Konzepten aus den 70er-Jahren festhält, während anderswo über die Gleichberechtigung von Verkehrsteilnehmern und moderne Verkehrslenkung diskutiert wird. Und schließlich: Während anderen Städte bemüht sind, den Verkehr aus ihren Innenstädten herauszuhalten und Umgehungsstraßen errichten, will Berlin das Gegenteil zulassen. Der Wirtschaftsverkehr, der bislang auf dem Berliner Ring die Stadt umfährt, wird eingeladen, künftig den direkten Weg durch die Stadt zu nehmen. Das verstehe, wer will. Mit Vernunft hat das nichts zu tun. Jens Anker