Serie

Wie Friedrichshain-Kreuzberg 2010 grüner wird

| Lesedauer: 10 Minuten
Isabell Jürgens

Was ändert sich 2010 in den zwölf Bezirken? Morgenpost Online stellt die wichtigsten Neuerungen in einer Serie vor. Friedrichshain-Kreuzberg gehört zu den einwohnerstärksten und dichtbebautesten Bezirken Berlins. Die Schaffung von mehr Grünanlagen und Uferwegen gehört deshalb zu den wichtigsten Projekten des Bezirks im Jahr 2010.

Mit mehr als 270.000 Einwohnern gehört der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg zu den einwohnerstärksten und dichtbebautesten in der Stadt. Mit einem Durchschnittsalter von 36,9 Jahren ist Friedrichshain-Kreuzberg zudem der Bezirk mit den jüngsten Einwohnern. Die Schaffung von mehr Grünanlagen und Uferwegen gehört deshalb zu den wichtigsten Projekten des Bezirks im Jahr 2010.

Bauprojekte

Ostkreuz

Das mit Abstand größte Bauprojekt hat zugleich auch große Auswirkungen nicht nur auf die Anwohner, sondern viele Berliner auch aus anderen Bezirken. Der Bahnhof Ostkreuz ist mit täglich bis zu 140.000 Reisenden der wichtigste Umsteigebahnhof im gesamten Berliner S-Bahn-Netz. Gleich neun Linien verkehren hier. In den Um- und Ausbau investiert die Bahn mehr als 400 Millionen Euro. Die 2008 begonnen Arbeiten bei laufendem Betrieb führen auch 2010 wieder zu zahlreichen Einschränkungen für die Fahrgäste. Der Kreuzungsbahnhof soll bis 2016 komplett modernisiert und erweitert werden. Tipp: Am Dienstag (26. Januar 2010), 19 Uhr, lädt die Bahn zu einer Informationsveranstaltung „Bauen am Ostkreuz im Jahr 2010“ ein. Ort: Oberstufenzentrum, Marktstraße 2-3.

Hoteleröffnung

Das Flagship- und Kongresshotel der NH-Gruppe wird Ende 2010 im Osthafen eröffnet. Architekt Sergei Tchoban lieferte den Entwurf für das Gebäude an der Stralauer Allee mit seinem markanten, weit ausragenden „Kranhaus“. Das 4-Sterne-NH-Hotel wird 307 Zimmer, darunter 50 Suiten haben, zudem ein Konferenzzentrum, Restaurants und einen Wellnessbereich. Baukosten: 70Millionen Euro.

Zentralbibliothek

Die ehemalige Realschule an der Frankfurter Allee 14A wird unter Hochdruck zur Zentralbibliothek des Bezirks ausgebaut. Auf einer Fläche von 2600 Quadratmetern soll Platz für Bücher und andere Medien sowie für Veranstaltungen entstehen. 2009 waren die Arbeiten begonnen worden. „Ende 2010 sollen die Räume fertig sein, der Mietvertrag für die alten Räumlichkeiten an der Grünberger Straße läuft zum Jahresbeginn 2011 aus“, sagt Bezirksbürgermeister Franz Schulz (Grüne). Die Kosten in Höhe von rund 5,2 Millionen Euro werden aus mehreren Förderprogrammen bestritten.

Grünanlagen

Park am Gleisdreieck

Gleich zwei neue Grünanlagen werden im Bezirk 2010 fertig – einer im Ortsteil Kreuzberg, einer in Friedrichshain. Die Landschaftsbaumaßnahmen für die östliche Hälfte des Parks am Gleisdreieck auf dem Gelände des ehemaligen Anhalter Güterbahnhofs wird Ende 2010 fertig gestellt. Auf dem 17 Hektar großen Areal am Gleisdreieck zwischen Möckernstraße, Yorckbrücken und S-Bahn entstehen nicht nur Grün- sondern auch Freizeitsportflächen. Der westliche Teil (neun Hektar) wird zeitlich versetzt 2011 eröffnet.

Park an der Spree

Nachdem Ende 2009 der East-Side-Park hinter der gleichnamigen Mauergalerie fertig wurde, folgt in diesem Frühjahr eine zweite Grünanlage auf dem ehemaligen Mauerstreifen an der Spree: Der Park an der Spree, nur durch ein Baufeld vom East-Side-Park getrennt. Nach Abschluss der Gartenarbeiten wird das Kultur- und Zirkuszelt „Shakespeare Theatre“ wieder auf die zwei Hektar große Fläche ziehen.

U-Bahn-Sanierung

U-Bahnhof Mehringdamm

Bis Ende 2010 wird der U-Bahnhof Mehringdamm (Linien U6 und U7) bei laufendem Betrieb saniert. Der Grund: Die Tunnelabdeckungen sind im Laufe der vergangenen Jahrzehnte undicht geworden. Die Kosten der im Herbst begonnenen Baumaßnahme in Höhe von drei Millionen Euro trägt die BVG.

Gleisdreieck

Während die Fahrgäste am Mehringdamm lediglich mit Baustaub und Lärm rechnen müssen, werden die Nutzer der Linie U1 sich erneut auf Schienenersatzverkehr einrichten müssen: Im Sommer 2010 geht es am Gleisdreieck weiter mit der Viaduktsanierung. Die Linie wird zwischen Möckernstraße und Wittenbergplatz vom 5. Juli bis 23. August voll gesperrt. Fahrgäste müssen in dieser Bauphase auf die U2 umsteigen. Zwischen den Stationen Möckernbrücke und Mendelssohn-Bartholdy-Park pendeln Ersatzbusse.

Verkehr

Karl-Marx-Allee

Auch auf den Straßenverkehr haben die Arbeiten an U- und S-Bahn Auswirkungen. So drohen bis Mitte 2010 Staus zwischen Strausberger Platz und Frankfurter Tor, weil auch dort die U-Bahntunnel abgedichtet werden. Wegen der Tunnelsanierung an der Linie U5 gibt es auch im Bereich des U-Bahnhofs Schillingstraße in Mitte Behinderungen.

Kynaststraße

Der Umbau des Bahnhofs Ostkreuz bringt auch für Autofahrer weitere Probleme. Bis voraussichtlich Ende März drohen Staus, weil die Kynaststraße gesperrt ist.

Im Laufe des Jahres 2010 werden noch größere Tiefbaumaßnahmen in der Rigaer Straße und am Knoten Pariser Kommune/Rüdersdorfer Straße vorgenommen. Die geplanten neuen Straßensanierungen der Eldenaer Straße und des Abschnitts Rigaer Straße in Richtung Bersarinplatz können dagegen wegen der „vorläufigen Haushaltswirtschaft“ (siehe Finanzen) nicht begonnen werden.

Finanzen

Haushaltsdefizit Friedrichshain-Kreuzberg wurde vom Senat unter „vorläufige Haushaltswirtschaft“ gestellt. Der Senat gibt dem Bezirk damit vor, mit den Haushaltsplänen für 2010/11 sämtliche Schulden abzubauen. Zulässig sind damit nur noch die unbedingt notwendigen Ausgaben, um Einrichtungen zu erhalten sowie gesetzliche Aufgaben und rechtliche Verpflichtungen zu erfüllen.

„Das Defizit für 2010 beträgt sechs Millionen Euro“, sagt der Bürgermeister Schulz. Für 2011 beträgt die Finanzierungslücke sogar sieben Millionen Euro. Das bedeutet: „Keine Neueinstellungen, keine Fördermaßnahmen“, sagt Schulz. Wie dass Haushaltsloch gestopft werden soll, ist noch offen. Schulz: „Wir werden aber keine Kultur- und Jugendeinrichtungen schließen.“

Parkraumbewirtschaftung

Automaten im Szenekiez

Das Bezirksamt strebt eine neue Parkraumbewirtschaftungszone westlich und östlich der Warschauer Straße an, teilt Bürgermeister Franz Schulz mit: „Wir sind optimistisch, dass wir alle dafür erforderlichen Schritte bis zur zweiten Jahreshälfte absolviert haben.“ Der genaue Zuschnitt der kostenpflichtigen Parkzone, die auch das Gebiet rund um den Boxhagener Platz beinhalten soll, steht noch nicht fest. „Das werden die Verkehrsgutachten ergeben“, sagt Schulz. Das Bezirksamt plane, noch Ende dieses Jahres mit dem Aufstellen der Parkscheinautomaten zu beginnen.

Schulreform

Neun neue SekundarschulenIm Zuge der Schulreform werden in Berlin aus den bisherigen Haupt-, Real- und Gesamtschulen 121 Sekundarschulen gebildet. Neun davon werden in Friedrichshain-Kreuzberg im kommenden Schuljahr an den Start gehen: Die bisherigen Gesamtschulen Hector-Petersen, Ellen-Key und Carl-von-Ossietzky werden zu Sekundarschulen, genauso wie die Realschulen Georg-Weerth- und Emanuel-Lasker-und die Eckert-Hauptschule. Fusionieren werden die Freiligrath-Hauptschule und die Borsig-Realschule am Standort Bergmannstraße 64 sowie die Zelter-Hauptschule und die Klein-Hauptschule am Standort Skalitzer Straße 55. Im Gebäude der Borsig-Schule soll für die Klein/Zelter-Fusionsschule später eine gymnasiale Oberstufe eingerichtet werden. An der Graefestraße 85-88 entsteht zudem eine neue Sekundarschule, in der auch die Hauptschule „Stadt-als-Schule“ integriert wird. Ganztagsgymnasium wird die Hermann-Hesse-Oberschule.

Wirtschaft

Modehafen

Das neue Modezentrum „Labels 2“ am Osthafen bietet Platz für Messen, Kongresse – und 23 Showrooms. Bis auf einen kleinen Showroom sind alle an Modefirmen wie Puma, S.Oliver, Street One sowie auch kleinere Modeagenturen vermietet. Am 19. Januar wird die Eröffnungsparty gefeiert. Der Geschäftsführer des „Labels“-Projektmanagement, Stefan Sihler hat bereits angekündigt, ein benachbartes Grundstück von der landeseigenen Behala für den Bau von Labels 3 erwerben zu wollen. Dann würden insgesamt 50 bis 60 Modeunternehmen bei ihm Platz finden.

Strandbars

Bar 25

Der Szenetreff Bar 25 an der Spree in Friedrichshain kann auch in der nächsten Saison an seinem Standort bleiben. Die BSR als Grundstückseigentümerin hat den Betreibern eine Vertragsverlängerung angeboten. Ende 2010 jedoch soll die Strandbar weichen. Das kontaminierte Erdreich wird saniert. Die BSR will auf dem Areal das Mediaspree-Projekt „SpreeUrban“ bauen lassen, hat aber noch keinen Investor. „Auch bei den anderen Strandbars kann der Betrieb 2010 unverändert weiter gehen“, so Bürgermeister Schulz.

Kultur

Künstlerhaus Bethanien

Das Künstlerhaus Bethanien verlässt das alte Diakonissen-Krankenhaus am Mariannenplatz. Nach 35 Jahren ziehen die Künstler im Juni 2010 vom Mariannenplatz in ein neues Atelier- und Ausstellungszentrum an der Kottbusser Straße/Ecke Kohlfurter Straße. Die Besetzung des Südflügels 2005 durch Linksautonome und deren Duldung hätten die Arbeit zunehmend erschwert. Der Bezirk will das Künstlerhaus nun in ein soziokulturelles Zentrum umwandeln. Das neue Domizil des Künstlerhauses ist ein klassischer Kreuzberger Gewerbehof aus der Gründerzeit „und bietet mit einer Gesamtfläche von rund 10.000 Quadratmetern sogar noch mehr Platz für Ateliers und Ausstellungsräume als das Bethanien“, informiert Sprecherin Christina Sickert. Vermieter ist übrigens die Immobilienfirma Berggruen Holdings. Nicolas Berggruen ist der Sohn des 2007 gestorbenen Kunstsammlers und Berliner Ehrenbürgers Heinz Berggruen.

West Side Gallery

Die weiße Westseite der East Side Gallery darf in diesem Jahr bemalt werden. Das entschied eine Mehrheit aus Grünen und Linken in der Bezirksverordneten-Versammlung (BVV). Zweimal jährlich sollen Künstler die Wand gestalten, im Wettbewerbverfahren werden sie durch eine fachkundige Jury ausgewählt. Das konkrete Konzept wird noch vom Bezirksamt ausgearbeitet.

Gesundheit

Fixerstube

Nachdem der sogenannte Druckraum in der Dresdner Straße am Kottbusser Tor im Juni 2009 geschlossen wurde, soll noch in diesem Frühjahr eine neue Fixerstube in der Reichenberger Straße eröffnet werden. Zwar hat sich dagegen eine Initiative gegründet, doch Bürgermeister Schulz hofft, auf den regelmäßig einmal im Monat stattfindenden Informationsrunden zu diesem Thema die Bedenken der Anwohner ausräumen zu können. Ein 800 Quadratmeter großes Gebäude in der Reichenberger Straße soll an fünf Tagen pro Woche Junkies die Möglichkeit geben, sich unter hygienischen Umständen ihren Schuss zu setzen.