Serie

Treptow-Köpenick erhält 2010 ein neues Image

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Sabine Flatau

Foto: David Heerde

Was ändert sich 2010 in den zwölf Bezirken? Morgenpost Online stellt die wichtigsten Neuerungen in einer Serie vor. Der Bezirk Treptow-Köpenick im Berliner Südosten zieht immer mehr Studenten, Familien und Unternehmer an. Er wächst im Schatten des entstehenden Großflughafens BBI

Industriebrachen werden erschlossen, Firmen bauen ihren Sitz aus, neue Wohnsiedlungen entstehen. Trotz der Wirtschaftskrise verspricht 2010 ein gutes Jahr für den Südostbezirk zu werden. Dass er sich so gut entwickelt, führt Baustadtrat Rainer Hölmer (SPD) auf den künftigen Großflughafen BBI in Schönefeld zurück. Auch die Bevölkerungszahl wächst kontinuierlich. Im Dezember 2007 hatte Treptow-Köpenick 237.777 Einwohner. Ein Jahr später war die Zahl auf 239.405 gewachsen, im April 2009 auf 239.632.

Sparzwang

Verwaltung : Unternehmen und Privatleute investieren, doch die öffentliche Hand muss sparen, wo es irgend geht. Der Bezirk wird weniger Geld für die Unterhaltung von Gebäuden, für Personal, Sachmittel und Investitionen ausgeben. 25 Stellen werden in der Verwaltung eingespart, Verwaltungsgebäude sollen aufgegeben werden. Die Förderung für Sportvereine sei weitgehend gestrichen, sagt Stadtrat Svend Simdorn (CDU). Viele Sportanlagen des Bezirks seien zu wenig ausgelastet – das müsse sich ändern. Eine Bibliothek werde 2010 geschlossen, kündigt der Stadtrat an, vielleicht sogar eine zweite. Seit dem 1. Januar ist das Bürgeramt Friedrichshagen offiziell geschlossen. Gründe seien Personalmangel und die geringste Auslastung unter den vier Bürgerämtern des Bezirks, so Simdorn. Trotz aller Sparmaßnahmen seien vier Millionen Euro an Ausgaben im Jahr 2010 noch nicht im Haushaltsplan des Bezirks gedeckt, sagt Baustadtrat Hölmer.

Wissenschaft

Adlershof : Der Technologiepark Adlershof boomt. Weil attraktive Mietflächen gefragt sind, baut die Wista-Management GmbH bis April 2010 ein weiteres Gebäude zum Zentrum für Informations- und Medientechnologie aus. Sie investiert etwa 8,6 Millionen Euro in diesen Umbau und weitere 30,5 Millionen Euro in den Neubau des Zentrums für Mikrosysteme und Materialien, der im Dezember abgeschlossen sein soll. Im April soll das neue Büro- und Laborgebäude der Gesellschaft zur Förderung angewandter Informatik fertig sein. Die Kosten betragen etwa 5,2 Millionen Euro.

Oberschöneweide : Die Hochschule für Technik und Wirtschaft hat ihren Umzug nach Oberschöneweide abgeschlossen. Etwa 10.000 Studenten werden auf dem Campus am Spreeufer ausgebildet. Rund 60 verschiedene Studiengänge in den Bereichen Technik, Wirtschaft, Informatik, Kultur und Gestaltung sind im Angebot. Neu ist der Bachelor-Studiengang International Business, der im Sommer startet. Es gibt bereits 145 Bewerber auf 40 Plätze. Erstmals will die HTW an der Langen Nacht der Wissenschaft am 4. Juni teilnehmen.

Bauvorhaben

Puerto Verde: Etwa 400 Wohneinheiten in Einfamilien-, Doppel- und Reihenhäusern an der Dahme baut die deutsch-spanische Projektentwicklungsgruppe Meermann-Chamartin am Ufer der Dahme in Grünau. Die Siedlung „Puerto Verde“ bekommt einen Hafen, eine Kita, Cafés und kleine Geschäfte. Es wird drei Bauabschnitte geben. Baubeginn für 80 bis 90 Wohneinheiten ist im ersten Halbjahr 2010. Dann beginnt auch der Vertrieb. Auf dem 100.000 Quadratmeter großen Grundstück produzierte früher der VEB Berlin-Chemie. Seit 2007 arbeiten die Projektentwickler auf dem Gelände. Weil die Pläne geändert wurden, hat sich der Baustart verzögert. Ursprünglich sollten die ersten Bewohner schon 2009 einziehen.

Kodak-Gelände : Die Berner Group will auf einem Gelände der Kodak AG an der Friedrichshagener Straße eine Siedlung mit 20.000 Quadratmeter Wohnfläche bauen. In sieben denkmalgeschützten Gebäuden sollen Eigentumswohnungen entstehen. Reihenhäuser sind geplant. Das Investitionsvolumen liegt bei 60 Millionen Euro. Der Bauantrag ist gestellt. 2010 wird die Genehmigung erwartet. Dann soll der Bau losgehen.

Preußensiedlung : Im Juli soll die Sanierung der denkmalgeschützten Preußensiedlung in Altglienicke beginnen. Das kündigt der neue Eigentümer und Investor, die Terraplan Grundstücksentwicklungsgesellschaft aus Nürnberg an. Sie investiert etwa 8,5 Millionen Euro in das verfallende Ensemble. 38 Häuser werden mit Privatgärten, Terrassen und Balkons ausgestattet sein. Die meisten haben etwa 60 Quadratmeter Wohnfläche. Die Siedlung wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von den Architekten Muthesius, Bel und Clement entworfen. Die Häuser liegen an kleinen Straßen innerhalb des Ensembles, es gibt einen Platz und kleine Torbögen. Der Vertrieb der Eigentumswohnungen hat begonnen. Die Preise liegen zwischen 2900 und 3000 Euro je Quadratmeter.

Mittelpunktbibliothek : Köpenick hat sie schon. Auch Treptow soll eine Mittelpunktsbibliothek bekommen. 2010 werde sie geplant, eventuell könne auch schon mit dem Bau begonnen werden, kündigt Stadtrat Simdorn an. Sein Ziel: „Standorte konzentrieren und Bildungsleuchttürme schaffen mit exzellentem Service und guter Ausstattung.“ Die Treptower Mittelpunktbibliothek könnte in der denkmalgeschützten Alten Feuerwache in Niederschöneweide eingerichtet werden. Geschätzte Gesamtkosten: etwa fünf Millionen Euro.

Industriebrache : Ein Tochterunternehmen der Gruppe Möbel-Krieger hat von der TLG Immobilien ein 71.000 Quadratmeter großes Grundstück an der Schnellerstraße in Niederschöneweide gekauft. Die Brache, auf der früher die Berliner Metallhütten- und Halbzeugwerke (BMHW) produzierten, soll für Einzelhandel entwickelt werden. Das gesamte Areal wird über neue Straßen erschlossen, die zum Spreeufer und am Ufer entlangführen. Für eine denkmalgeschützte Brauerei an der Schnellerstraße interessiert sich die Bauhaus AG, die einen Baumarkt einrichten will. Die Verhandlungen laufen.

Einkaufszentrum : Auf dem Grundstück gegenüber vom Forum Köpenick will ein Hamburger Investor ein Einkaufszentrum bauen. Im Erdgeschoss werden die Läden zur Bahnhofstraße hin öffnen. Auch im Obergeschoss sind Geschäfte geplant. Der Investor habe die erforderlichen Flächen gekauft, ein städtebaulicher Vertrag mit dem Bezirksamt sei noch Ende 2009 unterzeichnet worden, sagt Baustadtrat Hölmer. 2010 sollen die Pläne detailliert werden. Auch der Elcknerplatz zwischen Bahnhof Köpenick und dem neuen Einkaufszentrum bekommt eine neue Gestalt.

Sport- und Freizeiteinrichtungen

Schwimmhalle : Die Schwimmhalle im Allendeviertel öffnet wieder im Frühherbst. Wegen umfassender Betonschäden sind die Becken abgerissen und neu gegossen worden. Fassade und Dach wurden erneuert und mit einer Dämmschicht ausgerüstet. Etwa 1,9 Millionen Euro kosten die Arbeiten.

Mellowpark : Die bekannte Jugendeinrichtung Mellowpark mit Anlagen für Skater und BMX-Fahrer wird 2010 ihre erste Saison am neuen Standort bestreiten. Der Bezirk stellt eine 60.000 Quadratmeter große Fläche am Spreeufer zur Verfügung, an der Straße An der Wuhlheide. Auf der Fläche liegt das ehemalige Paul-Zobel-Stadion. Verträge zwischen dem Mellowpark-Betreiber Alleins e.V. und dem Bezirksamt sollen abgeschlossen werden. Der Verein musste das Mellowpark-Gelände an der Friedrichshagener Straße räumen.

Campingplatz : Der Campingplatz „Am Krossinsee“ soll zum Frühjahr 2010 einen neuen Betreiber bekommen. Das Bezirksamt führt ein Interessenbekundungsverfahren für den Betrieb der 90.000 Quadratmeter großen Anlage durch. Zur Fläche gehören etwa 300 Dauercampingplätze und 17 Ferienhäuser, außerdem ein Restaurant, ein Minimarkt, ein Sanitärhaus und technische Gebäude.

Wassersportmuseum : Die Verantwortung für das Wassersportmuseum in Grünau liegt ab 2010 bei der Senatsverwaltung für Inneres und Sport. Sie will eine höhere öffentliche Akzeptanz schaffen und bessere Voraussetzungen für eine Profilierung. Das Museum mit Exponaten zur Geschichte des Wassersports gehörte zuvor zur Stiftung Stadtmuseum.

Schulreform

Sekundarschulen : Zum Schuljahr 2010/2011 bilden sich sechs Sekundarschulen. Es sind die jetzige Merian-Gesamtschule, die Hans-Grade-, die Bölsche-, die Newton- und die Fritz-Kühn-Realschule und die Haupt- und Realschule an der Dahme. Die Sekundarschulen entstehen ohne Fusion. Die Amelia-Earhart-Hauptschule in Plänterwald wird aufgegeben, dort entstehen Lernwerkstätten. Die Montgolfier-Oberschule in Johannisthal wird Ganztagsgymnasium.

Verkehr

Adlershof : Der Umbau des S-Bahnhofs Adlershof für mehr als 30 Millionen Euro soll im Frühjahr abgeschlossen werden.

Wendenschloßstraße : Die Wendenschloßstraße in Köpenick, zurzeit einspurig und nur in einer Richtung befahrbar, soll nach Umbau im Herbst 2010 wieder offen sein.

Wilhelmshagen : Der S-Bahnhof Wilhelmshagen wird ab 18. Januar mit Mitteln aus dem Konjunkturprogramm der Bundesregierung erneuert. Bis März werden die Bahnsteigdächer und die Beleuchtungsanlage erneuert sowie ein Blindenleitsystem eingerichtet.