Filmpremiere in Berlin

Polizei verdrängt Demonstranten gegen Tom Cruise

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Hollywood-Star Tom Cruise hat im Theater am Potsdamer Platz seinen Film "Operation Walküre" vorgestellt. Der Kinostreifen beschäftigt sich mit dem Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944. Vor der Premiere gab es politische Kritik und lautstarken Protest wegen Cruise’ Mitgliedschaft bei Scientology.

Der Stauffenbergfilm „Operation Walküre“ hat am Dienstagabend in Berlin seine Europapremiere gefeiert. Im Rampenlicht stand Hauptdarsteller Tom Cruise (46). Trotz der Kälte ließ Cruise es sich nicht nehmen, mehr als eine Stunde lang Autogramme und Interviews zu geben. „Ich halte ganz gut durch“, sagte der 46-Jährige mit einem Lächeln. Berlin empfange ihn „herzlich und warm an diesem kalten Tag“. Neben Cruise kamen weitere Darsteller aus dem Film, darunter Carice van Houten, Christian Berkel und Thomas Kretschmann. Einige hundert Schaulustige hatten vor dem Theater am Potsdamer Platz auf die Stars gewartet.

Rund ein Dutzend Demonstranten, die lautstark die Scientology-Mitgliedschaft des Schauspielers anprangerten, drängte die Polizei sofort ab. Der Film von Bryan Singer startet an diesem Donnerstag in den deutschen Kinos. Unter den Gästen waren auch der ehemalige Tagesthemen-Moderator Ulrich Wickert, der den Film mit Vorfreude erwartete.

"Ich verstehe nicht, warum dieser Film so umstritten ist. Cruise ist ein hervorragender Schauspieler und Produzent“, sagte Wickert. Unter den Gästen waren außerdem „Tatort“-Kommissarin Andrea Sawatzki, sowie die Schauspieler Thomas Heintze, Anna Maria Mühe, Til Schweiger, Sebastian Koch und Sven Martinek. Auf der Gästeliste standen außerdem Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner, Friede Springer, Historiker Guido Knopp, Star-Trompeter Till Brönner, Regisseur Florian Gallenberger und Schauspielerin Julia Jentsch. Auch Mitglieder der Stauffenberg-Familie hatten zugesagt, darunter Berthold Schenk Graf von Stauffenberg, der älteste Sohn des Hitler-Attentäters.

Der bereits im Vorfeld kontrovers diskutierte US-Film erzählt vom deutschen Widerstand gegen den Nazi-Diktator Adolf Hitler und von den gescheiterten Attentaten auf den Despoten. Die „Walküre“-Dreharbeiten in Deutschland im vergangenen Jahr hatten für hitzige Debatten gesorgt. Strittig war, ob ein bekennender Scientologe wie Hollywoodstar Cruise die Hauptrolle übernehmen und ob Aufnahmen im Innenhof des Berliner Bendlerblocks genehmigt werden dürften.

„Der Film tut Deutschland in Amerika einen großen Dienst“, sagte Darsteller Kretschmann (46) vorab. Er spielt den Hitler treu ergebenen Major Otto Ernst Remer. In den USA werde er meistens gefragt, ob er vor den Dreharbeiten überhaupt vom 20. Juli 1944 gewusst habe. Dort hätten „die wenigsten“ schon von dem Widerstand gegen Hitler gehört. Durch den Film werde das Thema bekannter. Der Film sei auch als „gute Unterhaltung“ gedacht und weniger als lehrreiche, dokumentarische Geschichtsstunde.

Auch Cruise selbst musste am Nachmittag Fragen beantworten, wie stark ihn das Thema beschäftigt hat: „Ich glaube, kein Film, den ich je gemacht habe, hat mich stärker herausgefordert“, sagte Cruise. Einerseits sei es darum gegangen, der Verantwortung gegenüber der Geschichte gerecht zu werden. Andererseits wollte man den Geist des Widerstands wiederaufleben lassen und dann noch der Welt ein Stück Unterhaltung bieten.

Wirbel hatte vor allem die Frage ausgelöst, ob ein bekennender Scientologe wie Cruise den deutschen Helden spielen darf. Politiker von CDU und FDP hatten Cruise scharf kritisiert und zum Teil zum Boykott des Filmes aufgerufen. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit sagte dazu: „Die Diskussion ist ja nun beendet. Er hat ihn gespielt. Ansonsten ist natürlich alles, was mit Scientology zusammenhängt, abzulehnen.“ Darauf ging Cruise, der am Nachmittag leger gekleidet im schwarzen Poloshirt vor die Journalisten trat, nicht weiter ein. Für ihn sei es entscheidend, einen guten Film zu machen, betonte er mehrfach. „Ich bin dazu da, mein Publikum gefangen zu nehmen und zu unterhalten.“ Die Debatten habe er mitbekommen. Aber die Filmwelt sei das eine, das Drumherum das andere. Jedenfalls sei er in Deutschland immer gut behandelt worden.

Cruise mochte das Thema nicht, das war schnell zu merken. Viel lieber wollte er über seine Rolle sprechen. Zum Beispiel darüber, wie emotional die letzte Szene des Films für ihn war, als Stauffenberg am Bendlerblock, heute Sitz des Verteidigungsministeriums, exekutiert wird. „Diesen Moment werde ich nie vergessen. Wir fühlten uns sehr privilegiert, dort drehen zu können“, sagte Cruise. Das zuständige Finanzministerium hatte im Juni 2007 zunächst die Drehgenehmigung verweigert, weil man die Würde des Ortes bedroht sah.

Durch den Film habe er einiges gelernt. „Als Kind wunderte ich mich, warum niemand versuchte, ihn (Hitler) zu stoppen“, meinte Cruise. Jetzt verstehe er die Geschichte besser. „Keiner kannte die Geschichte zuvor und jetzt gibt es kraftvolle Diskussionen.“

In Stauffenberg konnte sich der Filmstar (“Top Gun“, Mission Impossible“, „Eyes Wide Shut“) gut hineinversetzen. Er glaube, er selbst hätte Hitler auch töten wollen, sagte er.

Dass in Europa ein Film über einen Widerstandskämpfer just an dem Tag startet, an dem in den USA mit Barack Obama der erste schwarze Präsident sein Amt antritt, freute Cruise. „Ich bin sehr aufgeregt, was die Zukunft für unser Land bringen wird. Es ist außerordentlich und historisch. Alle von uns wünschen unserem Präsidenten das aller, aller beste.“

( mut/pop/ap/dpa/ddp/hed )