Flughafen Tempelhof

Nun beginnen Bund und Berlin die Preisverhandlungen

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Katrin Schoelkopf

Jetzt haben der Bund und Berlin es schwarz auf weiß: Die Bundesanteile am Flughafen Tempelhof sind 40 Millionen Euro wert. Es ist dem Senat also nicht gelungen, den Flughafen madig und so günstiger zu machen. Während nun verhandelt wird, wie viel Geld Berlin tatsächlich an den Bund zahlen wird, ist für die erste Großveranstaltung bereits der Vertrag unterzeichnet.

Das Wertgutachten zur Ermittlung des Kaufpreises für den Flughafen Tempelhof liegt vor. Demnach beträgt der Verkehrswert für die bundeseigenen Anteile am Flughafen 40 Millionen Euro. Mögliche Altlasten auf dem Flughafengelände, die kaufpreismindernd wirken könnten, wurden bei der Ermittlung des Verkehrswertes nicht berücksichtigt.

Das Gutachten, dass der Gutachterausschuss für Grundstückswerte des Landes Berlin vorgelegt hat, umfasst knapp 200 Seiten und dient als Grundlage für die Kaufverhandlungen zwischen dem Land Berlin und dem Bund. Wie berichtet, hatte der Bund im Zuge der Verhandlungen über die Hauptstadtfinanzierung im November 2007 zur Bedingung gemacht, das Berlin den Flughafen in Gänze übernimmt. Denn Berlin hatte sich geweigert, den Flugbetrieb in Tempelhof bis 2011 weiterzuführen und damit nach Ansicht des Bundes die Vermarktungschancen geschmälert. Über ein Gutachten sollte der Verkehrswert als Grundlage für die Kaufpreisverhandlungen ermittelt werden. werden. Dem Bund gehören 83 Prozent des Flughafengebäudes und 53 Prozent der Freifläche, dem Land Berlin der jeweilige Rest.

Der Bund zeigte sich zufrieden mit der Höhe des Verkehrswertes, der mit der bisherigen Einschätzung der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) nahezu übereinstimmt. „Wir werden jetzt überprüfen, auf welchen Grundlagen der Wert beruht, und dann gucken, auf was wir uns mit Berlin einigen“, sagte Bima-Vorstand Dirk Kühnau. Vor Januar werde man sich nicht zusammensetzen. Aber der Verkauf der bundeseigenen Anteile an Berlin könne gut in den nächsten sechs Monaten über die Bühne gehen.

Von Seiten des Berliner Finanzsenators Thilo Sarrazin (SPD) hieß es lediglich, dass das Gutachten seit Mittwoch vorliege und nun auf Plausibilität geprüft und dann mit dem Bund erörtert werde. Zur Höhe des ermittelten Verkehrswertes und zu einem möglichen Übernahmetermin gab es weder aus dem Haus des Finanzsenators noch aus der Senatskanzlei eine Stellungnahme. Ursprünglich hatte es geheißen, dass sich Bund und Land Berlin nach Vorlage des Verkehrswerts, spätestens nach einem halben Jahr, auf einen Kaufpreis einigen wollen. Dies wurde nun weder von der Bima noch vom Senat bestätigt.

„Uns steht ein komplizierter Verhandlungsprozess bevor“, sagte Senatssprecher Richard Meng. Das Defizit des Flughafens und die Altlastensanierung würden dabei eine Rolle spielen. Berlin, insbesondere der Finanzsenator Thilo Sarrazin und der Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (beide SPD) hatten in der Vergangegenheit den Wert des Flughafen heruntergeredet. Sarrazin nannte das Gebäude „ein ziemlich verdorbenes, von Maden zerfressenes Filetstück“ und Wowereit den Wert des Flughafens „im Ist-Zustand gleich Null“. Zur Altlastenfrage aber musste der Finanzsenator vor 14 Tagen im Hauptausschuss einräumen, dass es sein Traum gewesen sei, den Preis mit Altlasten drücken zu können, aber „das Graben im Sand nicht wahnsinnig viel zu Tage gefördert habe“.

265.000 Menschen zu Großveranstaltung erwartet

Die Berliner Immobilienmanagement Gesellschaft (BIM) hat inzwischen nach der Schließung des Flughafens Tempelhof am 30. Oktober den ersten großen Mietvertrag über die Nutzung des Flughafenfelds abgeschlossen. Nutzer ist die EDDA Konzert und Theater Veranstaltungs GmbH mit Sitz in Wandlitz, die der im nächsten Jahr zum vierten Mal stattfindenden Pyronale auf dem Maifeld Konkurrenz machen will. So wird EDDA vom 9 bis 11. Juli nächsten Jahres auf dem gesamten Flughafenfeld die „Pyromusikale, das weltgrößte Festival der Musikfeuerwerke“ veranstalten. Zu der weltweiten Premiere des dreitägigen Festivals, das von Pyrokünstlern aus aller Welt inszeniert wird, erwartet EDDA-Geschäftsführer Hans-Georg Kehse 265.000 Zuschauern.

In der Show werden nach Angaben der BIM sieben Feuerwerke mit Livebegleitung des Neuen Sinfonieorchesters Berlin gezeigt. Darüber hinaus findet ein Internationaler Kompositionswettbewerb für Feuerwerks-Musik statt. Auch das Berlin-Logo „be berlin“ wird als „weltgrößtes Feuerbild“ zu sehen sein. Gezündet werden die größten Feuerwerkskörper, die in 600 Metern Höhe ihren Glanz mit einem Durchmesser von einem halben Kilometer erstrahlen lassen. An keinem anderen Ort der Welt ließe sich so ein Festival veranstalten, sagt Kehse. Der Flughafen Tempelhof sei dafür ein einmaliger Ort.

Der Vertrag zwischen BIM und EDDA läuft drei Jahre mit der Option, ihn um zwei Jahre zu verlängern. Der erfolgreiche Vertragsabschluss beweise, dass das Flughafengelände sich optimal für Groß-Veranstaltungen anbiete, sagt BIM-Geschäftsführer Sven Lemiss.

Die BIM als Tochtergesellschaft des Landes Berlin managt seit dem 1. November und im Auftrag der Flughafeneigentümer Bund und Berlin den inzwischen geschlossenen Flughafen. Das jährliche Defizit, für das Berlin und der Bund aufkommen müssen, liegt nach Angaben von Berlins Finanzsenator bei 9,6 Millionen Euro. Nach dem Kauf der bundeseigenen Anteile muss Berlin allein dafür aufkommen.