Der Flughafen Tempelhof ist Geschichte: Nach einer turbulenten Abschiedsfeier, bei der geladene Gäste den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit ausbuhten, gingen die Lichter aus. Zu schnell – drei Maschinen konnten nicht mehr abheben. Jetzt müssen sie wohl auf dem Landweg abtransportiert werden.
Am Ende gelang den Freunden des Berliner Flughafens Tempelhof noch ein Überraschungscoup: Die Motoren eines historischen Rosinenbombers und einer legendären Tante Ju brummten schon, als eine Gruppe Flugschüler am Donnerstagabend auf dem Vorfeld plötzlich ein Transparent entrollte: „Tempelhof bleibt! Wowi fliegt“, lautete ihre trotzige Botschaft an die geladenen Gäste, die zur feierlichen Abschiedsveranstaltung für den Innenstadtflughafen gekommen waren. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), dem der Protest mit schrillen Trillerpfeifen galt, war da schon entschwunden. Die letzten Maschinen hoben um 23.55 Uhr ab: eine Junkers und ein Rosinenbomber. Und drei Flugzeuge blieben am Boden. Dort stehen sie noch immer.
Die Besitzer der Maschinen hatten am Donnerstag die letzte Gelegenheit zum Abflug versäumt. Wie ein Sprecher der Berliner Flughäfen mitteilte, müssen die beiden Antonov-Doppeldecker und die Cessna vermutlich per Tieflader abtransportiert werden. Einen Termin dafür gebe es aber noch nicht.
Das Problem: Seit Mitternacht ist Tempelhof kein Verkehrsflughafen mehr, darum darf auch nich mehr von dort aus geflogen werden. Allerdings hieß es von Seiten der Luftverkehrsbehörde, dass theoretisch auch Ausnahmegenehmigungen möglich seien.
"Ausnahmegenehmigungen können erteilt werden, sofern das Verlassen von Tempelhof aus unausweichlichen Gründen nicht möglich ist", sagte die Chefin der zuständigen Luftverkehrsbehörde, Regina Rausch-Gast. Allerdings müssten die betroffenen Piloten eine entsprechende Anfrage bei der Luftverkehrsbehörde stellen. "Andernfalls handelt es sich um eine Ordnungswidrigkeit oder sogar eine strafbare Handlung, wenn nach der Schließung geflogen wird", sagte Rausch-Gast.
Laut Thilo Schmidt vom Veranstalter "Last Chance Tempelhof", der Rundflüge mit der Antonow AN II anbietet, hatte das Wetter den Start verhindert. „Die Wolkendecke sank nachmittags auf 150 bis 160 Meter, damit kann man in der Stadt nicht fliegen“, erklärte Schmidt. Die Antonov fliege ohne Instrumente, ein Blindflug des Piloten durch die Wolken sei nicht zu verantworten. Flughafensprecher Ralf Kunkel dagegen vermutet hier eine "Provokation" seitens der Besitzer der Maschinen. Allen Eignern und Piloten sei seit Wochen die Beendigung des Flugbetriebs bekannt gewesen. Neben der „Air Tempelhof“-Maschine blieben eine weitere Antonov und eine Cessna auf dem Rollfeld zurück.
Möglicherweise müssen die Maschinen nun auseinandergenommen und per Tieflader abtransportiert werden. Allerdings hoffen die Besitzer auf eine Sonderfluggenehmigung. „Unser Pilot versucht, mit den Behörden eine Lösung zu finden“, sagte Tilo Schmidt.
Nach Darstellung der Flughafengesellschaft hatten sich die Betreiber der Maschinen nicht um das schlechter werdende Wetter gekümmert, um am letzten Tag Tempelhofs noch möglichst viele Rundflüge anbieten zu können. „Die Flughafengesellschaft unterstellt uns Absicht oder eine Provokation, aber das ist Unsinn“, sagte Schmidt. Mittags seien die Wetterberichte noch gut gewesen.
Die Maschine der Baureihe AN-2 aus dem Jahr 1968 ist im brandenburgischen Finow beheimatet. Wenn es keine Fluggenehmigung gibt, müsste das Flugzeug mit seiner Spannweite von rund 18 Metern entweder zerlegt auf einem Tieflader oder per Hubschrauber dorthin gebracht werden, wie Schmidt sagte.
AP/dpa/BMO/dino