System-Gastronomie kann ein einträgliches Geschäft sein: Die Kette „Vapiano“ startete vor zwölf Jahren und macht heute jährlich rund 340 Millionen Euro Umsatz. Vermutlich stand diese Erfolgsstory Pate für die neu eröffnete „Kantine Deluxe“ in der Nähe des Alexanderplatzes in Berlin-Mitte. Rund eine Million Euro wurden in das Restaurant investiert. Auch hier ist das Ambiente sauber und chic, gekocht wird mit frischen Zutaten und beim Bestellen kommt technischer Schnickschnack zum Zuge.
Dem Gast werden zur Begrüßung ein Samsung-Tablet und eine Chipkarte in die Hand gedrückt. Man wischt und tippt auf dem Touchscreen, um Suppen, Vorspeisen, Pizza, Pasta, Salat, Schnitzel, Desserts und Getränken auszuwählen und zu ordern.
Das klingt fortschrittlich und simpel, ist es aber nicht: Die Servicekräfte müssen den Gästen beim Bestellen helfen. Draußen versagt die Methode vollends. Wer in der Sonne sitzt, muss erst einmal in den Schatten gehen, um das Display zu entziffern. Bestellt man Vorspeise und Hauptspeise gleichzeitig, muss man beides auch gleichzeitig an der Essenausgabe abholen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wünscht man sich mehr Personal und weniger Technik.
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Und das Essen? Es gerät in der Luxus-Kantine beinahe zwangsläufig zur Nebensache. Die Sellerie-Apfel-Ingwer-Suppe zu 4,50 Euro schmeckte reichlich fad. Als Hauptgericht gab es passable Tagliatelle, die jedoch mit lieblos drapiertem Rucola, trockenen Garnelen und undefinierbarem Ricotta-Pesto serviert wurden (10,50 Euro). Fazit: Die Zukunft der Systemgastronomie, wie auch immer sie aussehen mag, wurde hier nicht erfunden.
Kantine Deluxe, Spandauer Str. 2, Berlin-Mitte, Tel. 34 39 26 26, täglich von 10.30–0 Uhr