Ein wenig ist noch übrig vom DDR-Charme. In den standardisierten Hochhäusern der sozialistischen Wohnungsbauprogramme waren im Parterre häufig Restaurants vorgesehen, gut frequentiert und mitunter bis heute in Betrieb. „Zur Jannowitzbrücke“ ist so eines. Trotz der architektonischen Gegebenheiten ist es durch uriges Innenleben ein heimeliger Ort mit großen Fenstern hinaus auf die S-Bahn. Eine Berlin-Kulisse par excellence, unweit des Alexanderplatzes, wo man trotz großen Publikumsverkehrs kaum vernünftige Gaststätten findet.
Allein deswegen lohnen die drei Minuten Fußweg zur Jannowitzbrücke. Im familiengeführten Restaurant nimmt man sich Zeit, sowohl für die Gäste als auch für die Speisen, und hält sich zugute, noch niemanden hungrig nach Hause geschickt zu haben. Es wird traditionsbewusst gekocht wie bei Muttern. Wann immer sich die Gelegenheit bietet, hält die Chefin einen Plausch mit den Gästen.
Vorspeisen oder Kleingerichte wie Strammer Max (5,50 Euro) oder Toast Hawaii (5,80 Euro) stehen auf der Karte, Eintöpfe wie Kartoffelsuppe oder Kesselgulasch (je 5,80 Euro) und deftige Hauptgerichte, Berliner Apfelleber etwa, Königsberger Klopse, Sülze nach eigener Rezeptur des Küchenchefs oder Berliner Bratwurst mit Sauerkraut und frisch gestampftem Kartoffelpüree (alle 9,50 Euro). Wer richtig zuschlagen möchte, nimmt den Wildschweinbraten (12,50 Euro) oder die Steakpfanne (13 Euro). Auch das Würzfleisch (3,90 Euro) ist ein unvermindert beliebter Klassiker aus DDR-Zeiten. Mit Käse überbacken und viel Worcestersauce. Wer das liebt, wird zufrieden sein.
„Zur Jannowitzbrücke“, Holzmarktstraße 75, Mitte, Tel. (030) 249 35 91, täglich 12-24 Uhr