Teilen ist das neue Haben, lautet der Glaubensgrundsatz der neuen Internet-Philosophie „Sharing Economy“, dem Wirtschaften durch Teilen. Dass man damit aber auch etwas nebenbei verdienen kann, zeigen diese Apps.
Online-Flohmarkt Stuffle
Der Keller voller Krimskrams: Ein Fall für den Flohmarkt. Aber wer will schon im Regen stundenlang mit seiner Comicsammlung oder dem Kaffeeservice auf dem Marktplatz stehen und frieren – Das muss nicht sein. Stuffle ist ein Online-Flohmarkt für iPhone/iPad und Android-Geräte. In Berlin hat Stuffle nach eigenen Angaben derzeit rund 45.000 aktive Nutzer. Diese haben zusammen mehr als 100.000 Angebote eingestellt, die insgesamt einen Umsatz von rund 200.000 Euro erreicht haben.
Und so geht’s: App auf dem Mobilgerät starten, Produkt beschreiben und fotografieren, Preis festlegen, hochladen und abwarten. Wer will, kann das Angebot in sozialen Netzwerken teilen und so sein Publikum vergrößern. Interessenten sehen sich die Stuffle-Bildergalerien an, können beim Anbieter per Kurznachricht weitere Informationen einholen oder über den Preis feilschen. Bezahlt wird per Überweisung, per Lastschrift mit dem Bezahldienstleister „ClickandBuy“ oder in bar bei der Übergabe.
Stuffle gibt es seit Mai 2012. Und inzwischen scheint die Idee auch Investoren zu faszinieren: Dieser Tage gab das Start-up bekannt, dass es mehrere Millionen Euro von Tivola Ventures und Leverate Media erhalten hat, um die Plattform wachsen zu lassen.
Stuffle ist nicht die einzige Flohmarkt-App. Eine Alternative ist Shpock.
Mila baut Dienstleistungsbörse auf
Mila ist ein Internet-Marktplatz für Dienstleistungen aller Art: Handwerkerarbeiten, Fenster putzen, Fahrräder reparieren, Massagen, Haare schneiden und Fotografieren zum Beispiel. Er bringt die Menschen in der Umgebung zusammen, die füreinander Dinge erledigen oder Dienstleistungen tauschen.
Und so geht’s: Webseite oder eine mobile App (iOS und Android) öffnen, registrieren und die Dienstleistung anbieten. Die Angebote werden in neun Kategorien unterteilt auf der Website/App gelistet – zum Beispiel eine Stunde im echten B737-Flugsimulator für 79 Euro, eine Fußreflexzonenmassage für 29 Euro oder acht Stunden Malerarbeiten für 96 Euro. Bezahlt wird in bar, mit Kreditkarte oder via PayPal. Mila erhält eine Vermittlungsprovision von acht Prozent, die im angegebenen Preis enthalten ist.
Neben Berlin wird Mila in Zürich genutzt. Die Mila Europe GmbH in Berlin wurde im Juli 2013 gegründet und hat aktuell elf Mitarbeiter.
reBuy vermarktet gebrauchte Mobiltelefone
In deutschen Haushalten lagern schätzungsweise 120 Millionen Althandys. Knapp drei Viertel der Deutschen besitzen mindestens ein Mobiltelefon, das sie nicht mehr benutzen. Davon besitzen sogar 45 Prozent zwei oder mehr ungenutzte Handys, so eine Statistik. Bares Geld, das da in Schubladen verstaubt.
Mit einem Second-Hand-Laden für Videospiele fing alles an. Inzwischen ist ein Logistikzentrum mit fast 10.000 Quadratmeter Fläche in Rudow daraus geworden: reBuy ist ein Onlinehändler für gebrauchte Smartphones, Tablets und Computer sowie Medienartikel wie Bücher, CDs, DVDs und Games. Die Gründer haben ihren Markt gefunden: reBuy konnte den Umsatz aus 2012 nach eigenen Angaben nahezu verdoppeln und erzielt einen Umsatz von mehr als 40 Million Euro. Zudem hat reBuy das vierte Quartal in 2012 profitabel abgeschlossen und den Break Even erreicht.
Und so funktioniert’s: Auf der Website den Modellnamen in die Eingabemaske eintippen, kurz den Zustand bewerten und schon gibt die Seite den aktuellen Ankaufspreis aus. Wenn der Kunde mit dem Preis einverstanden ist, kann er den Verkauf abschließen. Versandschein ausdrucken, auf das Paket kleben und auf Wunsch holt der Postbote das Gerät von Zuhause ab. Für Medienartikel (DVD, Filme, Bücher, etc.) gibt es eine Smartphone-App, mit der die Barcodes eingescannt werden können
reBuy ist nicht der einzige Second-Hand-Händler in diesen Branchen: momox und WirKaufens bieten ähnliche Dienstleistungen an.
Carzapp findet Mieter fürs private Auto
Viele Privatfahrzeuge stehen stunden- oder langeweise ungenutzt herum – im Durchschnitt 23 Stunden pro Tag und Fahrzeug, so eine Statistik. Warum also das eigene Auto nicht vermieten, so lange man es nicht selbst braucht? Mit carzapp ist das möglich – wenngleich bislang nur im Rahmen eines Betatests.
Die Berliner Gründer Oliver Lünstedt und Sahil Sachdeva haben dazu mit dem ZappKit eine Hardwarelösung entwickelt, welche modellunabhängig in alle Fahrzeuge mit Zentralverriegelung installiert werden kann und die es ermöglicht, Autos ohne Schlüsselübergabe, flexibel und spontan zu mieten und zu vermieten. Dabei wird eine Smartphone-App zum Autoschlüssel. Mit ihr wird das Fahrzeug geöffnet und anschließend die Fahrt abgerechnet. Wann, an wen und zu welchem Preis der Besitzer sein Auto verleihen möchte, bestimmt er selbst. Während der gesamten Mietzeit sind beide Parteien zudem automatisch durch eine Rundum-Versicherung geschützt.
Knappe Parkplätze mit parku teilen
Was Carzapp mit Autos plant, bietet Parku für Parkplätze an. Das Schweizer Start-up hat jetzt ein Berliner Büro eröffnet. „Insbesondere in Großstädten sind Autofahrer ständig auf der Suche nach freien Parkplätzen. Gleichzeitig wird ein Großteil privater und gewerblicher Parkflächen nicht genutzt. Genau das wollen wir mit parku ändern“, erklärt Gründer Aurel Albrecht. Für Vermieter – egal ob privat oder gewerblich – kann das ein attraktiver Nebenerwerb werden.
Geschäfte und Privatpersonen stellen ihre ungenutzten Parkflächen zur Verfügung, die Parkplatzsuchende im Voraus oder in Echtzeit über die Website oder die mobile App reservieren können. In der Schweiz konnten dadurch bisher über 1000 Parkplätze zur Verfügung gestellt werden.
Parkplatzsuchende werden direkt per Navigation zum gemieteten Parkplatz geleitet. Schranken oder Gitter lassen sich aus der App heraus öffnen. Dazu haben die Gründer die „Sesam-Box“ entwickelt, die Hardware wird an der Schließanlage montiert. Die deutsche App steht bereits im Apple Store – und bald auch im Google Play Store – zum Download bereit.
Ein Marktplatz für Kreative
Designer und Kreativhandwerker können ihre Waren auf der Plattform Etsy anbieten. Sie eröffnen dort einen Shop und präsentieren darin den 15 Millionen internationalen Nutzern ihre Exponate. Das funktioniert mit dem Browser, dem iPhone, iPad oder Android. 3,5 Prozent des Verkaufspreises bleiben bei Etsy, den Rest behält der Anbieter.
Etsy ist nicht die einzige Kreativplattform. Dawanda hat ein ähnliches Angebot und ist auf dem deutschen Markt auch stärker vertreten.