Studie

Internetbranche wird zum Stützpfeiler für Berlins Wirtschaft

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Jürgen Stüber

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Alle 20 Stunden entsteht in Berlin ein neues Start-up. Die Internetunternehmen tragen mehr als fünf Prozent zum Gesamtumsatz der Wirtschaft bei. Die Branche wächst in Rekordgeschwindigkeit.

Die digitale Wirtschaft ist in Berlin mittlerweile so bedeutsam wie der Tourismus und deutlich wichtiger als die Baubranche geworden. Das sagte der Regierende Bürgermeister, Klaus Wowereit, bei der Präsentation einer Studie der Investitionsbank Berlin (IBB). Berlin ist den Zahlen zufolge die digitale Hauptstadt Deutschlands geworden.

Danach liegt der Anteil der digitalen Wirtschaft an der gesamten Berliner Wirtschaftsleistung vor der Baubranche (3,7 Prozent) und fast gleichauf mit dem Tourismus (4,3 Prozent). Sie erreicht bei einer Bruttowertschöpfung von 3,9 Milliarden Euro jährlich einen Anteil von 4,2 Prozent an der gesamten Berliner Wirtschaftsleistung.

Wowereit sagte zum Ergebnis der Studie: „Die digitale Wirtschaft hat sich mittlerweile zu einem wichtigen Sektor der Berliner Wirtschaft entwickelt. Insgesamt steuert die Branche mit 8,9 Milliarden Euro 5,3 Prozent des Gesamtumsatzes der Berliner Wirtschaft bei. Das zeigt, dass Berlin auch im internationalen Vergleich eine Metropole der Internetwirtschaft mit großen Perspektiven geworden ist.“

Alle 20 Stunden ein neues Start-up

Der Vorsitzende des Vorstands der IBB, Ulrich Kissing, sagte: „Berlin ist aber nicht nur eine digitale Stadt – es ist auch eine Gründerstadt. Vor allem im Bereich der digitalen Wirtschaft hat sich eine lebendige und kreative Gründerszene entwickelt, die auch international große Beachtung findet. Alle 20 Stunden wird ein neues Internetunternehmen in Berlin gegründet. Das ist der beste Beleg für die Dynamik Berlins in diesem Sektor.“

Berlin braucht den Vergleich mit anderen deutschen Metropolregionen nicht zu scheuen. Die Stadt lag im vergangenen Jahr mit 469 Betriebsgründungen bzw. mit 2,8 neu gegründeten Betrieben pro 10.000 Erwerbstätigen im Vergleich der großen deutschen Städte an vorderster Stelle.

Fast 40.000 Beschäftigte in Digitalunternehmen

In Deutschland insgesamt wurde pro 10.000 Erwerbstätige gerade einmal eine Internetfirma gegründet. Nur noch München kann mit dem Berliner Ergebnis Schritt halten und erreichte ebenfalls 2,8. Es folgen Frankfurt am Main (2,3 Internetfirmengründungen pro 10.000 Erwerbstätige), Dresden (1,9), Köln (1,7), Düsseldorf (1,6), Hamburg (1,5), Stuttgart (1,1) und Dortmund (0,8).

Auch bei der Zahl der Beschäftigten in der digitalen Wirtschaft lag Berlin mit 37.524 auf dem ersten Platz – vor München (35.940) und Hamburg (29.573). Allerdings liegt die Bayern-Metropole bei der Beschäftigungsintensität mit 4,4 deutlich vor Berlin (2,8) und etwa gleichauf mit Hamburg, Frankfurt/Main und Köln. Die Beschäftigungsintensität ist eine Größe, die das Verhältnis von Erwerbstätigen der Branche in Relation zur gesamten Wirtschaft beschreibt, wie IBB-Volkswirt Hartmut Mertens erläutert.

Branche in Berlin wächst schneller als München

Doch Berlin holt hier schnell auf, wie die Studie zeigt: Noch im Jahr 2008 lag die Beschäftigungsintensität in der digitalen Wirtschaft bei einem Wert von 2,1. Diese These untermauert der Blick auf die Zuwächse bei den Beschäftigten in der digitalen Wirtschaft der einzelnen Regionen: Bezogen auf 2008 verzeichnet Berlin ein Plus von 48,7 Prozent, während Frankfurt/Main ein Plus von 44,1 Prozent verzeichnet, München 43,6 und Dresden 37,1 – weit vor den Metropolen der Rhein-Ruhr-Region un Hamburg.

In der Berliner digitalen Wirtschaft arbeiten rund 62.400 Personen. Rund 75 Prozent dieser Erwerbstätigen sind als sozialversicherungspflichtig Beschäftigte tätig (47.000). Jeder Fünfte ist als Selbstständiger in diesem Bereich aktiv sind (13.266). Nur 3,4 Prozent aller in den Berliner Internet-Branchen Erwerbstätigen gehen einer ausschließlich geringfügigen Beschäftigung nach (2139). Werkstudenten und Praktikanten tauchen in der Statistik allerdings nicht auf, wie bei der Vorstellung der Studie gesagt wurde.