Messenger Apps erleben ein gigantisches Wachstum. Viele Dienste aus den USA haben Nutzerzahlen im dreistelligen Millionenbereich und erhalten achtstellige Investments. Auch soziale Netzwerke schenken diesem Markt immer mehr Aufmerksamkeit – Facebook sowieso und Google+ nun auch mit den neuen Hangouts, die den Dienst Talk ersetzen. Der Erfolg WhatsApp ist legendär. Das ruft Start-ups auf den Plan.
Das Team um Moped-Gründer Schuyler Deerman hat seit dem Start der ersten Version der Plattform im März 2012 hart gearbeitet. Die Oberfläche erscheint in einem neuen Design und wurde aufgeräumt. Die Software hat neue Funktionen erhalten. Das Berliner Start-up Moped launcht am Donnerstag die neu gestaltete Messaging-Plattform. Sie ist vor allem für Arbeitsteams und Unternehmen, aber auch für die private Nutzung konzipiert: mit der Integration fremder Dienste, eingebetteten Links und Medien, Echtzeit-Synchronisation auf mobilen und stationären Geräten, E-Mail-Integration, Gruppen und Galerien.
„Wir wollten keinen weiteren geschlossenen Nachrichtendienst erfinden“, sagt Schuyler Deerman. „Uns ging es darum, mit Moped die Welt durch die Linse eines Web-Service zu betrachten.“
Webservices in die Plattform integriert
Das bedeutet für Deerman, Webservices in die Plattform zu integrieren, die der Nutzer ohnehin schon verwendet. Mit einem Klick lassen sich Kontakte aus dem eigenen Adressbuch oder von den Netzwerken LinkedIn, G-Mail, Facebook und Twitter hinzufügen. Über diese Dienste ist auch das Log-in möglich.
So wächst das Moped-Netzwerk schnell auf eine interessante Größe an und der Nutzer kann ohne Plattformwechsel mit seinen Freunden kommunizieren. An seine Textnachrichten kann er Karten, Check-ins, Links und Fotos (mit Effektfilter ähnlich Instagram) hängen.
Messenger mit E-Mail-Funktion
Jeder Nutzer kann aus seinen Kontakten Gruppen bilden, die einfach miteinander kommunizieren können. Aus Moped heraus können auch E-Mail gesendet werden.
Die Plattform ist offen für Drittanbieter, beispielsweise die Plattform IFTTT, auf der Nutzer Aufträge erteilen können, die von den IFTTT-Bots dann automatisch ausgeführt werden – beispielsweise „Sende mit eine Nachricht auf Moped, wenn der Wetterbericht Regen voraussagt“ oder „Sende eine Moped-Nachricht, wenn jemand ein Instagram-Foto mit einem bestimmten Tag veröffentlicht“. Diese Befehle lassen sich frei programmieren.
Links zur persönlichen Dropbox integriert
„Moped ist wie ein Schweizer Armeemesser – extrem funktional, besonders, wenn man es mit IFTTT verbindet“, sagt Linden Tibbets, der CEO dieser Plattform.
Ähnlich funktioniert das mit dem Cloudspeicherservice Dropbox, der sich ebenfalls in Moped integrieren lässt. Dateilinks können als Nachricht gesendet und dann von ihrem Adressaten mit einem Klick gespeichert werden. Die Dropbox erhält automatisch einen neuen Moped-Ordner.
Heißer Markt für Messenger-Apps
„Die Nutzung von Dropbox in Teams und kleinen Betrieben wächst rasant“, sagt Sean Lynch, Produktmanager des Clouddienstes. Er bezeichnete die Integration beider Portale als gutes Beispiel für die Nutzung der offenen Dropbox-Programmschnittstelle.
Messaging-Dienste gelten bei Investoren zur Zeit als besonders heiß: 20 Millionen Dollar flossen in diesem Jahr für die Plattform Kik, 5,5 Millionen Dollar für CoTap, 13 Millionen für imo.im, 10 Millionen für MessageMe, wie der Branchendienst Techcrunch schreibt. Ende 2012 gab es 30 Millionen für Voxer und zwei Millionen Dollar für Talkbits. Diese Liste ließe sich fast beliebig fortsetzen.
Eine Million Euro von Earlybird
Auch Moped hat eine Finanzierung erhalten: Der Kapitalgeber Earlybird hat eine Million Euro in das Start-up investiert. Dessen Partner Ciaran O’Leary begründet sein Investment so: „Moped ist keine weitere Messaging-App, sondern eine offene Plattform, die sich mit anderen Web-Services vernetzt.“
Diese Vernetzung mache Moped insbesondere für die interne Kommunikation in Unternehmen interessant, sagte Ciaran O’Leary, „ein Bereich, in dem in den letzten 10 bis 20 Jahren kaum Innovationen stattgefunden haben“.
Gründer zieht von Alabama nach Berlin
Die relaunchte Plattform geht als Web-App am Donnerstag nachmittag (6.6.) live. Auch die mobilen Apps erhalten Updates. Für MacOS ist eine Desktop-App geplant, die in den nächsten Wochen erscheinen soll. Ferner gibt es eine Erweiterung für den Google-Browser Chrome, mit der Links direkt an Moped gesendet werden können.
Moped wurde Ende 2011 von Schuyler Deerman gegründet, der aus Alabama (USA) stammt und seit 2006 in Deutschland lebt. Das Start-up hat sieben Mitarbeiter.