Hollywoodstar Ashton Kutcher sollte es richten. Er investierte in Amen und andere Berliner Start-ups. Mit mäßigem Erfolg. Bei seinen Investments trennt sich gerade die Spreu vom Weizen.
Er ist die schillernste Figur unter den Berliner Start-up-Investoren, die dem jungen Ecosystem auch auf der internationalen Bühne Glanz verleiht. Ashton Kutcher, der Nachfolger von Charlie Sheen in der Sitcom „Two and a Half Men“, gilt als der bestbezahlte Hollywood-Serienstar.
Sein Geld steckt der Schauspieler unter anderem in Internet-Start-ups: nicht nur in weltbekannte und erfolgreiche Marken wie Airbnb, Fab, Foursquare, Skype und Soundcloud.
Er investierte auch in kleine Hipster-Firmen wie die Berliner Internet-Plattformen Gidsy und Amen, adelte sie damit und machte sie international bekannt. Ohne Kutchers Investments hätte die breite Öffentlichkeit kaum von diesen Unternehmen erfahren.
Und hier ist der Star nicht immer vom Glück verfolgt, obwohl er als profunder Kenner der Internetszene gilt. Gidsy wurde – wie berichtet – notverkauft. Fast gleichzeitig rutschte die Meinungs-App Amen nach einer Phase der Agonie in eine Krise.
Stille in den sozialen Netzwerken
Nicht nur die Stille auf den Twitter- und Facebook-Profilen des Start-ups lassen das vermuten. Der jüngste Tweet im Amen-Profil erschien am 11. März. Der letzte Facebook-Eintrag wurde am 12. März geschrieben.
Beiträge der Branchendienste Gründerszene und netzwertig vom Dienstag legen eine Amen-Krise nahe. Mitgründerin und Produktchefin Caitlin Winner habe das Unternehmen verlassen, berichten beide übereinstimmend und berufen sich dabei auf verlässliche Quellen. Chefentwickler Ricki Gregersen hat einem Tweet zufolge bereits im April die Segel gestrichen und arbeitet jetzt als freiberuflicher iOS-Programmierer.
Gerüchte über einen Notverkauf
Angeblich ist ein Verkauf des Start-up an die Internetplattform Yahoo! oder den Berliner Musikvideo-Dienst TapeTV geplant. Amen hatte ein Seed-Investment in Höhe von drei Millionen US-Dollar erhalten.
Es stellt sich die Frage, wann Ashton Kutcher den Spaß an den Berliner Hipstern verliert, die ihre Plattformen zwar stylisch gestalten, mit ihnen aber keine relevante Größe erreichen können und kein Geld verdienen.
So funktionieren Amen und Thanks
Auf Amen können Nutzer seit 2011 Statements abgeben nach dem Muster „xxx ist the best/worst yyy ever“ („xxx ist das beste/schlechteste yyy aller Zeiten“).
Mit diesen Nachrichten hat das Unternehmen eine Datenbank aufgebaut, aus der mit einer zweiten Anwendung, der im März 2013 gestarteten App Thanks, Empfehlungen der Amen-Community abgerufen werden können – zum Beispiel das am besten bewertete Berliner Szene-Café.
Anfangs war Amen das meistgehypte Start-up aus Berlin. Doch es wurde schnell still um die Plattform. Anscheinend verloren die Nutzer die Lust an den stereotypen Meinungsäußerungen, die – wie man seit dem Thanks-Start weiß – einzig dazu dienten, die Datenbank des Unternehmen mit nutzergenerierten sozialen Inhalten zu füllen. Doch anscheinend reichte das nicht.
Gründer Felix Petersen äußert sich nicht
Amen- und Thanks-Gründer Felix Petersen versuchte sich noch Ende März mit Durchhalteparolen und kündigte eine Monetarisierung seiner Plattformen an. „Wir sind im Plan“, sagte er in der Szene-Talkshow „Friday at Six“.
Dort räumte er ein, dass seine Plattform öffentliche Aufmerksamkeit verloren habe und die Nutzer Amen anfangs nicht verstanden hätten. Es sei schwer, die Zeit der Nutzer zu gewinnen, sagte Petersen, der in der Internet-Ära vor der Smartphone-Erfindung die damals visionäre Geolocation-Plattform Plazes erfunden hatte. Er hat sie an den seinerzeit mächtigen Telekommunikationskonzern Nokia verkauft. Der Gründer war bislang für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Hollywood-Star sucht Büro in Tel Aviv
Der Nachricht eines Immobilienblogs zufolge sieht Kutcher unterdessen eine Investoren-Zukunft in Israel und sucht mit seinem Venture-Kompagnon und Madonna-Manager Guy Oseary ein Apartment am Rothschild-Boulevard der israelischen Start-up-Metropole Tel Aviv.
Dort will er laut ynetnews einen Start-up-Accelerator eröffnen. Er habe sich die Baustelle eines der luxuriösesten Bürogebäude der Stadt angesehen, wo die Quadratmeter-Miete umgerechnet zirka 30 Euro betragen werde. Tel Aviv gilt dem „Startup Ecosystem Report 2012“ des Telekommunikationskonzerns Telefonica zufolge als weltweit zweitwichtigster Gründer-Hub nach dem Silicon Valley.