Fab

Design-Portal Fab will Edel-Ikea für Großstädter werden

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Hans Evert

Foto: Britta Pedersen / dpa

Noch ist Möbelhandel im Internet kein großes Thema. Start-ups wie Fab wollen das ändern. Die Berliner Europazentrale des US-Unternehmens spielt dabei die Schlüsselrolle

Disruptive“ – zu deutsch zerstörerisch – ist ein Wort, das in der Internetbranche häufig benutzt wird. Gemeint ist damit eine Situation, in der eine neue Technologie einen althergebrachte Branche aufmischt, alte Geschäftsmodelle infrage gestellt werden. Amazon hat das wie kein anderes Unternehmen im Onlinehandel getan, beginnend mit Büchern und CDs.

Maria Molland, Europa-Chefin des Design-Portals Fab, hält jetzt die Lage auf dem Möbelmarkt für „disruptive“. 35 Milliarden Euro, sagt Molland, sei der europäische Möbelmarkt schwer. Nur vier Prozent werden über das Internet abgewickelt. Das will sie von Berlin aus ändern.

Nach zwei Jahren zählt Fab zwölf Millionen Kunden

Fab wurde 2011 als Portal für Design-Produkte gegründet. Das Unternehmen entstand nicht wie die meisten Internet-Start-ups im Silicon Valley in Kalifornien sondern in New York. Stammkundschaft sind Leute im Alter zwischen 25 und 35 Jahren, die in Metropolen leben.

Mittlerweile gibt es Fab zufolge zwölf Millionen Kunden, davon drei Millionen in Europa. 12.000 Designer bieten über die Seite ihre Produkte an. Das Sortiment gleicht dem der Ikea-Selbstbedienungsabteilung, also Sitzkissen, Bettwäsche, Gläser, Lampen, kleine Regale, Kunstdrucke und vieles mehr. Dazu kommt noch Mode und Schmuck.

Aber wer Fab nur für einen gehobenen Internet-Laden für gehobenen Nippes hält, unterschätzt die Ambitionen der Amerikaner. Fab will eine globale Marke werden, zum virtuellen Einrichtungshaus urbaner Milieus. Fab-Gründer Jason Goldberg nennt globale Marken wie Coca-Cola als Vorbild. Als Zielmarke für eine angemessene Unternehmensgröße gilt den Fab-Leuten Amazon.

Umzug mit der Europa-Zentrale nach Berlin

Mit seinen Plänen ist Fab-Gründer Goldberg nicht allein. Derzeit fließt Investorengeld in eine Reihe von Start-ups, die Plattformen für Möbel und Wohneinrichtungen betreiben. Mit dabei ist natürlich auch Berlins größte Start-up-Schmiede Rocket Internet, etwa mit Westwing und Home24.

In der deutschen Hauptstadt hat Fab seit gut einem Jahr seine Europa-Zentrale. Sie wurde von London dorthin verlegt. Gerade hat die Fab-Mannschaft von Maria Molland wieder neue Räume bezogen. Jetzt hat man 6000 Quadratmeter auf sechs Etagen eines Gewerbehofs nahe der Jannowitzbrücke direkt an der Spree gemietet. Noch gibt es viel mehr Platz als Mitarbeiter mit Laptops an langen Tischreihen. Aber Fab wächst schnell.

Mit 30 Leuten fing man in Berlin an, mittlerweile sind es 250. Am Ende diesen Jahres soll mit dem Geschäft in 26 europäischen Ländern ein Umsatz von 80 Millionen Euro erzielt werden. Das wäre eine Verfünffachung um Vergleich zu 2012. Deutschland steht für gut die Hälfte des Europageschäfts.

Unternehmen der Wohlstandsgesellschaft

Fab ist ganz eindeutig ein Unternehmen für eine reife Wohlstandsgesellschaft. Molland spricht vom sinnlichen Einkaufserlebnis, welches das Portal biete. Das Unternehmen setzt auf soziale Netzwerke, also darauf, dass Kunden mit ihren Sachen bei Facebook und Co. entweder angeben oder sich gegenseitig für den guten Geschmack loben.

„Jeder will doch heutzutage individuell sein“, sagt Molland. Das demonstrierten die Menschen gern in der Art und Weise, wie sie ihre Wohnungen und Häuser einrichten. Fabs Geschäftsmodell basiert auf dem Versprechen von der Exklusivität einzigartiger Produkte – ein Ikea für den gehobenen Geschmack.

Vor gut zwei Wochen übernahm Fab das Hamburger Unternehmen Massivkonzept. Dort können Kunden über das Internet Möbel nach ihren Vorstellungen und Maßen bestellen. Zwar lockt auch das schwedische Möbelhaus mit dem Versprechen eines individuellen Geschmacks. Doch mit seinem Welterfolg führte das eher zur ästhetische Gleichschaltung von Wohnungen und Häusern auf der ganzen Welt.

Fab plant Showroom in Berlin

Dennoch hat sich Fab einiges vom schwedischen Möbgelgiganten abgeschaut. Wie Ikea nimmt Fab Designer unter Vertrag und vermarktet die Produkte als „Exklusiv auf Fab“. Und um das Möbelgeschäft so richtig in Fahrt zu bringen, – derzeit kommen davon erst rund fünf Prozent der Umsätze – erwägt Fab auch eigene Einrichtungshäuser. Diese werden allerdings nicht als gigantische Quader in der Nähe von Autobahnkreuzen platziert. Man wolle auch nicht wie im Abholmarkt verkaufen, sondern die eigenen Produkte präsentieren, und Kunden ausprobieren lassen, sagt Maria Molland.

Allerdings rätseln sie bei Fab noch über das genaue Konzept dieser „Showrooms“. „Es könnte ein Netz von 500 werden, vielleicht aber auch nur zehn“, sagt Molland. In jedem Fall wolle man bis Ende diesen Jahres ein oder zwei solcher solcher Präsentationsräume eröffnen. Mutmaßlich wird die Wahl auf New York und Berlin fallen.