Sex-Shop für Frauen

Internet-Sexshop für Frauen Amorelie plant eigene Marken

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René Gribnitz

Foto: Amorelie

Namhafte Geldgeber investierten einen Millionen-Betrag in den im Februar in Berlin gegründeten Lifestyle-Shop für Sexspielzeug. Mit dem Kapital plant Amorelie die Expansion ins Ausland und die Produktion eigener Marken.

Es könnte die Website eines Frauenmagazin sein oder eines Parfümshops. Zumindest auf den ersten Blick. Auf dem zweiten stehen am rechten Bildschirmrand dann eben doch keine Parfum-Flakons, sondern Vibratoren. „Designvibratoren von uns für Dich getestet“, wie es heißt.

Amorelie ist ein im Februar in Berlin gegründeter Internet-Sexshop oder wie es die Mitgründerin Lea Sophie Cramer sagt: „Wir sind ein hochwertiger Lifestyle-Onlineshop für die moderne, selbstbewusste Frau und ihren Partner.“

Das Angebot ist – wenngleich im hochwertigen Premiumbereich – althergebracht: Kondome, Massageöle, Dessous, Sexspielzeug. Die Verpackung allerdings ist neu. Keine Bilder von Frauen in den üblichen Posen und mit XXL-Brüsten, keine „Ich-bin-so-geil-ruf-mich-an“-Ästhetik, mit der die traditionellen Sex-Shops ihre Ware an den Mann bringen. Alles auf der Seite ist mädchenhaft hell und erscheint selbstverständlich. „Wir wollen Frauen und Männer ansprechen, die die traditionellen Sexshops nicht erreichen“, sagt Cramer.

Es ist nicht der erste Versuch, das Geschäft mit Sexspielzeug und Dessous aus dem Umfeld von Bahnhofsecken und Pornoseiten zu holen. Klassische Erotik-Anbieter wie Beate Uhse oder Orion, die vor allem Männer ansprechen, sind diesen Weg schon gegangen, um – eben – Frauen zu erreichen. Ohne großen Erfolg. „Die machen nach wie vor den Fehler, Sexualität hinter dunklen Vorhängen zu verstecken oder zu mystifizieren“, sagt Cramer, „aber an Sexualität ist nichts Mystisches oder Schmuddeliges. Sexualität gehört für uns in die Mitte der Gesellschaft und so präsentieren wir uns.“

Otto Capital und Paua investieren siebenstellig

Mit diesem Konzept haben Cramer und ihr Mitgründer Sebastian Pollok Wagnisfinanzierer und Business Angels überzeugt. Die jüngste Finanzierungsrunde hat einen deutlich siebenstelligen Betrag erbracht, mehr als erhofft war. Die Gründer hatten mit rund 800.000 Euro gerechnet. Größte Geldgeber sind der Berliner Frühphasenfinanzierer Paua Ventures und der niederländische Wagnisfinanzierer Otto Capital. Wie die Branchenseite Deutsche Startups berichtet, sollen Otto Capital und Paua jetzt jeweils 13 Prozent der Anteile halten.

Mit dem frischen Kapital plant Amorelie den Ausbau des deutschen Geschäfts und bis zum Jahresende die Expansion zuerst ins deutschsprachige Ausland. Frankreich und Großbritannien gelten als spätere Ziele.

Vor dem Hintergrund der beiden Gründer zeichnet sich auch eine Expansion nach Südamerika oder Asien ab. Sowohl Cramer als auch Pollok haben unter anderem für den Berliner Internet-Inkubator Rocket Internet gearbeitet, Cramer mit Erfahrungen im asiatischen Markt, Pollok in Amerika.

Produkte unter der eigenen Marke geplant

Cramer schätzt das Marktpotenzial für Amorelie erwartungsgemäß hoch ein, „im Bereich der hochwertigen Premium-Artikel stehen wir aber noch ganz am Anfang“. Derzeit vertreibt das Unternehmen ausschließlich Fremdmarken. Nach der Kapitalspritze hofft Cramer, künftig auch Produkte unter der eigenen Marke anzubieten. „Da wollen wir auf jeden Fall hin“.

Bis Jahresende soll das Unternehmen einen hohen siebenstelligen Umsatz erzielen. Derzeit beschäftigt Amorelie 23 Mitarbeiter.