Medienbarometer

Bei den Start-ups in der Region herrscht gute Stimmung

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Jürgen Stüber

Die Stimmung in den Medienbranchen in Berlin – insbesondere bei den aufstrebenden Start-ups – ist gut. 90 Prozent der Gründer sind zufrieden, sagt Medienboard-Chef Elmar Giglinger im Video.

90 Prozent der Start-ups aus der IT-Wirtschaft in Berlin sind mit der Geschäftssituation zufrieden oder sogar sehr zufrieden – 15 Prozentpunkte mehr als noch vor einem Jahr. „Das ist ein Höchstwert seit dem Beginn der Erhebung im Jahr 2004“, sagte Medienboard-Geschäftsführer Elmar Giglinger bei der Präsentation des 11. Medienbarometer des Medienboards Berlin-Brandenburg am Donnerstag in Berlin. Darin geben 431 Unternehmen ihre Einschätzung zum Geschäftsklima und ihren Geschäftserwartungen an.

Medienunternehmen der Hauptstadtregion insgesamt sind laut Medienbarometer zu 66 Prozent zufrieden bis sehr zufrieden mit dem Geschäftsverlauf 2012. Nur 19 Prozent bezeichneten die Lage als unbefriedigend. Auch der Blick auf das laufende Geschäftsjahr ist optimistisch: 63 Prozent aller Befragten erwarten steigende Umsätze für 2013. Nur 16 Prozent rechnen mit einer sinkenden Umsatzentwicklung. Bei den Start-ups prognostizieren sogar 80 Prozent eine steigende Umsatzentwicklung in 2013.

Phantastisches Jahr für Filmbranche

Die zufriedensten Gründer wurden im Bereich der IT- und Telekommunikationsbranche verzeichnet. Auf dem zweiten Platz rangieren die Spieleentwickler. Platz drei im Zufriedenheitsranking belegen Internet-, Social-Media- und Mobile-Unternehmen. In der Musikbranche sind 60 Prozent der Befragten zufrieden oder sehr zufrieden, beim Film 59 Prozent. „Die Filmbranche hatte ein fantastisches Jahr“, bilanzierte Giglinger. „Wir hatten in Berlin und Brandenburg so viele Produktionen wie noch nie.“

Start-ups identifizieren sich stark mit ihrem Standort: 87 Prozent der befragten Unternehmen würden sich im Fall einer erneuten Gründung wieder für Berlin-Brandenburg entscheiden, nur 13 Prozent würden in ein anderes Bundesland oder ins Ausland wechseln. „Diese positive Identifikation mit Berlin-Brandenburg spiegelt zugleich die in der Region gelebte Gründungskultur wider“, sagte Giglinger.

Kreatives Umfeld spielt wichtige Rolle

Die wichtigste Rolle spielt dabei das kreative Umfeld, wie 93 Prozent der befragten Gründer angaben. Dahinter folgen die Infrastruktur (79 Prozent) und das allgemeine Preis-Leistungs-Verhältnis (73 Prozent). Das Image der Region als Ideenschmiede empfinden aber auch die etablierten Unternehmen als positiv: Von ihnen sehen 70 Prozent in Start-ups eine Bereicherung für die Region, nur ein Drittel ist skeptisch gegenüber der Nachhaltigkeit der aktuellen Entwicklung.

„Trotz der steigenden Mietpreise ist das eine sehr günstige Entwicklung“, sagte Giglinger. „Das sollte ein Ansporn für unsere Politiker sein, die Rahmenbedingungen zu erhalten. Sonst kann sich der Wind sehr schnell wieder drehen.“

Doch es gibt auch großen Nachholbedarf. Immer wieder klagt die Start-up-Branche über Schwierigkeiten beim Umgang mit Behörden der Hauptstadt. Englischsprachiges Personal ist in Bezirksämtern und Meldebehörden nur selten anzutreffen. Insbesondere für Unternehmen, die auf Personal internationaler Herkunft angewiesen sind, stellt das ein großes Problem dar.

Unzufriedenheit mit Behörden

Nur 18 Prozent der Start-ups bezeichneten die Angebote politischer Institutionen in Berlin als gut, 44 Prozent als weniger oder nicht hilfreich. Was fehlt, ist eine „One-Stop-Agency“, also eine zentrale Anlaufstelle für Gründer, in der sie alle Behördenangelegenheiten erledigen können. „Noch in diesem Jahr wird sich da was tun“, verspricht Andrea Peters, die Geschäftsführerin von Media.net Berlin-Brandenburg. „Start-ups mit Bewerbern aus Nicht-EU-Ländern haben extreme Probleme“, sagte Peters. „Es gibt viele schöne Angebote in Berlin und Brandenburg. Doch es ist für Unternehmen nicht einfach, diese zu finden.“

Ein weiteres Problem ist die Kapitalausstattung der Gründer. Zwar ist es in Berlin kein Problem, Startkapital zu erhalten. In der Hauptstadt sind inzwischen 22 Inkubatoren aktiv, wie Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer am Dienstag auf der Entwicklerkonferenz Droidcon sagte. Doch häufig klagen Start-ups darüber, dass sie keine Venture-Capital-Unternehmen (VC) finden, die in einem späteren Stadium größeren Kapitalbedarf decken – vor allem Summen zwischen einer und 1,5 Millionen Euro.

Nachholbedarf bei Risikokapitalgebern

Nur 26 Prozent der Start-ups bezeichneten die VC-Angebote in Berlin als gut, 30 Prozent beschrieben sie als weniger oder gar nicht hilfreich. 44 Prozent waren in dieser Frage unentschlossen. Venture-Capital-Bedarf besteht vor allem in den Bereichen IT und Telekommunikation (60 Prozent der Unternehmen), Internet, Social Media, Mobile (51 Prozent der Unternehmen) und Games (42 Prozent der Unternehmen).

„Hier hat sich in den vergangenen zwei Jahren enorm viel getan. Und wir haben kein Indiz, dass das abbrechen wird“, beschreibt Elmar Giglinger den Zuzug von Kapitalgebern. „Aber der häufig gezogene Vergleich mit dem Silicon Valley hinkt.“ Dort sei die VC-Dichte um ein Vielfaches höher. Im nationalen Vergleich liegt Berlin aber eindeutig an erster Stelle. „Wir sind die deutsche Gründerhochburg“, sagte Andrea Peters.

Musikplattform kommt nach Berlin

Peters und Giglinger erwarten, dass sich weitere Unternehmen in der Hauptstadt ansiedeln werden. „Berlin wird europäischer Hub einer Musikplattform aus den USA“, hieß es bei der Präsentation des Medienbarometers, ohne dass ein Markenname genannt wurde. So kann man nur rätseln: Spotify und Soundcloud sind bereits in der Stadt. Aupeo wurde dieser Tage von Panasonic gekauft.

Der Berliner Gründerboom ist zwar in aller Munde. Doch niemand weiß genau, wie viele Start-ups es in der Start wirklich gibt. Gerne wird die Zahl der Gewerbeanmeldungen oder Existenzgründungen zu Rate gezogen. Doch diese lässt sich nicht auf die Internet-Branche herunterbrechen. Auch das Medienbarometer beantwortet die Frage nach der Zahl der Berliner Start-ups nicht. Von Elmar Giglinger gibt es zur Frage, ob er diese Zahl kennt, nur ein klares „Nein“.