Gründerszene

Berliner Start-ups schaffen Tausende Arbeitsplätze

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Hans Evert

Foto: Britta Pedersen / dpa

Neue Gründerzeit in Berlin: 85 Prozent der Firmen planen laut einer Studie in diesem Jahr Neueinstellungen.

Junge Unternehmen sorgen für außergewöhnliche Dynamik in der Berliner Wirtschaft. Das ist das Ergebnis der ersten Studie zu Start-ups in der Hauptstadt, die der Berliner Morgenpost vorliegt. Demnach wollen 85 Prozent der befragten Firmen in diesem Jahr neue Mitarbeiter einstellen.

Rund zwei Drittel der Firmen, die zumeist ihre Geschäfte über das Internet betreiben, erwarten 2013 stärkeres Wachstum als im vergangenen Jahr. Mehr als die Hälfte (51 Prozent) wollen 2013 mehr investieren. Zahlen der Investitionsbank Berlin (IBB) zeigen zudem, dass allein im vergangenen Jahr 3300 neue Arbeitsplätze durch Neugründungen in der Informations- und Kommunikationsbranche entstanden.

Die Studie „StartingUp Berlin“ wurde im Auftrag des Vereins Berliner Kaufleute und Industrieller (VBKI) erstellt und liefert erstmals eine Datensammlung zu jener Gründerszene, die in der Hauptstadt für Furore sorgt. Seit einigen Jahren ist Berlin zu einem europäischen Zentrum für junge Unternehmer geworden. Sie kommen aus aller Welt nach Berlin und entwickeln neue Geschäftsmodelle bevorzugt im Internet. Bekannte Namen sind beispielsweise der Internethändler Zalando und der Web-Musikdienst Soundcloud. Politik und Wirtschaftsverbände setzen große Hoffnung in die Branche.

Berlin seit Jahren deutsche Gründerhauptstadt

„Berlin steht ein unglaubliches Potenzial an Talent und Tatkraft zur Verfügung, um das uns andere Regionen beneiden“, sagte Berlins Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer (CDU). Die Start-up-Szene finde international große Beachtung und locke junge, kreative und hoch qualifizierte Menschen aus aller Welt. „Diese Unternehmen stehen für die Zukunft der Stadt“, sagte VBKI-Präsident Markus Voigt. Gründer hätten in Berlin die deutschlandweit besten Bedingungen.

Berlin ist bereits seit Jahren die deutsche Gründerhauptstadt. Rund jeder siebente Erwerbstätige in der Stadt ist sein eigener Chef. Die Selbstständigenquote von 14 Prozent ist der Spitzenwert aller Bundesländer. Der Durchschnittswert für Deutschland liegt bei elf Prozent. Erfasst sind damit sowohl Unternehmer ohne Angestellte wie auch Eigentümer großer Konzerne. Da in Berlin nur wenige Großunternehmen ihren Sitz haben, ruhen die Hoffnungen für Wachstum vor allem auf aussichtsreichen Neugründungen. Dazu zählen beispielsweise Medizintechnik, Biotechnologie, vor allem aber Geschäftsideen aus dem Bereich Information und Kommunikation. Seit 2008 entstehen Jahr für Jahr mehr als 2000 Unternehmen in diesem Bereich. 2012 wurden laut vorläufiger Schätzung der landeseigenen Förderbank IBB 2109 neue Branchenfirmen gegründet. Diese schufen geschätzte 3300 Arbeitsplätze.

Wachstumshemmnis: Mangel an Kapital

Aus der VBKI-Studie geht weiterhin hervor, dass Internetunternehmen häufig auch im Ausland Waren und Dienstleistungen verkaufen wollen. 65 Prozent der befragten Start-ups gaben an, internationale Märkte im Visier zu haben. Darunter sind 23 Prozent, die den Weltmarkt ins Visier nehmen. Diese ehrgeizigen Vorhaben setzen zumeist sehr junge Mitarbeiter um. Knapp 42 Prozent der Beschäftigten sind zwischen 26 und 30 Jahre alt. Dabei handelt es sich um die mit Abstand größte Altersgruppe. Nur etwa 12 Prozent der Mitarbeiter sind älter als 40 Jahre. In 14 Prozent der Start-ups ist Englisch die dominierende Sprache.

Ein Wachstumshemmnis ist für viele der Mangel an Kapital. 63 Prozent gaben an, ihr Unternehmen habe Finanzierungsbedarf. Gründer hätten in Berlin eine sehr gute Gründungsinfrastruktur. „Dennoch brauchen wir neben unseren eigenen Fonds- und Kreditangeboten noch mehr privates Kapital, um das Wachstum zu fördern“, sagte IBB-Vorstandschef Ulrich Kissing. Durchgeführt wurde die Befragung von der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW).

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