Schulen

Berlin sucht Lehrer in vier anderen Bundesländern

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Florentine Anders

Foto: Senat BJW

In Berlin fehlen zum kommenden Schuljahr weit mehr als 2000 Lehrer. Deshalb sucht die Hauptstadt jetzt auch in Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz nach Lehrkräften.

Angesichts des großen Bedarfs an neuen Lehrern will Berlin nun in anderen Bundesländern wildern. Am Freitag stellte die Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) eine Kampagne vor, die in Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz geschaltet werden soll. In diesen Bundesländern werden mehr Lehrer ausgebildet, als an den Schulen eingestellt werden können. In Berlin dagegen gibt es einen großen Mangel.

Zum kommenden Schuljahr würden weit mehr als 2000 Lehrer fehlen, und die Bewerberlage sei nicht so, dass man sich zurücklehnen könne, sagte Scheeres. Ziel der Kampagne sei es, in den anderen Bundesländern vor allem ausgebildete Kräfte mit Lehrbefähigung anzusprechen. „Da werd ned nur o’zapft. Da werd aa eigestellt“, heißt etwa der Slogan, mit dem bayrische Pädagogen geworben sollen. Geboten würden ein „starkes Einstiegsgehalt, günstige Lebenshaltungskosten, tolle Infrastruktur für Familien“, heißt es im Kleingedruckten der Anzeige, die in Tageszeitungen und auf Onlineportalen für die Jobsuche geschaltet werden sollen. Die Kosten liegen bei etwa 100.000 Euro.

Bayern bietet attraktive Bedingungen

In Bayern sieht man die Aktivitäten der Berliner in fremden Gefilden gelassen. An Gymnasien mussten dort zuletzt von 800 Bewerbern 600 abgelehnt werden. Vor allem Lehrer mit den Fächern Deutsch und Fremdsprachen hatten wenig Chancen, Bewerber mit Naturwissenschaften oder Musik dagegen werden fast alle eingestellt. „Wir gehen davon aus, dass junge Lehrer, die in Bayern ausgebildet wurden, sich auch zuerst in Bayern bewerben“, sagt Henning Giese, Sprecher des Bildungsministeriums in Bayern. Schließlich hätten die Pädagogen dort attraktive Bedingungen, wie etwa die Verbeamtung. Nur jene, die wegen ihrer Fächerkombination langfristig kaum Chancen hätten, würden sich auch in andere Bundesländer orientieren.

In Berlin liegen laut Bildungsverwaltung derzeit etwa 5500 Bewerbungen vor, davon sind 3300 Bewerbungen von Quereinsteigern ohne pädagogische Ausbildung. Dennoch ist es fraglich, ob die offenen Stellen alle besetzt werden können, vor allem in Naturwissenschaften und Fächern wie Kunst und Musik. Viele Interessenten würden sich parallel in mehreren Bundesländern bewerben, zudem kämen etliche Quereinsteiger gar nicht infrage, da sie die Voraussetzungen nicht erfüllen, sagte die Bildungssenatorin Scheeres.

Berlin-Tag für Bewerber aus anderen Ländern

Am 10. Mai will die Bildungsverwaltung für Bewerber aus anderen Bundesländern einen Berlin-Tag veranstalten, damit sie sich über die Bedingungen vor Ort informieren können. Im Ludwig Erhard Haus sollen sich auf einer Art Messe verschiedene Schulen präsentieren. Zudem sollen Kita-Träger über ihre Angebote informieren . Und es soll für die Lehrer eine Bustour durch Spandau und Neukölln geben, um Vorurteile gegenüber diesen Regionen abzubauen.

Brandenburg hat schon Mitte Februar eine Anzeigenkampagne in anderen Bundesländern gestartet. Mit Erfolg. Nach Angaben des Bildungsministeriums gebe es derzeit für die 1000 freien Stellen etwa 5000 Bewerbungen, davon die Hälfte von ausgebildeten Lehrkräften. Anders als in Berlin werden die Lehrer in Brandenburg verbeamtet.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) begrüßte die Kampagne. „Es ist ein Versuch, voll ausgebildete Lehrer nach Berlin zu holen“, sagte Sigrid Baumgardt, Vorsitzende der GEW. Das sei besser als auf Quereinsteiger zu setzen. Jetzt werde sich zeigen, ob Berlin genug für die Attraktivität des Lehrerberufs getan hat. Da gebe es sicher noch Steigerungsmöglichkeiten.

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