Was brauchen Flüchtlinge, die oft noch jung, allein und traumatisiert in Berlin landen? Sie müssen Deutsch lernen, Behördengänge bewältigen, Arbeit finden, sich in einer Welt zurechtfinden, die wenig mit dem zu tun hat, was sie bisher erlebt haben. Die 21-jährige Neuköllnerin Media Haji Younis ist davon überzeugt, dass sie mehr brauchen als Sprachlehrer. „Sie brauchen Menschen, denen sie vertrauen können, die sie unterstützen und auch außerhalb der Integrationskurse Ansprechpartner sind.“
Zusammen mit sechs weiteren Jugendlichen aus Neukölln, Kreuzberg und Charlottenburg hat sie deshalb die Initiative „Hilfe für Flüchtlinge“ ins Leben gerufen. Seit einem Jahr kümmern sich die 16- bis 23-jährigen Berliner, die alle selbst einen Migrations- oder Flüchtlingshintergrund haben, dreimal in der Woche für zwei Stunden um Menschen, die aus Syrien, Iran, Irak, der Türkei oder Afghanistan den Weg nach Berlin fanden und im Kurdistan Kultur- und Hilfsverein Berlin an Integrationskursen teilnehmen. Die Jugendlichen geben Nachhilfe, helfen bei Problemen mit Behörden, zeigen ihnen Berlin und sind immer für sie erreichbar.
Für ihr Engagement wurden sie als einzige Berliner Initiative jetzt vom Verein „Children for a better World“ mit dem Jugend hilft!-Preis 2013 ausgezeichnet, der am Donnerstag an zehn Projekte aus ganz Deutschland verliehen wurde. Am Sonnabend empfängt Daniela Schadt die Preisträger im Schloss Bellevue.
Seit 2006 lobt Children for a better World diesen Preis bundesweit für besondere Hilfsprojekte von Jugendlichen für Jugendliche aus. Neben der Anerkennung erhalten die Preisträger ideelle und finanzielle Unterstützung. Etwa 700 Jugendprojekte wurden bisher gefördert.
Die Berliner Jugendlichen sind in der Ausbildung, arbeiten, studieren oder gehen zur Schule. Für ihr Projekt verzichten sie auf einen Teil ihrer Freizeit. Was sie dabei gewinnen, macht das jedoch wett, sagt Media. „Ich lerne nicht nur ganz andere Realitäten kennen, sondern sehe auch die eigene Familiengeschichte mit anderen Augen.“ Ihre Eltern flüchteten vor Jahrzehnten aus Syrien. „Dass wir einen Migrationshintergrund haben, hilft Vertrauen zu schaffen, ist aber nicht zwingend nötig“, sagt Media. „Bei uns könnten alle mitmachen.“