Die Europäische Kommission hat Berlin den höchsten Preis für Barrierefreiheit, den „Access City Award 2013“ verliehen. Stellvertretend prangt das Siegel nun an der Kreuzungsstation der Deutschen Bahn.

Der Berliner Hauptbahnhof ist am Dienstag für seine Barrierefreiheit ausgezeichnet worden. Er hat nun das Siegel des „Access City Award 2013“. Die Europäische Kommission hatte Berlin den Preis verliehen. Auf Initiative des Runden Tisches Barrierefreiheit, an dem Vertreter der zuständigen Senatsverwaltungen, der Tourismusbranche und der Behinderten- und Blindenverbände sitzen, wurde der Hauptbahnhof stellvertretend für die Bemühungen der Stadt ausgewählt.

An der 2006 eröffneten Station sei Außergewöhnliches geleistet worden, sagte Jürgen Schneider, Landesbeauftragter für Menschen mit Behinderung. Bei der Barrierefreiheit biete die Station einen Standard, der weit über die gesetzlichen Vorgaben hinausgehe. Vorbildlich sei nicht nur die Nutzbarkeit für Rollstuhlfahrer, sondern beispielsweise auch das Blindenleitsystem. Staatssekretär Ephraim Gothe (SPD) und Gerhard Buchholz von der Tourismusgesellschaft Visit Berlin kündigten während der Preisverleihung eine Initiative an, um Behinderten auch den Zugang zu den beliebten Ausflugsdampfern auf der Spree zu erleichtern. Geprüft wird etwa, ob sich an der Anlegestelle Jannowitzbrücke ein behindertengerechter Weg vom Bahnhof zum Schiff schaffen lässt.

Im Zuge des demografischen Wandels wird die Barrierefreiheit der Stadt auch für den Berlin-Tourismus zunehmend wichtig. Nicht nur mehr behinderte, sondern vor allem immer mehr ältere Menschen mit Geh- oder Sehbehinderungen besuchen die Stadt. Auf der Tourismusbörse ITB will Visit Berlin daher im kommenden Jahr eine spezielle Themeninsel schaffen. „Unsere Besucher erwarten, dass sie sich ohne Einschränkungen in der Stadt bewegen können“, sagte Tourismusmanager Buchholz am Dienstag.

118 stufenfrei von 133 Stationen stufenfrei erreichbar

Der öffentliche Nahverkehr in Berlin setzt in diesem Punkt bereits bundesweit Maßstäbe – vorausgesetzt Aufzüge und Rolltreppen funktionieren auch. Von den 133 Stationen für S-Bahn, Regional- und Fernverkehr, die die Deutsche Bahn in der Stadt betreibt, sind schon jetzt 118 stufenfrei über Aufzüge oder Rampen erreichbar. Weitere acht S-Bahnhöfe sollen noch in diesem Jahr einen Aufzug erhalten. Mit dann 95 Prozent barrierefreien Stationen belegt die Deutsche Bahn in Berlin nach eigenen Angaben den Spitzenplatz in Deutschland. Bei der BVG haben aktuell 89 der 173 U-Bahnhöfe einen Fahrstuhl, weitere neun sind mit Rampen ausgestattet.

Der Großteil der Bahnhöfe von S-Bahn und BVG verfügt nach Angaben der Nahverkehrsunternehmen auch bereits über Blindenleitsysteme. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und die Unternehmen haben das gemeinsame Ziel, dass spätestens 2020 alle Berliner S- und U-Bahnhöfe für Menschen mit Behinderungen nutzbar sein sollen. Der Hauptbahnhof ist mit ausgefeilter Technik einen Schritt weiter. Das Orientierungssystem für Blinde und Sehbehinderte gilt als vorbildlich. Hightech erleichtert Hörgeschädigten die Kommunikation. Die 39 Aufzüge und 54 Rolltreppen haben eine Verfügbarkeit von 96 Prozent.