Die Berliner S-Bahn kann sich rühmen in Sachen Barrierefreiheit weiter zu sein als viele andere Verkehrsunternehmen. Nach Unternehmensangaben sind aktuell knapp 90 Prozent der 166 S-Bahnhöfe in Berlin und Brandenburg auch für Menschen mit Behinderungen uneingeschränkt nutzbar – vorausgesetzt Aufzüge und Rolltreppen funktionieren auch. An 148 Stationen sind die Bahnsteige stufenfrei erreichbar, 144 Bahnhöfe haben ein Blindenleitsystem.
Eine der wichtigsten Stationen im Netz ist für Blinde und Sehbehinderte bislang allerdings ein Problem. Am S-Bahnhof Zoologischer Garten fehlen Leitstreifen am Boden und Orientierungshinweise in Brailleschrift. Das soll sich nun ändern. Von Montag an wird auf dem S-Bahnsteig gebaut, wie ein S-Bahnsprecher jetzt bestätigte. Für Fahrgäste gibt es deshalb bis Betriebsbeginn am 29. Juli Einschränkungen.
Die S-Bahnen Richtung Westen fahren einfach durch
Für den Umbau wird der S-Bahnsteig am Bahnhof Zoo in zwei Bauphasen jeweils halbseitig gesperrt. Vom 15. bis 22. Juli sind zunächst Verbindungen in Richtung Westen betroffen. Die Züge der Linien S5, S7 und S75 in Richtung Spandau, Wannsee und Westkreuz halten in dieser Zeit nicht am Bahnhof Zoo. Um die zentrale Station in der City West aus Richtung Osten kommend zu erreichen, müssen Reisende bis zum Bahnhof Savignyplatz fahren und dort in einen Zug in Gegenrichtung umsteigen. Im Anschluss – vom 22. bis 29. Juli – halten dann auf dem Bahnsteig in Richtung Osten (Strausberg Nord/Strausberg, Ahrensfelde, Wartenberg) keine S-Bahn-Züge.
Noch in diesem Jahr, voraussichtlich im Herbst, wird auch der S-Bahnhof Wildau nach dem Komplettumbau barrierefrei sein. An sechs weiteren Stationen im S-Bahn-Netz sollen bis Ende 2013 neben neuen Aufzügen auch Blindenleitsysteme installiert werden. Ziel ist es, bis 2020 alle S- und U-Bahnhöfe in Berlin barrierefrei zu gestalten. Bei der BVG ist die Quote der behindertengerechten Stationen aktuell noch niedriger. Von den 173 U-Bahnhöfen haben 89 einen Fahrstuhl, weitere neun sind mit Rampen ausgestattet. Blindenleitsysteme gibt es auf 110 U-Bahnhöfen.
Neuer Bodenbelag soll Blinde leiten
Das Leitsystem, das nun am Bahnhof Zoo entsteht, besteht vor allem aus verschiedenen Oberflächen auf dem Boden, die Wege sowie Warte- und Gefahrenzonen auf dem Bahnsteig markieren. Die Bodenbeläge mit Rillen oder Noppen lassen sich mit dem Blindenstock ertasten und erleichtern so die Orientierung.
Zur barrierefreien Führung gehören außerdem die Stufenfreiheit, eine moderne Beschallungsanlage sowie Treppen-Handläufe mit Blindenschrift, um spezielle Informationen zur Orientierung bereitzustellen. Die Kosten pro Bahnsteig belaufen sich nach Angaben des S-Bahn-Mutterkonzerns Deutsche Bahn auf etwa 100.000 Euro. Die Umbauten sind mit den Behindertenverbänden in Brandenburg und dem Allgemeinen Blinden- und Sehbehindertenverband in Berlin abgestimmt.