Rundgang

Berliner Schloss-Baustelle begeistert Minister Ramsauer

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Isabell Jürgens

Foto: © JÖRG KRAUTHÖFER

Eine Woche vor der Grundsteinlegung besichtigte Peter Ramsauer die Arbeiten am Berliner Schloss in Mitte. Der Bundesbauminister war sichtlich zufrieden mit dem, was er sah und hörte.

Bundesbauminister Peter Ramsauer (CSU) schaut sichtlich zufrieden in das große Loch in Berlin-Mitte. Obwohl der Untergrund im Urstromtal der Spree für die Bauleute einige Überraschungen – wie etwa reichhaltige Kohlevorkommen im sandigen Boden – bereithielt, ist die 7900 Quadratmeter große Trogbaugrube für das Berliner Schloss termin- und kostengerecht fertiggestellt worden.

„So muss eine Großbaustelle funktionieren“, sagte der Minister bei der Baustellenbesichtigung am Montag auf dem Schloßplatz.

Gut eine Woche vor der Grundsteinlegung für das rund 600 Millionen Euro teure Prestigeprojekt inspizierte der oberste Bauherr des Bundes die Baugrube. „Leider werden Risiken jedoch viel zu selten vorab eingeschätzt“, sagte Ramsauer sogleich danach. Nahezu täglich hat er mit gänzlich aus dem Kosten- und Zeitrahmen gelaufenen Großprojekten wie etwa dem Hauptstadtflughafen oder dem Tiefbahnhof Stuttgart 21 zu kämpfen.

Umso erfreuter reagierte der Minister, als Manfred Rettig, Chef der Schloss-Stiftung, ihm verkündete, dass die Bauarbeiter derzeit bereits mit der Betonnage der Bodenplatte für das Berliner Schloss beschäftigt sind und in einigen Bereichen sogar schon die Kellerdecke eingezogen wurde.

Dennoch soll der Grundstein für das Schloss nicht in der viel gelobten Baugrube, sondern gut sichtbar im Säulenpostament des Portals VI vis-à-vis dem Lustgarten eingebaut werden. Der tonnenschwere Sandsteinquader, der mit den Hammerschlägen von Bundespräsident Joachim Gauck symbolisch in die rechte Position gerückt werden soll, wird die Jahreszahlen der Grundsteinlegungen des Berliner Schlosses, 1443 und 2013, tragen. In seinem Inneren wird, wie es sich für Grundsteinlegungen gehört, eine Zeitkapsel eingemauert, in der neben einer Tageszeitung und Euromünzen auch die Zeichenpläne des „neuen“ Schlossarchitekten Franco Stella enthalten sein werden.

900 Gäste sind am Mittwoch kommender Woche eingeladen, um unter den Klängen des Bläserensembles der Berliner Staatskapelle dem Festakt beizuwohnen. Noch in diesem Jahr sollen die Bodenplatte fertiggestellt, das Untergeschoss aufgemauert und bereits Teile der Erdgeschosses errichtet werden. Ende kommenden Jahres wird das Schloss nach den Worten Rettigs bereits in seinen Dimensionen „gut erkennbar“ sein. Bis zur Traufkante soll der Rohbau fertig werden, Mitte 2015 soll dann das Richtfest gefeiert werden. Den Auftrag für den Rohbau des Schlosses mit einem Volumen von rund 50 Millionen Euro hat der Baukonzern Hochtief.

In Kürze auch die U-Bahn-Arbeiten

Dass auf der Schlossbaustelle alles läuft, freut Ramsauer auch noch aus einem weiteren Grund. Unter dem Schloss sollen in Kürze die Tunnelbauarbeiten für die Weiterführung der U-Bahn-Linie 5 beginnen – einem weiteren Großbauprojekt des Bundes in Berlin. Nach Rettigs Worten bereite die Unterquerung der Schlossbaustelle kein Problem. „Am 20. Juni startet der Schildvortrieb für den Tunnelbau“, so Rettig.

Im Juli werde der Tunnel voraussichtlich das Schlossareal erreichen. „Bis dahin sind wir längst fertig“, ergänzt der Schloss-Bauherr. Das groß angelegte Fest zur Grundsteinlegung in der kommenden Woche ist kein reiner Selbstzweck. Es soll auch eine Botschaft aussenden, dass das größte Kulturbauvorhaben der Nachkriegszeit längst kein Luftschloss mehr ist, sondern unumkehrbar gebaut wird.

Nach Auskunft von Rettig seien aktuell rund 20 Prozent der für die historische Schlossfassade eingeplanten Spendensumme zusammengekommen. Dass der Bund Geld nachschießen muss, weil nicht genügend Spenden zusammenkommen, befürchtet Bauminister Ramsauer jedoch nicht. „In dem Moment, in dem das Schloss sichtbar wird, werden Spender erst richtig angeregt, etwas zu geben“, so Peter Ramsauer. Das sei bei der Dresdner Frauenkirche so gewesen und werde auch beim Berliner Schloss so sein.

Damit die Schlossfassade wie vom Bundestag beschlossen an drei Seiten mit der barocken Schmuckfassade versehen werden kann, fehlen demnach aktuell noch rund 60 Millionen Euro. Damit darüber hinaus auch die Innenseite der prächtigen Schlossportale sowie eine historisch ausgeschmückte Schlosskuppel sowie eine Dachterrasse mit Café entstehen können, werden weitere 28,5 Millionen Millionen Euro benötigt. Für den Bau hat der Bundestag die Kostenobergrenze auf 590 Millionen Euro festgesetzt. 32 Millionen Euro davon steuert das Land Berlin bei, den Löwenanteil von 478 Millionen Euro übernimmt der Bund.

Tag der offenen Baustelle

Doch am 12. Juni soll es endlich einmal nicht nur um die Rekonstruktion der 1950 von der DDR-Regierung gesprengten Hohenzollern-Residenz und die damit verbundenen Kosten gehen. Gleich im Anschluss an die Grundsteinlegung sind die Gäste eingeladen, sich über den Inhalt des zukünftigen Humboldt-Forums zu informieren.

Ausgehend von der Agora, dem großen Veranstaltungsbereich im Erdgeschoss des Gebäudes, hat der Kulturmanager und Ausstellungsmacher Martin Heller zusammen mit den Staatlichen Museen zu Berlin ein Konzept erarbeitet, dass die sehr unterschiedlichen Angebote des neuen Hauses zu einer Einheit verbinden und ihnen ein eigenständiges Profil geben soll.

Denn das Humboldt-Forum soll die Sammlungen der außereuropäischen Kulturen, die bisher noch in den Museen in Dahlem beheimatet sind, sowie die Angebote der Zentral- und Landesbibliothek und der Humboldt-Universität zu einem „Ort des globalen Dialoges“ werden lassen, wie Rettig erläutert.

Auch die Berliner werden die Gelegenheit bekommen, sich auf der Baustelle vom Fortgang der Arbeiten zu überzeugen. Am Sonntag, 16. Juni 2013, lädt die Stiftung von 10 bis 18 Uhr zum „Tag der offenen Baustelle“.