Wie ein großer Ozeandampfer, bei dem unterschiedlich hohe Ebenen und verglastes Stahlfachwerk einen Blick ins Innere freigeben, wirkt das Highlight des neuen Bikini Berlin: Die 7000 Quadratmeter große Dachterrasse auf dem zweigeschossigen Neubau soll im Oktober begehbar sein.
„Sie ist öffentlich, hier kann jeder einen Blick in den Zoo, aber natürlich auch in unsere Mall werfen und sich auf eine Bank setzen“, sagte Jürgen Büllesbach, Vorsitzender der Geschäftsführung der Bayerischen Hausbau, die an der Budapester Straße rund 300 Millionen Euro investiert.
Der denkmalgeschützte Gebäudekomplex, der entkernt, saniert und um einen Neubau im Hof und ein Parkhaus ergänzt wurde, reicht vom Hochhaus am Hardenbergplatz bis zum kleinen Hochhaus, vor dem einst die „Blaue Kugel“ stand. Die Gastronomie wird im Oktober allerdings noch nicht soweit sein, auch die Begrünung der imposanten Terrasse erfolgt erst im Frühjahr 2014. Bis zu 500 Arbeiter sind derzeit auf der Baustelle im Einsatz, damit alles zügig fertig wird.
Bauabnahme Ende September
Wegen des Brandschutzes hat sich die Bayerische Hausbau jedoch für einen zweistufigen Abnahmeprozess entschieden, wie Büllesbach erläutert. Ende September ist Abnahmetermin für die Gebäude, erst danach erfolge der Innenausbau, den Mieter für ihre Läden teils selbst machten und für die Büros die Bayerische Hausbau.
Diese Variante verlängere das Baugeschehen um ein bis zwei Monate, weil Arbeiten dadurch angehalten werden müssten, und koste mehrere hunderttausend Euro extra. Es sei aber eine gute Lösung. Die gesetzlichen Anforderungen beim Brandschutz seien gestiegen, und auch die Ausstattung bei der Gebäudetechnik sei heute komplexer und anspruchsvoller.
Nach der Bauabnahme Ende September soll auch das neue Hotel mit 149 Zimmern im sogenannten kleinen Hochhaus, vor dem früher die „Blaue Kugel“ stand, an die Betreiber übergeben werden. Dort wird das Unternehmen 25hours ab Oktober für die Einrichtung sorgen. Die Eröffnung ist laut Büllesbach Anfang 2014 geplant.
Zoo Palast soll im Oktober wieder in Betrieb gehen
„The Urban Jungle“, also der Dschungel des nahen Zoos mitten in der City, wird das Leitmotiv des neuen Hotels sein. Als erster, so die Planung, wird der Zoo Palast wiedereröffnen. Auch er werde Ende September an den Mieter Hans-Joachim Flebbe übergeben. An der Ausstattung werde bereits gearbeitet, im Oktober soll es in Betrieb gehen – mit insgesamt 1700 Sitzplätzen in sieben Sälen. Der alte Zoo-Palast-Schriftzug an der Außenfassade wird restauriert und wieder angebracht.
Im Innern des Bikini-Hauses ist inzwischen ein lichter, großzügiger Raum, die sogenannte „Markthalle“, entstanden. Tageslicht strahlt durch das Stahlfachwerk, das noch einen Anstrich in einem Grünton erhalten soll, wie er in den 60er-Jahren vielfach bei Industriebauten verwendet wurde. „Eisenbahngrün“, nennt Büllesbach die Farbe.
Bewusst sei auf polierten Naturstein oder Edelstahl verzichtet worden, berichtete Büllesbach bei einem Baustellenrundgang am Mittwoch. Stattdessen wird auf die Eigenart der Materialien gesetzt. Stahlträger werden auch nicht verkleidet, sondern als architektonisches Element hervorgehoben. Der Effekt des Groben, des Unbehandelten, ist gewollt und wird sogar noch unterstützt.
Möglichst ausgefallene und kreative Geschäftsideen
In der 300 Meter langen Halle werden auf dem Boden Berliner Gehwegplatten verlegt. Geschliffene allerdings. Auf den Wänden und Decken lassen die Bauherren die Maserung des Sichtbetons aus der Schalung wirken. Die Rauheit des Materials zu sehen, das ist Konzept. Zur Imprägnierung werden der rohe Stahl und der Beton gewachst.
Auch in der Markthalle setzen die Projektentwickler auf das Besondere. Möglichst ausgefallene, kreative Geschäftsideen sollen die Kunden locken. Gerade wurde der Mietvertrag mit zwei italienischen Firmen abgeschlossen. Sie werden im Bikini Berlin Oberhemden, Lederwaren, Handtaschen und Schuhe verkaufen. Kleine Firmen, die aber besondere Ware anbieten sollen.
Auch vom „Supermarket Concept Store“ versprechen sich die Planer viel. Das erste Geschäft dieser Art befinde sich in Belgrad, wo es Kultstatus genieße. Einen Hauptmieter wie sonst in solchen Einkaufscentern üblich, gibt es nicht. „Das gehört zum Konzept. Wir wollen uns absetzen von herkömmlichen Einkaufscentern. Bei uns werden keine der sonst üblichen Center-Mieter vertreten sein“, sagt Büllesbach.
Fläche für Modenschauen, Konzerte und Lesungen
Ziel sei es, die Produkte auf eine neue Art zu zeigen. Dazu gehört auch die Idee von kleinen Holzgeschäften, die mit einer Laufzeit von zwei bis maximal zwölf Monaten gemietet werden können. „Tools“ nennen die Vermarkter die Stände, die von der Größe her wie Überseecontainer aussehen und in ihrer schlichten Funktionalität einem Messestand ähneln. Diese Holzmarktstände sollen in der Halle im Erdgeschoss das Interesse der Besucher anziehen.
„Wir denken bei der Nutzung an etablierte Marken, die neue Produkte vorstellen wollen. Aber ebenso auch an junge Labels, die keinen Laden haben und dort ihre Mode oder neuen Ideen nach außen tragen können“, sagt Bernhard Taubenberger, der das strategische Marketing bei der Bayerischen Hausbau leitet. Eine große Fläche wird für Modenschauen, Konzerte, Lesungen oder andere Veranstaltungen freigehalten.
Panorama-Blick auf Affenfelsen im Zoo
Und noch etwas Besonderes haben sich die Planer ausgedacht: das eigentliche Zoofenster. Zwar trägt auch das benachbarte Hochhaus mit dem Waldorf Astoria diesen Namen. Aber im Bikini Berlin kann man durch das 14 mal 4 Meter große „Zoofenster“ direkt auf den Affenfelsen schauen. Insgesamt sieben Geschosse hat das Bikini-Haus. Erdgeschoss, erstes und zweites Obergeschoss sind für den Handel reserviert, die oberen vier Geschosse für Büros.
Auch die neuen Penthäuser sollen als Büros dienen. Von den insgesamt 20.000 Quadratmetern Bürofläche (inklusive des Hochhauses) sind 3500 noch nicht vermietet. Bei den Einzelhandelsflächen – 18.000 Quadratmeter inklusive Gastronomie – sind 8500 vermietet. Bis zu 65 Läden werden im Bikini Berlin entstehen, 20 Prozent davon als Gastronomie. Die ersten Geschäfte sollen ab Januar 2014 eröffnen.