Produktprüfung

Zahlen, Daten, Anekdoten zur Stiftung Warentest

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Foto: Amin Akhtar

Vor 50 Jahren entstand die Idee, ein neutrales Wareninstitut zu gründen. Morgenpost Online mit einem Überblick.

Gründung: Ins Leben gerufen wurde die Stiftung Warentest von Konrad Adenauer. 1962 verkündete der damalige Bundeskanzler, dass er ein neutrales Warentestinstitut gründen lassen möchte. Das Bundeswirtschaftsministerium arbeitet zu diesem Zeitpunkt schon mehrere Jahre an dieser Idee. Zwei Jahre später, am 2. Dezember1964 stimmt das Parlament dem Antrag des Wirtschaftsausschusses, eine Stiftung mit dem Namen Stiftung Warentest, Sitz: Berlin, zu errichten, ohne Gegenstimme zu. Am 4. Dezember gründet Bundeswirtschaftsminister Kurt Schmücker die Stiftung Warentest und gibt ihr die erste Satzung. Stifterin und Satzungsgeberin ist damit die Bundesrepublik Deutschland.

1966 erscheint die erste Ausgabe des „test“-Magazins für 1,50 Mark mit genau zwei Tests: von Nähmaschinen und Stabmixern. Passend dazu gibt es auf der Rezepteseite eine Anleitung für Eier-Bier. Ein Getränk, von dem die Stiftung heute aus ernährungsphysiologischen Gründen abrät – auch, weil ein Glas den Tagesbedarf eines Erwachsenen an Kalorien deckt.

Finanzen: Die zwei Hefte mit den Produkt- und Finanztests erscheinen monatlich. Die Publikationen, inklusive online, machen fast 90 Prozent der Erlöse aus. Da diese anzeigenfrei sind, erhält die Stiftung mit ihren fast 300 Mitarbeitern jährliche Zuwendungen des Verbraucherschutzministeriums. Hinzu kommen die Zinsen auf das Stiftungskapitals.

Sitz: Die Stiftung Warentest hat ihren Sitz am Lützowplatz in Berlin. Dort wird aber nicht getestet – die Stiftung hat gar keine eigenen Labors, sie beauftragt unabhängige Testinstitute in der ganzen Welt. Seit ihrer Gründung hat die Stiftung Warentest auf diesem Weg in mehr als 5000 Tests rund 100.000 Produkte geprüft. Hinzu kommen rund 2000 Dienstleistungstests. Selbst aufblasbare Schlitten, Papierbrikett-Pressen, Detekteien und Astrologen waren vor den Prüfern nicht sicher. Bei rund 2000 geprüften Produkten pro Jahr kommt ganz schön viel zusammen. Vier Mal im Jahr versteigert die Stiftung Warentest ihre Prüfmuster deshalb auf Auktionen in Berlin. Umtausch verständlicherweise ausgeschlossen.

Auftrag: Laut Satzung informiert die Stiftung „über objektivierbare Merkmale des Nutz- und Gebrauchswertes sowie der Umweltverträglichkeit von Waren und Leistungen“. Dazu zählt auch, vor Produkten zu warnen. 1972 wählte der damalige Pressechef der Stiftung dafür einen ungewöhnlichen Schritt: Er ließ Mitarbeiter der Stiftung Warentest mit Kinderwagen und Transparenten über den Ku'Damm ziehen. Die Kinderwagen hatten in einem Test so erschreckend schlecht abgeschnitten, dass man diesen öffentlichen Weg wählte, um die Testergebnisse zu verbreiten.

Warnung: Manchmal sind die getesteten Produkte auch gefährlich. Der Waschmaschine Candy riss im Dauertest für das Heft 10/2010 beispielsweise die Trommel und schlug durch den Maschinendeckel.

Flop: Enttäuschend verlief der Basmatireis-Test vor zwei Jahren: In manchen Packungen fanden sich überhaupt keine Basmati-Körner, sondern nur Fremdreis. In den Kartoffelklößen wurden dafür Mineralölbestandteile entdeckt, die vermutlich aus den Faltschachteln stammten. Und in einer Bratwurst steckte Gewebe aus dem zentralen Nervensystem von Schweinen – was natürlich verboten ist.

Tester: Ungewöhnliche Testpersonen bekam die Stiftung Warentest im Sommer 2004. Damals kamen die 4 Kieler Kinder. So heißen die Handhabungspuppen, wie sie für Tests von Autokindersitzen gebraucht werden. Sie entsprechen in Größe und Proportionen Kinder verschiedener Altersgruppen und ersparen den echten Testkandidaten viele langweilige Stunden im Prüflabor.

Nachwuchs: Beim Wettbewerb „Jugend testet“ können Jugendliche alles testen, was sie interessiert. Sie suchen sich das Produkt aus, entwickeln Prüfkriterien und schreiben am Ende einen Bericht. 30.000 potenzielle Nachwuchstester haben schon mitgemacht.