Es darf nicht sein, dass das BMW Guggenheim Lab in Berlin nicht realisiert wird . Die Stadt ist das richtige Pflaster, um dieses Projekt durchzuführen – gerade weil es kein einförmiges ist, nichts von der Stange. Weil es wirklich ein Labor ist zu Themen, die zum Substanziellen gehören, das Berlin ausmacht. Natürlich sagt es etwas aus über die Auftrittspose der verantwortlichen Unternehmen, wenn sie ihre Eigennamen (BMW und Guggenheim) in die Überschrift schreiben. So hat das Kind einen irreführenden, weil Marketingnamen. Aber die Sache selbst ist stark, und deshalb muss sie in Berlin einen Platz haben.
Es ist schon beeindruckend, wie sich nun – nach der Absage – die Befürworter des Projekts in großer Breite und Unterschiedlichkeit zu Wort melden. Das zeigt doch auch: Berlin ist ganz und gar nicht abweisend. Auch wenn – vielleicht: weil – das ein kontroverses Projekt ist, möchte es die Stadt haben. Auch wenn niemand sich sicher sein kann, dort nicht infrage gestellt zu werden, wollen es alle. Und dass wenige mit der Androhung von Gewalt (offenbar mangels Begründung) dagegen sind, kann man dann schwerlich Berlin vorwerfen. Im Gegenteil: Die Stadt will Kontroverses.
Das spricht gut über Berlin. Aber fragen muss man sich auch, warum diese Fürsprecher nicht vor der Absage Gelegenheit und eine öffentliche Bühne hatten, um ihr Interesse, ihre Unterstützung des Projekts zu erklären und zu begründen. Die Kultur öffentlicher Erörterung solcher spannender Vorhaben ist auch in unserer Stadt noch immer unterentwickelt. Zu was das führt, sieht man: Wenn diese kritisch-konstruktive Öffentlichkeit im Vorhinein nicht hergestellt wird, muss man sich nicht wundern, wenn plötzlich vereinzelt Gegner sich der ganzen ungestörten öffentlichen Aufmerksamkeit erfreuen können.
Kontroverse, Ergebnisoffenheit, so verstehe ich es jedenfalls, gehört zum Wesen dieses BMW Guggenheim Lab. Dann sollten sich jetzt aber auch die Träger nicht wie Mimosen verhalten, wenn sie herben Gegenwind spüren oder gar angegriffen werden. In Berlin ist eben so etwas nicht in einer abgeschirmten Laboratmosphäre zu haben. Aber gerade daran sollten die Macher des Projekts interessiert sein. Also: Berlin hat die Verpflichtung, alles zu tun, damit das Lab hier stattfinden kann. Und die Veranstalter müssen die Entschiedenheit und den Mut beweisen, es durchzuführen. Dann wird das Ganze gut werden – und interessanter als woanders.