Nach Absage in Kreuzberg

Berliner bieten Guggenheim Lab ihre Grundstücke

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Gilbert Schomaker und Sabine Flatau

Auch wenn das Guggenheim Lab in Kreuzberg nicht gewollt ist, in Berlin hat eine Welle von Sympathiebekundungen für das Forschungslabor eingesetzt. Bei den Organisatoren melden sich Kleingärtner, Museen und Politiker, um alternative Standorte anzubieten.

Erst kamen die Drohungen aus der linken Szene, dann die Absage der Veranstalter. Jetzt melden sich Berlins Bürger zu Wort: Sie wollen das BMW Guggenheim Lab retten . Nach der Entscheidung, die temporäre Denkfabrik wegen möglicher Sachbeschädigungen nicht in Kreuzberg anzusiedeln, trafen bei den Organisatoren nun viele Grundstücksangebote ein. Bei BMW und Guggenheim meldeten sich nicht nur Politiker und Bezirksbürgermeister, sondern auch Museen und Kleingärtner.

Die Guggenheim Stiftung hatte nach Drohungen aus der linken Szene das von Mai bis Juli geplante BMW Guggenheim Lab in Kreuzberg abgesagt. Zuvor hatte die Polizei vor Sachbeschädigung und Protesten gewarnt – nicht aber vor Gewalt gegen Menschen. Gleichzeitig hatte die Polizei zu eigenen Maßnahmen wie einem Wachschutz geraten.

Angebote von Museen, Bezirksämtern und Kleingärtnern

Thomas Girst, Leiter Kulturengagement BMW Group, sagte dieser Zeitung: „Wir bekommen Dutzende Anrufe von privaten Initiativen, von Museumsdirektoren, von Bezirksämtern, von Kleingärtnern: Alle bieten ihre Grundstücke an. Das ist toll.“ Girst sagte weiter: „Was uns außerordentlich freut, weil es zeigt, wie sehr die Bürger Berlins hinter diesem Projekt stehen und sich freuen, wenn es doch noch in Berlin stattfindet.“

Nun werde mit dem Senat nach einem geeigneten Grundstück gesucht. Inzwischen hätten aber auch andere Städte wie Hamburg Angebote abgegeben. Ramona Pop, Fraktionsvorsitzende der Grünen, schlug vor, das Lab in Mitte, beispielsweise in der Heidestraße oder neben dem Tacheles, anzusiedeln.

„Denn in Mitte sind die Probleme der Großstadt auch spürbar. Wir möchten das Lab nach Berlin holen“, so Pop. Als mögliche weitere Plätze für die Denkfabrik gelten auch der ehemalige Flughafen Tempelhof oder auch der Pfefferberg in Prenzlauer Berg. Weitere Standortangebote kommen aus Oberschöneweide, wo das alte Gelände des Transformatorenwerks infrage kommen könnte, und vom Bürgerforum Lichtenrade, wo Anwohner und Unternehmen für die alte Mälzerei warben. Der Bezirksbürgermeister von Lichtenberg, Andreas Geisel (SPD), schlug das Gelände des ehemaligen Wasserwerks an der Landsberger Allee vor: „Das Guggenheim Lab ist in Lichtenberg herzlich willkommen.“

Alternative bis Ende nächster Woche

Ende nächster Woche soll eine Alternative zu der Kreuzberger Brache an der Cuvrystraße gefunden sein. Damit könnte das BMW Guggenheim Lab, das bisher in New York residierte, doch noch eine Station in Berlin machen. In der Denkfabrik beschäftigen sich Wissenschaftler und Bürger mit den Problemen der Großstädte, etwa der Verdrängung durch steigende Mieten.

Die Berliner Polizei kündigte an, einen alternativen Ort sichern zu wollen. Voraussetzung dafür sei das Ergebnis einer Gefährdungsbewertung für einen neuen Standort. „Wir würden die äußere Sicherheit für das Projekt gewährleisten, wenn es die Polizei dann für erforderlich hält“, sagte Polizeisprecher Stefan Redlich am Mittwoch. In Betracht kämen dann etwa eine erhöhte Polizeipräsenz mit Streifenwagen oder ein permanenter Objektschutz vor dem Gelände. „Die Vorkehrungen richten sich jedoch ausschließlich danach, zu welchem Ergebnis die Experten des Staatsschutzes im Landeskriminalamt kommen“, betonte Redlich.

Industrie- und Handelskammer warnt vor negativen Folgen

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) warnte vor negativen Folgen für den Wirtschaftsstandort Berlin. Der Hauptgeschäftsführer Jan Eder sagte: „Berlin darf sich aber auf keinen Fall diese Diskussionsplattform entgehen lassen.“ Gleichzeitig warnte Eder vor einem fatalen Signal an Investoren: „Die Irritationen um das Projekt werden auch bei Investoren registriert, die sich am Wirtschaftsstandort Berlin engagieren wollen. Diese Entwicklungen können sich negativ auf den Ruf unserer Stadt auswirken und der positiven Entwicklung des Wirtschaftsstandorts Berlin massiv schaden.“

Auch der CDU-Fraktionsvorsitzende Florian Graf warnte: „Das Scheitern des BMW Guggenheim Lab in Kreuzberg schadet dem Image Berlins nachhaltig.“ Jetzt müsse es darum gehen, alles zu unternehmen, dieses Projekt in Berlin zu realisieren. „Es darf nicht sein, dass allein die Ankündigung von Gewalt und Sachbeschädigung wichtige Investoren verschreckt. Darüber muss es eine breite Diskussion in der Gesellschaft geben“, so Graf. Der FDP-Landeschef Martin Lindner fordert den Senat auf, die „aggressive Intoleranz“ der Gegner nicht zu dulden. Dagegen warnten die Piraten davor, Kritikern „pauschal Gewaltbereitschaft“ zu unterstellen.