Forschungslabor in Kreuzberg

Guggenheim-Aus – Wirtschaft bangt um Investoren

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Nach der Absage des Guggenheim-Forschungslabors in Berlin bemühen sich Politik und Veranstalter hinter den Kulissen um eine Lösung. Auch der Regierende Bürgermeister hat sich eingeschaltet. Die Wirtschaft bangt um Investoren.

Trotz einer ersten Absage ist das Forschungslabor des Guggenheim Museums für Berlin noch nicht endgültig verloren. Wie die Nachrichtenagentur dpa am Mittwoch aus Teilnehmerkreisen erfuhr, laufen derzeit Gespräche zwischen Berlin und dem New Yorker Museum, ob sich möglichst bald ein alternativer Standort zu Kreuzberg finden lässt. „Wir rechnen damit, dass bis Ende nächster Woche eine Entscheidung fällt“, hieß es am Mittwoch. „Die Gespräche schließen Berlin mit ein. Es ist aber offen, ob es eine Lösung gibt.“

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) setzte sich inzwischen in einem Brief an die Guggenheim-Stiftung für den Standort Berlin ein. Das Schreiben sei bereits rausgegangen, sagte Senatssprecher Richard Meng am Mittwoch. Darin versicherte Wowereit der renommierten Stiftung, dass das „BMW Guggenheim Lab“ in Berlin höchst willkommen sei. Ansonsten sei der Inhalt des Briefes vertraulich, hieß es.

Die Guggenheim Stiftung hatte nach Gewaltandrohungen das von Mai bis Juli geplante „BMW Guggenheim Lab“ auf einer Brachfläche in Berlin-Kreuzberg abgesagt. „Wir befürworten eine lebhafte Diskussionskultur, können aber das Risiko gewalttätiger Übergriffe nicht eingehen, wie sie von einer kleinen Minderheit angedroht wurden“, teilte das New Yorker Haus mit.

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Berlin warnte vor einem „fatalen Signal“. „Die Irritationen um das Projekt werden auch bei Investoren registriert, die sich am Wirtschaftsstandort Berlin engagieren wollen“, sagte Hauptgeschäftsführer Jan Eder am Mittwoch. CDU-Fraktionschef Florian Graf sprach in dem Zusammenhang von einem nachhaltigen Imageschaden für die Stadt.

Das reisende Labor ist als Diskussions- und Forschungsplattform über das Leben in Großstädten konzipiert. Erste Station war New York, nach Berlin soll es von Dezember an nach Mumbai in Indien gehen. Ein BMW-Sprecher hatte am Dienstag betont, nicht die Proteste von Anwohnern hätten zur Absage geführt, sondern die Gewaltandrohung und eine entsprechende Einschätzung der Polizei.

Grünen-Fraktionschefin Ramona Pop sprach sich dafür aus, das Projekt nach Berlin-Mitte zu holen. „Auch in diesem Bezirk sind die von dem Labor gestellten Fragen etwa zur Migration und dem Zusammenleben in Großstädten sehr virulent“, sagte Pop. Mögliche Standorte wären etwa die Gegend um die Heidestraße oder das Brachland an der Friedrich- zur Ecke Chausseestraße.

Die Polizei sagte zu, einen möglichen neuen Standort unter Sicherheitsaspekten zu prüfen und gegebenenfalls für Schutzmaßnahmen zu sorgen. In Betracht kämen dann etwa eine erhöhte Polizeipräsenz oder ein permanenter Objektschutz, sagte Polizeisprecher Stefan Redlich. Einen politischen Druck gebe es jedoch nicht.

Die Gegner des Projektes in Kreuzberg feierten inzwischen die Absage an den bisher geplanten Standort als Sieg. „Es hat sich gezeigt, dass Widerstand gegen Investoren-Großprojekte erfolgreich sein kann“, erklärte David Kaufmann von der Initiative „BMW – NEE! Anwohner gegen das geplante „BMW-Lab“ im Wrangelkiez“. Zugleich betonte Kaufmann, es habe nie eine Drohung gegen Personen gegeben. Deshalb sei es eine Frechheit, wenn jetzt von angeblicher Gewalt gegen die Lab-Macher „schwadroniert“ werde.

( dpa/tj )