Prozess um Autobrandstifter

"Die Reichen sollten sich auch mal ärgern"

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Der Prozess gegen den Berliner Brandstifter, der mehr als 100 Autos angezündet haben soll, hat mit einem Geständnis begonnen. Liebeskummer und Sozialneid sollen die Motive sein. Der 28-Jährige entschuldigte sich für seine Taten.

Mit einem umfassenden Geständnis hat am Freitag in Berlin der Prozess gegen einen 28 Jahre alten mutmaßlichen Serienbrandstifter begonnen. Vom 7. Juni bis zum 29. August 2011 soll der gelernte Maler und Lackierer laut Anklage 102 Autos in Brand gesteckt haben - fast ausschließlich teure Modelle der Marken BMW, Mercedes und Audi. Es entstand ein Millionenschaden. Der Berliner war am 21. Oktober festgenommen worden und sitzt seither in Untersuchungshaft.

Zum Prozessauftakt zeigte der Angeklagte Reue: „Ich habe neben den unmittelbar Geschädigten die ganze Stadt Berlin, die ich liebe, über Monate in Angst und Schrecken versetzt“, hieß es in einer Erklärung, die Anwalt Mirko Röder im Namen des 28-Jährigen verlas. Seinem Mandanten sei inzwischen klar, dass die Besitzer der Autos hart für ihr Vermögen arbeiten müssten und nichts für seine Situation könnten. „Ich bitte ernsthaft um Vergebung“, hieß es in der Erklärung weiter.

Die Brandanschläge wurden fast immer im direkten Umfeld des Angeklagten verübt - in seiner Wohngegend im Stadtteil Tiergarten zum Beispiel, wo er mit Mutter und Schwester lebte, aber auch nahe der Wohnung seines Vaters.

Liebeskummer stachelte Zündler an

„Liebeskummer spielte auch eine Rolle“, schilderte der Angeklagte und benannte damit einen weiteren Grund für sein „fürchterliches Treiben“. Kurz vor dem ersten Brand habe ihm eine Frau eine Abfuhr erteilt. „Reiche Leute, die mehr Geld haben, sollten sich auch mal ärgern“, betonte er zu seinem Motiv. Er habe es für ungerecht gehalten, dass sich andere so teure Autos leisten können, während er selber Schulden gehabt habe. Autos seien ihm zum Frustabbau gerade recht gewesen.

Den ersten Brand soll der Angeklagte in der Nähe seiner Wohnung gelegt haben, um schnell fliehen zu können. „Es war ein innerer Kampf, danach ging es leichter“, erklärte der Mann. Im August hatte er laut Anklage innerhalb von zwei Nächten nacheinander 23 Autos in Brand gesetzt. Die Serie hörte abrupt auf, als dem 28-Jährigen ein Job in einer Cateringfirma angeboten wurde. Er habe so viele Brände gelegt, um Rekorde zu brechen. „Ich wollte sicher sein, dass es ins Fernsehen kommt“, erklärte der Mann.

Zeitweise brannten im vergangenen Sommer jede Nacht Autos in der Hauptstadt. Insgesamt gingen 2011 mehr als 700 Autos in Flammen auf. Etwa die Hälfte wird linksextremen Kreisen zugerechnet. Die übrigen Bandstiftungen sollen auf das Konto von Trittbrettfahrern und Versicherungsbetrügern gehen. Die Brände hatten für erhebliche Unruhe in der Bevölkerung gesorgt. Auf dem Höhepunkt der Serie erhielt die Berliner Polizei Unterstützung von der Bundespolizei. Bis zu 500 Ermittler suchten dann Nacht für Nacht nach den Brandstiftern.

( dpa/mim )