Nach tödlicher Messerattacke

Jussefs Vater appelliert an wütende Jugendliche

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Foto: Amin Akhtar

Drei Tage nach dem Tod des 18-jährigen Jussef al-A. in Neukölln sind Kummer und Wut groß. Während die Berliner Polizei mehrere tausend Trauergäste zur Beisetzung am Freitag erwartet, hat der Vater des Toten darum gebeten, von Racheplänen abzusehen.

Nach den tödlichen Messerstichen auf den 18-jährigen Jussef al-A. in Neukölln am Sonntagabend (wir berichteten) erwartet die Berliner Polizei am Freitag mehrere tausend Trauergäste zur Beisetzung des Toten. Die muslimische Zeremonie soll gegen 15 Uhr in der Neuköllner Sehitlik-Moschee stattfinden. „Wir rechnen mit einem sehr großen Zuspruch“, sagt Polizeisprecher Volker-Alexander Tönnies. „Die Polizei ist vorbereitet und wird währenddessen die Sicherheit gewährleisten.“

Es wurden Befürchtungen laut, dass es zu Vergeltungsmaßnahmen kommen kann. Im Internet wurden über das soziale Netzwerk Facebook regelrechte Hasstiraden gegen den mutmaßlichen Täter verbreitet. Dieser wurde nach der Tat vernommen, anschließend aber wieder auf freien Fuß gesetzt worden, da die Ermittler von Notwehr ausgehen. Der Vater des getöteten Mannes sprach sich am Mittwochabend gegen Vergeltungsmaßnahmen aus.

Gegenüber Sozialarbeitern der mobilen Jugendarbeit Outreach hatte der Vater an die Jugendlichen appelliert, auf jegliche Gewalt zu verzichten. „Er hat akzeptiert, dass Gott seinen Jungen zu sich genommen hat. Das hat die Jugendlichen sehr bewegt“, sagt einer der Sozialarbeiter. Der Wille des Vaters habe in der muslimischen Kultur einen besonders hohen Stellenwert. Aus diesem Grund gehen die Sozialarbeiter davon aus, dass sich die Jugendlichen an den Appell halten.

Seit der Tötung sind bis zu 14 Mitarbeiter von Outreach in dem Kiez rund um den Tatort, die „Weiße Siedlung“ im südlichen Neukölln, unterwegs und suchen das Gespräch mit den Jugendlichen. Sehr viele von ihnen waren sehr wütend darüber, dass der Täter wieder frei gekommen ist. Gemeinsam mit der Polizei konnten die Sozialarbeiter aber den überwiegend muslimischen Jugendlichen klar machen können, dass dies nicht mit einem Freispruch zu vergleichen ist.

Laut Ermittlungen hatten zwei Männer einen Streit zwischen Fußballern schlichten wollen. Daraufhin wurden sie von einer Gruppe Männer angegriffen. Sie flohen in eine Wohnung an der Fritzi-Massary-Straße. Dort kam es zu Auseinandersetzungen, bei denen einer der Männer mit einem Küchenmesser um sich stach und den 18-Jährigen traf. Er starb wenig später in einem Krankenhaus.

( ag/dpa )