Morgenpost Online: Herr Neubeck, warum ist die Bahn anfällig für solche Taten?
Neubeck: „Die Bahn ist deswegen anfällig, weil sie überall präsent ist. Wir haben ein Netz von rund 34.000 Kilometern Streckenlänge mit entsprechenden Begleittechniken wie Signalsteuerungen und Kommunikationskabeln. Man kann die Bahn eigentlich überall treffen, deswegen sind wir natürlich ein Anschlagsziel à la bonne heure.“
Morgenpost Online: Was tut die Bahn, um gerade die sensiblen Stellen zu schützen?
Neubeck: „Ganz plakativ gesagt: Die Bahn passt auf. Wir können nicht alles einbetonieren, was angreifbar ist. Das würde bei einem Störungsfall sofort zu mehrtägigen Ausfällen führen, um dann wieder an die Kabel zu kommen. Wir können nur mit technischen Mitteln und mit Personen so gut wie möglich auf unser Netz Acht geben.“
Morgenpost Online: Sie haben ihr Sicherheitspersonal in diesem Jahr schon aufgestockt. Müssen sie nun nachlegen?
Neubeck: „Das prüfen wir. Wir haben nach dem Anschlag im Mai auf die Kabelbrücke am Ostkreuz in Berlin die Zahl der Sicherheitskräfte um 500 Mitarbeiter deutlich erhöht. Das zeigt, dass wir nicht auf das Geld achten, sondern das Nötige in die Sicherheit investieren.“
Morgenpost Online: Das heißt, sie stellen in Folge der Brandanschläge noch einmal zusätzlich ein?
Neubeck: „Das vermag ich noch nicht zu sagen. Man muss aber auch berücksichtigen, dass man Sicherheitsleute nicht im Laden kaufen kann, sondern dass ausgebildete, gut qualifizierte Sicherheitsleute auf dem Markt in Deutschland außerordentlich rar sind.“
Morgenpost Online: Ist damit zu rechnen, dass weitere Brandsätze gefunden werden?
Neubeck: „Sie müssen sich das so vorstellen, dass wir die Strecken rund um Berlin in Kreisen, die wir immer erweitern, absuchen. Dabei ist es natürlich denkbar, dass man auf weitere Brandsätze stößt. Wir achten natürlich auch in anderen Städten und um andere Städte auf unsere kritischen Infrastrukturstellen ganz besonders. Es ist sicherlich die Wahrscheinlichkeit hier in Berlin sehr groß, wie sich gezeigt hat, dass so etwas passiert. Aber man kann es auch für Städte und Bezirke nicht ausschließen.“
Morgenpost Online: Müssen die Fahrgäste sich Sorgen machen, wenn sie jetzt mit der Bahn unterwegs sind?
Neubeck: „Nein. Unser Technik ist so angelegt, dass beim Entzünden eines solchen Brandsatzes den Fahrgästen nichts geschehen kann. Die Technik führt dazu, dass der Verkehr stillsteht. Die Signale stehen auf Rot. Das ist misslich und lästig, aber es wäre verantwortungslos die Züge einfach weiterfahren zu lassen. Deswegen muss niemand Angst haben, irgendein Verkehrsmittel der Deutschen Bahn zu nutzen.“