An Berliner Bahngleisen sind erneut Brandsätze entdeckt worden. Einer davon ist offensichtlich an der ICE-Trasse Berlin-Hamburg im Berliner Ortsteil Staaken explodiert. Dort lag auch noch eine weitere Brandbombe. Zudem sei zwischen den Bahnhöfen Südkreuz und Schöneberg noch ein Brandsatz entdeckt worden, teilte die Bahn mit. Die Bahnstrecke in Richtung Hannover und Wolfsburg wurde gesperrt. Der S-Bahnverkehr wurde unterbrochen.
Die gefundenen Brandsätze auf einer Karte visualisiert
„Wir gehen davon aus, dass dort ein Brandsatz explodiert ist, aber vermutlich schon vor längerer Zeit“, sagte ein Bahnsprecher Morgenpost Online zu dem Fund in Staaken. Bahn-Mitarbeiter hatten den Schaden nahe dem Bahnhof Staaken am Mittwochmorgen entdeckt, als sie nach weiteren Ursachen für eine technische Störung suchten, die unter anderem durch den Anschlag vom Montag nahe Finkenkrug entstanden war. „Eigentlich hätte die Strecke dort wieder funktionieren müssen“, so der Sprecher. Als das nicht der Fall gewesen sei, habe man auch die nahegelegene Trasse in Richtung Hannover untersucht und den vermutlich detonierten Brandsatz gefunden.
=> Die Bahn informiert über aktuelle Sperrungen
Ein weiterer größerer Schaden an den Signal- und Steuerungskabeln ist durch den Brand nach ersten Erkenntnissen aber nicht entstanden. Wegen des Polizeieinsatzes musste die dicht befahrene Strecke in Staaken aber gesperrt werden. Fernzüge in Richtung Hannover wurden über ein benachbartes Gleis geleitet. Erhebliche Einschränkungen gab es hingegen auf der wichtigen Regionalexpresslinie RE2 (Rathenow-Cottbus).
Bisher 14 Brandsätze in der Region
Mit den neuesten Funden wurden bisher insgesamt 16 Brandsätze an Bahnanlagen der Region entdeckt. Die Polizei hatte bereits am Morgen nicht ausgeschlossen, dass es bisher nicht entdeckte Brandsätze gibt. Einer der beiden in Brandenburg gefundenen Brandbomben war am Montag explodiert.
Der Fern- und Regionalbahnverkehr nordwestlich der Hauptstadt war deshalb am Mittwoch weiterhin beeinträchtigt. Die Züge zwischen Berlin und Hamburg wurden nach Angaben der Bahn weiter umgeleitet. Dadurch verlängerten sich die Fahrzeiten um 45 Minuten.
Bahn und Bundespolizei hatten die Kontrollen am Dienstag in ganz Deutschland verstärkt. Zudem lässt die Bahn ihre Sicherheitsmitarbeiter die Gleisanlagen kontrollieren.
Züge von und nach Hannover werden umgeleitet und brauchen zum Teil bis zu eine Stunde länger, wie eine Bahnsprecherin am Mittwoch sagte. Wie die IC- und ICE-Züge von und nach Hamburg wird auch die Ost-West-Verbindung über die parallele Strecke über Stendal umgeleitet. „Dort ballt sich jetzt alles“, hieß es. Das bedeutet auch zusätzliche Einschränkungen für Reisende von und nach Hamburg, deren eigentliche Strecke schon seit Montag gesperrt ist.
Zwei der drei wichtigen Berliner ICE-Strecken blockiert.
Damit sind zwei der drei wichtigen Berliner ICE-Strecken blockiert. Über die Hannover-Strecke fahren auch Züge nach Frankfurt und ins Ruhrgebiet und das Rheinland.
Die Fernstrecke nach Hamburg wird frühestens Donnerstag freigegeben, teilte die Bahn mit. Der Regionalexpress 6 (Wittenberge-Spandau) fährt weiter zum Gesundbrunnen statt nach Spandau, die Regionalbahnlinie 10 (Charlottenburg-Nauen) fällt aus, zwischen Falkensee und Nauen fahren Ersatz-Busse.
Viel mehr Zeit müssen Fahrgäste laut Bahn wegen des neuen Funds nun auch auf den Regionalexpress-Linien 2 (Rathenow-Cottbus) und 4 (Jüterbog-Wismar) einplanen, die ebenfalls auf Umleitungsstrecken fahren, ebenso die Regionalbahnlinie 13.
2000 Züge wegen Brandsätzen verspätet
Bundesweit haben sich seit Montag rund 2000 Züge wegen der Streckensperrungen verspätet, wie ein Bahnsprecher am Mittwoch sagte. Die Verspätungen summieren sich demnach auf etwa 50 000 Minuten.
BVG sieht sich nicht gefährdet
Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) sehen sich nicht im Visier linksextremistischer Gewalttäter und haben nach den Brandanschlägen auf Anlagen der Deutschen Bahn keine zusätzlichen Sicherheitsvorkehrungen getroffen. BVG-Sprecher Klaus Wazlak verwies am Mittwoch auf eine Lageeinschätzung der Berliner Polizei, wonach für das größte kommunale Verkehrsunternehmen Deutschlands derzeit keine besondere Gefährdungssituation bestehe. Besondere Maßnahmen seien daher nicht getroffen worden. Das BVG-Personal sei ohnehin aufgefordert, auf verdächtige Gegenstände in Bahnen und Bussen, auf Bahnhöfen, Gleisen und an Haltestellen zu achten, sagte Wazlak. Die BVG befördert nach eigenen Angaben im Durchschnitt täglich rund 2,5 Millionen Fahrgäste.