„Klaus Wowereits rot-schwarze Koalition ist eine Koalition ohne Anspruch“, sagte die Grünen-Fraktionsvorsitzende Ramona Pop am Mittwoch. Dass ihr Urteil negativ ausfallen würde, war nach den gescheiterten rot-grünen Koalitionsgesprächen zu erwarten. Pop kritisierte aber wie die anderen Oppositionsparteien auch, dass im Koalitionsvertrag keine Schwerpunkte gesetzt würden. „Hinter der salbungsvollen Überschrift verbirgt sich ein Sammelsurium an Maßnahmen ohne erkennbare Linie“, sagte sie.
Der Linke-Landeschef Klaus Lederer, bis zum vergangenen Montag noch mit der SPD in einer Koalition verbunden, äußerte ebenfalls scharfe Kritik. „Die rot-schwarze Koalition verharrt weitgehend im Stillstand und wenn sie sich bewegt, dann zumeist in einer Rolle rückwärts“, sagte er. Es sei absehbar, dass vor allem Menschen mit geringem Einkommen nichts Gutes zu erwarten hätten. So werde der öffentliche Beschäftigungssektor abgeschafft, der Mindestlohn im Vergabegesetz nicht erhöht und würden keine „wirksamen Schritte“ gegen steigende Mieten unternommen.
Auch die Piraten, die zum ersten Mal im Abgeordnetenhaus vertreten sind, sind unzufrieden mit den Ergebnissen der Koalitionsverhandlungen. „Die Vereinbarungen sind kein gutes Vorzeichen für die nächsten fünf Jahre“, sagte der Abgeordnete Martin Delius. Mit Frank Henkel als CDU-Innensenator werde sich „das liberale Berlin“ ändern, war Delius überzeugt. Und bei der S-Bahn fehle der neuen Regierung der Gestaltungswille, die Kunden würden wohl auch in diesem Winter wieder frieren.
Lob für den Koalitionsvertrag kam dagegen von der Wirtschaft. „Es ist gut, wenn die Wirtschaft im Mittelpunkt steht“, sagte der Sprecher der Industrie- und Handelskammer (IHK), Bernhard Schodrowski. Die IHK begrüße auch, dass SPD und CDU die Großprojekte wie den Ausbau der Stadtautobahn A100 „mutig“ angingen. Zudem müssten mehr Arbeitsplätze entstehen.