SPD und CDU wollen in der Hauptstadt die Zahl der Plätze in Kindertagesstätten deutlich ausbauen. Wie Morgenpost Online erfuhr, einigten sich die möglichen Koalitionäre am Freitagabend darauf, mit 70 Millionen Euro in den nächsten fünf Jahren 12.000 neue Kita-Plätze in Berlin schaffen zu wollen. Weitere Betreuungsplätze sollen durch das Programm der Bundesregierung für die unter Dreijährigen eingerichtet werden. Hierdurch sollen 4000 neue Plätze in Berlin entstehen.
Anlass für den massiven Ausbau der Kindertagesstätten ist eine Berechnung der Senatsjugendverwaltung. Nach einer Prognose aus dem August fehlen in Berlin bis 2015 insgesamt 23.000 Kita-Plätze. Zum einen gibt es immer mehr Familien, in denen beide Eltern arbeiten. Zum anderen werden immer mehr Kinder immer länger in den Kitas betreut. Nicht nur die Drei- bis Sechsjährigen gehen in die Einrichtungen; der Anteil der betreuten Ein- bis Dreijährigen nimmt von Jahr zu Jahr zu. Gleichzeitig steigt auch die Zahl der Kinder in Berlin. So wurden im vergangenen Jahr 32983 Kinder geboren. Das waren 2038 mehr, als der Senat prognostiziert hatte. 140.000 Kita-Plätze sind in Berlin zurzeit genehmigt.
Rot-Schwarz will nun eine weitere Prognose für die Bevölkerungsentwicklung Berlins abwarten, die Anfang 2012 veröffentlicht werden soll – und danach die Verteilung der Kita-Plätze organisieren. Denn in den Bezirken ist die Entwicklung sehr unterschiedlich. Vor allem in den bei Familien beliebten Stadtteilen Prenzlauer Berg, Pankow, Friedrichshain-Kreuzberg, Reinickendorf und Charlottenburg-Wilmersdorf fehlen Kita-Plätze. Der stellvertretende Landesvorsitzende der SPD, Mark Rackles, sagte: „Wir wollen den Ausbau der Kita-Plätze, müssen aber auch immer auf die finanzielle Situation des Haushalts achten.“ 70 Millionen Euro in fünf Jahren seien aber eine „darstellbare“ Summe. In der möglichen Koalition geht man davon aus, dass sich ein neues Ressort Bildung/Integration um die Kitas kümmern wird.
Auch die Betreuung von Kindern in der fünften und sechsten Klasse soll verbessert werden. Rot-Schwarz will den Zugang zu den Hortplätzen deutlich erleichtern. Künftig soll es keine besondere, sondern nur noch eine einfache Bedarfsprüfung durch die Behörden geben. Innerhalb der möglichen Koalition gehen die Experten davon aus, dass die Zahl der Neun- und Zehnjährigen, die einen Hort besuchen, von nun fünf Prozent auf maximal 25 Prozent steigen wird.
Rot-Schwarz will damit auch den Initiatoren eines Volksbegehrens entgegenkommen. Doch die lassen sich nicht beeinflussen. Burkhard Entrup, Vorsitzender des Landeselternausschusses Kita, sagte der Morgenpost: „Wir halten am Volksbegehren fest. Die Bedarfsprüfung für den Hortplatz muss wegfallen, die Personalausstattung verbessert werden.“