Streit mit Politiker Claus-Brunner

Knobloch will mit Piraten über Kopftuch sprechen

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Nach ihrer Kritik am Kopfschmuck des Piraten-Politkers Gerwald Claus-Brunner sucht Charlotte Knobloch das persönliche Gespräch. Ihr Angriff sei nicht persönlich gegen Claus-Brunner gerichtet. Aber im deutschen Parlamentarismus sei "Schluss mit lustig".

Nach ihrer Kritik am Palästinensertuch des Piraten-Politikers Gerwald Claus-Brunner ist die Ex-Präsidentin des Zentralrates der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, zu einem persönlichen Gespräch mit dem Abgeordneten bereit. „Ich interessiere mich immer dafür, was mir junge Menschen zu sagen haben“, erklärte Knobloch, die jetzt Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde in München ist, am Freitag.

Ihre Kritik an dem Berliner Abgeordneten Claus-Brunner, dessen Markenzeichen eine Latzhose und ein um den Kopf gewickeltes Palästinensertuch ist, habe sich nicht gegen den Politiker persönlich gerichtet.

„In der Fußgängerzone, in Casting-Shows auf dem Pausenhof – überall ist das Tuch inzwischen als Modeartikel präsent, ohne das die Träger über dessen Herkunft und Bedeutung nachdenken. Wir müssen mit diesem Anblick leben und zur Kenntnis nehmen, dass das Tuch als chic gilt. Aber im deutschen Parlamentarismus ist Schluss mit lustig“.

Gerwald Claus-Brunner erschien bei der konstituierenden Sitzung des Berliner Abgeordnetenhauses in einer orangefarbenen Latzhose und mit dem Palästinensertuch. Auch auf dem Porträtfoto in der offiziellen Broschüre des Abgeordnetenhauses zum neuen Parlament trägt Claus-Brunner das Tuch.

Es sei unerträglich, „wie inflationär dieses symbolträchtige Tuch in den letzten Jahren wieder im öffentlichen Raum zu sehen ist“, kritisierte Knobloch.

In einem Offenen Brief hatte Knobloch den Abgeordneten der Piratenpartei aufgefordert, das Tuch abzulegen. Das Palästinensertuch sei nicht nur ein Symbol der Befreiungsbewegungen der Dritten Welt und der westlichen Linken, sondern stehe auch für Nationalismus, bewaffneten Kampf und Anti-Zionismus.

Der Offene Brief von Charlotte Knobloch im Worlaut – hier .

Claus-Brunner wies den Vorwurf zurück, sein Tuch sei ein Zeichen von Antisemitismus. Er habe das Tuch in Israel geschenkt bekommen, als er als Elektriker in der Nähe von Haifa auf Montage gewesen sei. Bei der jüngsten Veranstaltung zur Erinnerung an die Deportation der Berliner Juden am S-Bahnhof Grunewald habe ihn niemand darauf angesprochen.

Das Palästinensertuch ist unter anderem auch als „Kufiya“ bekannt. Das karierte Stoffstück wird in der arabischen Welt zum Schutz vor der Sonne getragen. Weltberühmt wurde es durch den Palästinenserführer Jassir Arafat (1929-2004). Das Tuch wird auch als Zeichen zur Solidarität mit den Palästinensern in ihrem Kampf gegen Israel getragen. Seit einigen Jahren gilt es auch als modisches Accessoire.

( dpa/bee )