Nach einer weitgehend friedlichen Demonstration gegen die Macht der Banken ist es am Samstagabend in Berlin zu Auseinandersetzungen mit der Polizei gekommen. Elf Polizisten wurden verletzt, zwölf Demonstranten festgenommen.

Mit zumeist friedlichen Protesten haben weltweit Hunderttausende Menschen gegen die Macht der Banken, die Gier von Spekulanten und staatliche Sparmaßnahmen demonstriert. Nach dem Vorbild der „Occupy Wall Street“-Bewegung in den USA gingen am Sonnabend in den Finanzmetropolen London, Frankfurt, Zürich und Tokio, aber auch in Städten wie Madrid, Sydney und Manila Menschen auf die Straßen.

In Deutschland beteiligten sich in gut 50 Städten etwa 40.000 Demonstranten, wie das globalisierungskritische Bündnis Attac schätzte.

Allein in der Hauptstadt Berlin zogen zwischen 8000 und 10.000 Kapitalismuskritiker friedlich zum Kanzleramt.

Für Tumulte sorgte allerdings eine Gruppe von rund 300 Demonstranten, die sich aus dem Aufzug löste und auf den Bundestag zustürmte. Nach Angaben der Polizei wurden vereinzelt Flaschen geworfen. Die Demonstranten versuchten zunächst, die Absperrungen vor dem Bundestag zu beseitigen, später richteten sie eine Sitzblockade ein.

Aktivisten versuchten mehrfach, Zelte vor dem Bundestag aufzubauen. Nach Einbruch der Dunkelheit standen zehn größere Zelte und ein Verpflegungsstand, welche die Polizei wieder abbaute. Mehrere Demonstranten widersetzten sich. Die Polizei setzte teilweise Gewalt und Pfefferspray ein, um das Camp abzubauen.

Gegen Mitternacht lösten die Beamten auch die Versammlung von rund 500 verbliebenen Protestlern auf, die sich mit Schlafsäcken und Decken auf das Campieren vor dem Bundestag eingerichtet hatten. Insgesamt wurden 12 Personen vorübergehend festgenommen, die Beamten leiteten 31 Strafverfahren unter anderem wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz und Landfriedensbruchs ein. Elf Polizisten wurden leicht verletzt. Eine Polizistin musste sich ärztlich behandeln lassen.

Das Bündnis „Global Change“, welches zum Protest aufgerufen hatte, kündigte am Sonntag an, sich am Nachmittag erneut vor dem Brandenburger Tor zu versammeln.

In Frankfurt zogen mehr als 5000 Menschen vor die Europäische Zentralbank (EZB). Der Platz direkt neben dem Eingang soll nun „auf unbestimmte Zeit“ friedlich blockiert werden.

In Rom schlugen die Proteste teilweise in Gewalt um – Fenster von Bankfilialen und Schaufenster wurden zerstört, Autos in Brand gesetzt und Kamerateams angegriffen. Demonstranten, die sich von der Großkundgebung abgesetzt hatten, warfen Schaufensterscheiben ein, setzten Fahrzeuge in Brand und verbrannten Flaggen der EU und Italiens. Die Polizei setzte Tränengas und Wasserwerfer gegen die teilweise mit Stöcken und Hämmern bewaffneten Demonstranten ein. Rund 70 Menschen wurden verletzt, zwölf Protestierer wurden laut Nachrichtenagenturen festgenommen.

In Spanien, wo die Bewegung der Empörten bereits im Mai Protestlager auf dem zentralen Platz Puerta del Sol aufgeschlagen hatte, beteiligten sich am Abend nach Angaben der Veranstalter 300.000 Menschen an einer Demonstration. Auch in Städten wie Barcelona, Sevilla, Valencia und Malaga fanden Großkundgebungen statt. In der portugiesischen Hauptstadt Lissabon hinderte die Polizei Demonstranten an der Erstürmung des Parlaments.

Assange kündigt Wikileaks-Kampagne an

In London sprach Wikileaks-Gründer Julian Assange vor der St.-Paul's-Kathedrale zu den Demonstranten. „Das Bankensystem in London ist der Empfänger von korruptem Geld“, sagte er. Außerdem kündigte er an, Wikileaks werde in den kommenden Monaten eine Kampagne gegen Finanzinstitute starten. An der Demonstration in London beteiligten sich bis zum Abend mehrere tausend Menschen. Nach Polizeiangaben kam es zu drei Festnahmen.

Auch in der Schweiz schlossen sich am Samstag etliche Menschen den weltweiten Protesten gegen die Macht der Banken und Finanzinstitutionen an. In Zürich besetzten rund 1.000 Demonstranten der sogenannten „Empörten“-Bewegung den Paradeplatz im Zürcher Finanzviertel. In Genf gingen rund 300 auf die Straße, in Basel 100 und in Bern 50.

In Paris versammelten sich Hunderte Demonstranten vor dem Rathaus, in Brüssel zogen tausende Menschen durch die Straßen und warfen mit alten Schuhen auf die Börse. In Athen und Saloniki beteiligten sich insgesamt 5.000 Menschen an friedlichen Protesten. Auch aus Sarajevo und Helsinki wurden Demonstrationen gemeldet.

Zum Abschluss des Aktionstages trugen Tausende Anhänger der Bewegung Occupy Wall Street ihren Protest gegen die Macht der Banken am Samstagabend auf den New Yorker Times Square. „Die Banken wurden gerettet, wir wurden ausverkauft!“, skandierten die Kundgebungsteilnehmer auf dem belebten Platz im Zentrum Manhattans. Zuvor waren Anhänger der Occupy-Bewegung mit Trommeln, Trompeten und Transparenten vor die New Yorker Niederlassung des Bankhauses Chase gezogen. Insgesamt wurden im Laufe des Tages in New York mehr als 80 Demonstranten in Polizeigewahrsam genommen. Auch in zahlreichen anderen US-Städten kam es zu kapitalismuskritischen Protesten.