Nach amerikanischem Vorbild sollen am Sonnabend in Berlin Aktionen wie Kundgebungen und eine Krisenanhörung mit Opfern der Finanzkrise stattfinden.
Berlin zeigt sich solidarisch: Unter dem Namen „Occupy Berlin“ finden an diesem Sonnabend zahlreiche Aktionen statt. Die Forderungen sind die gleichen wie überall auf der Welt. Die Globalisierungsgegner von Attac, riefen ab 10 Uhr zu einer Krisenanhörung im Grips-Theater auf. Dazu haben sie Opfer der Finanzkrise aus Island, Griechenland und Spanien eingeladen, die von den Auswirkungen der einbrechenden Märkte auf ihr Leben berichten. Um 13 Uhr findet eine Kundgebung am Neptun-Brunnen vor dem Roten Rathaus statt. Organisiert hat das die Gruppe „Acampada“, die im August eine Woche lang nach spanischem Vorbild auf dem Alexanderplatz campierte.
Schon damals demonstrierten sie für einen weltweiten Systemwechsel und mehr Basisdemokratie. Anschließend ab etwa 14 Uhr beginnt ein Protestmarsch zum Brandenburger Tor, der mit einer Abschlusskundgebung gemeinsam mit Attac um 17.30 Uhr vor dem Kanzleramt enden soll. Die Veranstalter erwarten etwa 1000 Teilnehmer. Auf dem Mariannenplatz soll parallel von 16 bis 22 Uhr diskutiert und gefeiert werden.
Attac-Initiator Christoph Mayer rechnet mit einer hohen Beteiligung. „In den letzten Wochen und Tagen erhielt die Bewegung zunehmend an Dynamik. Wir wollen aufzeigen, wie sich die neoliberale Krisenpolitik auf die Menschen auswirkt und alternative Lösungen aufzeigen.“ Von gewalttätigen Demonstranten oder einer Teilnahme der Täter der Brandanschläge will er nichts wissen. „Wir rufen zu gewaltfreiem Widerstand auf“, sagt er.
Bei der Parallelveranstaltung, die von 12 bis 16 Uhr vor dem Brandenburger Tor stattfinden soll, rechnet Initiator Roman Asriel mit etwa 100 Teilnehmern. Asriel hat die Veranstaltung privat mit seinen Freunden und über Facebook organisiert. „In Kürze wird auch in Deutschland die Krise ankommen, da wir durch unsere Bürgschaften die Pleite der anderen Staaten nicht mehr länger aufhalten können“, sagt Asriel. Er und seine Mitstreiter fordern einen Bewusstseinswandel in Politik und Wirtschaft, damit der Mensch im Mittelpunkt stehe und nicht abstrakte Gewinne der Finanzwelt. „Die Schieberein von Millionen Euro im Rettungsschirm muss für die Bürger offen gelegt werden“, sagt Roman Asriel.
Seine Vorschläge sind mehr Transparenz, ein Notfallplan bei Inflation und ein Runder Tisch mit Bürgern. „Schließlich wollen wir nicht wie in den USA aus unseren Häusern und Wohnungen geschmissen werden“, sagt er. Der 35-Jährige kooperiert mit dem Flashmob von MedMob, die um 13 Uhr vor dem Brandenburger Tor gemeinsam meditieren. Auf diese Weise will er verdeutlichen, dass seine Aktion ausnahmslos friedvoll sein soll. „Leute, die pöbeln oder Ärger machen wollen, werden ausgeschlossen, notfalls mit Hilfe der Polizei“, sagt Asriel.