1. Im Wahlprogramm der CDU taucht Kultur kaum auf. Sind Sie zufrieden sind mit der rot-roten Kulturpolitik?

Mit unserem Wahlprogramm haben wir die 100 wichtigsten Probleme der Stadt benannt und Lösungen angeboten. Der Umkehrschluss, es gebe keinen weiteren, ist falsch. Und eine rot-rote Kulturpolitik? Gab es die? Sicher, es wurden einige Kultureinrichtungen geschlossen, leider. Aber wo fand ein intellektueller Austausch mit den Künstlern statt? Eine Diskussion über gesellschaftliche Nachhaltigkeit von Kultur, Tradition und Zukunft – Fehlanzeige! Impulse für eine Kunsthalle versandeten im Monbijou Park, der Traum vom Bau einer Landesbibliothek erinnert an den Turmbau zu Babel. Die Tanzszene hat am Wedding eine wunderbare Trainingsstätte, aber keinen Ort für Aufführungen. Und die Kultur des Umgangs mit den Bürgern? Mehr „basta“ als Dialog, viel „weiter so“, ein bisschen Event, das war's. Berlin braucht dringend eine neue Kulturpolitik.

2. Sie kritisieren den mangelnden Gestaltungswillen der SPD unter Kultursenator Klaus Wowereit. Sollte Kultur wieder ein eigenständiges Ressort werden?

Das wäre wünschenswert, aber bei nur acht in der Verfassung vorgeschriebenen Senatsressorts ist das unrealistisch. Ich bin für ein Ressort „Stadtentwicklung und Kultur“. Die Kultur ist die Grundressource Berlins. Sie zum Motor einer Stadtentwicklung zu machen, erfordert ein völliges Umdenken. Und gerade das braucht unsere geschundene Stadt.

3. Der Kulturetat für die Jahre 2012/2013 wurde noch verabschiedet. In welchen Bereichen muss umverteilt werden?

Schon der Begriff „Umverteilung“ stört mich. Es geht nicht darum, die Miseren der Stadt besser oder nur anders zu verteilen, es geht darum, Perspektiven zu eröffnen. Die CDU will gemeinsam mit den Künstlern Ziele formulieren und vereinbaren, wie zum Beispiel die kulturelle Bildung entbürokratisiert und erweitert werden kann, welche Leistungen die Künstler, soweit sie öffentlich gefördert sind, ihrerseits für Berlin erbringen müssen. Das ist ausdrücklich kein Eingriff in die künstlerische Freiheit, sondern der Versuch, sie für die Interessen Berlins zu mobilisieren. Ziel einer klugen Kulturpolitik muss es auch sein, den riesigen Schatz an kultureller, auch internationaler Vielfalt für die Stadt zu bergen. Dazu gehört beispielsweise die kreative freie Szene. Und wir wollen die Arbeit der Musikschulen und Bezirksbibliotheken stärken. Finanziert werden könnte vieles bei einem Verzicht auf den Neubau der Landesbibliothek bei gleichzeitiger Sanierung der beiden bisherigen Standorte.

Kultur:

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