1. Die Kunsthalle war eines der Lieblingsprojekte des Regierenden Bürgermeisters und amtierenden Kultursenators. Wird es einen neuen Anlauf in der kommenden Legislaturperiode geben?

Vorerst leider nicht. Für eine Kunsthalle hat der Senat keine Mittel in den Doppelhaushalt 2012/2013 eingestellt. Dennoch finde ich, dass wir eine Kunsthalle brauchen. Kunst, die hier entsteht, muss auch hier gezeigt werden können. Ich werde weiterhin eine langfristige Lösung anstreben. Wir haben aber zur Förderung von Ausstellungen der bildenden Kunst eine Million Euro für beide Haushaltsjahre eingestellt. Und eine Million Euro zur Förderung der freien Szene für beide Jahre. Unser zentrales Investitionsprojekt ist in der kommenden Legislatur der Neubau einer modernen Metropolen-Bibliothek auf dem Tempelhofer Feld. Damit setzen wir ein wichtiges Zeichen für kulturelle Bildung, Integration und Stadtentwicklung und stärken die gesamtgesellschaftliche Bedeutung der Bibliothek als meistbesuchten Kulturort der Stadt.

2. Die Kudamm-Bühnen bekommen kein Geld vom Land, das Renaissance-Theater jährlich zwei Millionen Euro, das Schloßparktheater erhält Lottomittel – obwohl alle drei ein ähnliches Programm bieten. Müsste die Fördersystematik nicht dringend überarbeitet werden?

Fördergerechtigkeit sieht in der Tat anders aus. Aber das sind historische Entwicklungen. Man müsste diese korrigieren, ohne neue Ungerechtigkeiten zu schaffen. Sinnvoll wäre, das Fördermodell zu überdenken. Theoretisch müssten wir die zwei Millionen Euro aufstocken, in einem Fördertopf „Boulevardtheater“ bündeln und analog der Konzeptförderung alle vier bis fünf Jahre im Juryverfahren vergeben. Das ginge aber nur mit zusätzlichem Geld, das wir nicht haben.

3. Fünf Jahre lang war der Regierende Bürgermeister gleichzeitig auch Kultursenator. Ist das Modell zukunftsweisend?

Fünf Jahre Chefsache haben der Kultur und vor allem dem Kulturhaushalt sehr gut getan. Wir konnten den Etat aufstocken. Keine Einrichtung wurde geschlossen, im Gegensatz zu anderen Ländern setzten wir mit dem Regierenden Bürgermeister ein deutliches Zeichen gegen den aktuellen Trend, an Kunst und Kultur zu sparen. Wir haben uns für ein „Staatsziel Kultur“ eingesetzt, als geistige Grundlage und Bekenntnis, dass wir es ernst meinen mit der Verpflichtung zur Kulturförderung. Ein eigenständiges Kulturressort stünde Berlin dennoch sehr gut zu Gesicht, eventuell kombiniert mit Stadtentwicklung – aber ohne Bau und Verkehr – und Integration. Das gäbe gewaltig gestaltende Kraft. Ansonsten halte ich es hier mit Brecht: Es geht auch anders, aber so geht es auch.

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