1. Die FDP will die Berliner Opernstiftung auflösen und die Zuschüsse für den Friedrichstadtpalast reduzieren. Warum?

Weil wir der Ansicht sind, dass die in der derzeitigen Form bestehende Opernstiftung jetzt überflüssig ist. Sie hat ihren Beitrag zum Erhalt der drei Opern geleistet. Entweder sie bekommt eine Generalintendanz, was gegen den Widerstand aller anderen Häuser durchgesetzt werden müsste, oder sie ist ein zahnloser Tiger, der Millionen verschlingt und nichts bewirkt. Das Geld wäre besser zur direkten Finanzierung der fünf Gesellschaften der Opernstiftung einzusetzen. Und der Friedrichstadtpalast hat gezeigt, dass er mit fantastischen Produktionen erfolgreich wirtschaften kann. Jetzt ist es an der Zeit, die Zuschüsse kontinuierlich zu reduzieren.

2. Ihre Partei spricht sich im Wahlprogramm für neue Finanzierungsmodelle und mehr privates Engagement im Kulturbereich aus. Braucht die Berliner Kultur denn überhaupt staatliche Hilfe?

Bei allem privaten finanziellen Engagement im Bildungsbereich werden Schulen immer staatliche Mittel brauchen. Das sind keine Hilfen oder Subventionen, sondern Investitionen in unsere Zukunft. Und vergleichbar ist die Situation in der Kultur. Kultur ohne jegliche staatliche Unterstützung wird zum Luxus für diejenigen, die es sich leisten können und verhindert eine emanzipatorische Teilnahme möglichst vieler. So eine Gesellschaft entkulturalisiert sich selber und verliert eine Basis ihrer Zivilisation. Da ich so eine Entwicklung nicht will, werde ich mich auch weiterhin für kontinuierliche Investitionen in die Kultur einsetzen.

3. Der Kulturetat für die kommenden zwei Jahre wurde noch vor der Wahl vom rot-roten Senat verabschiedet. In welchen Bereichen sollte aus Sicht der Liberalen in den nächsten Jahren umverteilt werden?

Da uns erst seit ein paar Tagen der Haushaltentwurf für 2012/2013 vorliegt, kann ich noch keine titelscharfen Aussagen treffen. Aber auch hier gilt: Stärken stärken, Schwächen bekämpfen und sich von chronischen Verlustbringern trennen. Neue Projekte müssen ihre Chance zu einer Projektfinanzierung, die durch eine politikunabhängige Juryentscheidung getroffen wird, auch weiterhin erhalten. Eine Erweiterung der institutionell geförderten Einrichtungen lehnen wir ab. Das würde nicht zu mehr Qualität, sondern zu weniger Neuem, Kreativen führen. Zusätzlich könnten beispielsweise eingesparte Mittel aus den Zuschüssen zum Friedrichstadtpalast und aus Einsparungen durch eine Konsolidierung aller Atelierförderprogramme zu einer besseren Ausstattung anderer Häuser und Projekte beitragen.

Kultur:

>>> Drei Fragen an Michael Braun (CDU)

>>> Drei Fragen an Alice Ströver (Grüne)

>>> Wolfgang Brauer ( Linke )

>>> Drei Fragen an Brigitte Lange (SPD)