Die Verkehrsbelastung auf den Autobahnen im Süden Berlins ist seit 2008 deutlich gestiegen. So hat sich das Aufkommen auf einzelnen Abschnitten der A113 fast verdoppelt. Besonders Lkw nutzen die Strecke - mit Folgen.

2009 musste der Tunnel Ortsteil Britz (TOB) insgesamt 21-mal gesperrt werden, weil zu viele Autos auf der Stadtautobahn A100 unterwegs waren. 19-mal wurde die Röhre in Richtung Zentrum geschlossen, zweimal in Richtung Schönefeld. Das geht aus einer Antwort der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung auf eine Parlamentsanfrage der Grünen hervor. Noch häufiger waren kurzzeitige Sperrungen einzelner Fahrstreifen vor dem Tunnel oder der Auffahrten Buschkrugallee und Britzer Damm. 117-mal kam es zu solchen Behinderungen, meist im morgendlichen Berufsverkehr.

Noch 2007 waren lediglich neun Richtungssperrungen wegen hoher Verkehrsbelastung nötig. Zu Behinderungen auf den Autobahnauffahrten kam es gar nicht. Hauptgrund für die Entwicklung ist der 2008 eröffnete letzte Abschnitt der A113. Bereits nach der Freigabe im Mai hatte sich die Zahl der Sperrungen gegenüber den Monaten zuvor mehr als verdoppelt.

Nach Zählungen der Senatsverwaltung hat sich das Verkehrsaufkommen auf einzelnen Abschnitten der Autobahn um 13 bis 71 Prozent erhöht. Stark gestiegen ist seit der Eröffnung der A113 die Zahl der Lkw. Auf dem Autobahnabschnitt nördlich der Auffahrt Späthstraße sind täglich 5860 Laster unterwegs, 24 Prozent mehr als im April 2008. Noch dramatischer ist der Anstieg nördlich der Anschlussstelle Adlershof. Dort stieg nach Verkehrszählungen die Zahl der Lkw um 79 Prozent auf täglich 5020. Auf dem neuen Autobahnabschnitt der A113 wurden zuletzt 3960 Laster in 24 Stunden gezählt.

Für die Berliner Grünen ist das ein Indiz dafür, dass neue Autobahnen wie die A113, aber auch die geplante Verlängerung der A100 bis zum Treptower Park für eine Verlagerung des Durchgangsverkehrs in die Innenstadt sorgen. Die Senatsverwaltung streitet das ab. „Aussagen zum Durchgangsverkehr sind nicht möglich“, heißt es in der Antwort der Behörde. Grund: Die Zählungen erfassen lediglich den Ist-Zustand auf einzelnen Abschnitten. „Erkenntnisse zum Durchgangsverkehr oder seiner Entwicklung liegen nicht vor“, schreibt die Verwaltung. Auch für den geplanten 16. Bauabschnitt der A 100 lägen „keine expliziten Auswertungen“ zum erwarteten Transitverkehr vor. Die Bundesregierung, die den Bau finanziert, geht nach Senatsangaben davon aus, dass die verlängerte A100 „keine nennenswerten Durchgangsverkehre“ vom Berliner Ring (A10) übernimmt.

Weniger Lkw im Umfeld

Die Senatsverwaltung verweist ihrerseits auf messbare Entlastungseffekte der Stadtstraßen. Im Umfeld der A113 habe sich die Situation etwa auf dem Adlergestell, dem Ernst-Ruska-Ufer, Am Seegraben sowie auf dem Straßenzug Rudower Straße–Neuköllner Straße–Waltersdorfer Chaussee seit Mai 2008 deutlich verbessert. Beim Lkw-Verkehr sei dort ein Rückgang von bis zu 45 Prozent festgestellt worden, heißt es in der Antwort auf die Grünen-Anfrage.

Die Verkehrsverwaltung bezweifelt ebenfalls, dass der Autobahnbau mehr Durchgangsverkehr in die Stadt lockt. Eine Zeitersparnis ergebe sich bei der Fahrt über die oft überfüllte Stadtautobahn durch die Innenstadt gegenüber dem meist staufreien Berliner Ring höchstens in den „verkehrslastärmeren Zeiten“, heißt es.

„Vor diesem Hintergrund wäre der Senat bereit, sich an einem Pilotprojekt der Bundesregierung zu beteiligen, das die Effekte einer zeitlichen Staffelung der Lkw-Maut untersucht“, schreibt die Senatsverwaltung. Ein solches Projekt ist aber derzeit nicht geplant.