Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft Air Berlin hat die Vorlage ihrer Bilanz erneut verschoben. Es werde weiter an Maßnahmen gearbeitet, um Eigenkapital und Liquidität zu stärken, teilte die Airline am Mittwochabend auf ihrer Homepage mit.
Man sei dazu in Gesprächen mit Gesellschaftern und Finanzierungspartnern. Gleichzeitig werde an der Finalisierung des Konzernabschlusses für 2013 gearbeitet. Die für Donnerstag geplante Bilanzpressekonferenz sowie eine Analysten- und Investorenkonferenz würden daher erneut verschoben, ein neuer Termin im April mitgeteilt.
Air Berlin kämpft um seine Zukunft. Nach der überraschenden Verschiebung der Bilanzvorlage in der vergangenen Woche scheint klar, dass das Unternehmen vor tiefgreifenden Veränderungen steht. Es gebe „fortgeschrittene Gespräche über Optionen, die im Fall ihrer Umsetzung einen wesentlichen Einfluss auf die Gesellschaft haben werden“, gab die angeschlagene Airline bisher lediglich bekannt.
Air Berlin ist seit Jahren schwer angeschlagen und steckt schon im zweiten Sparprogramm. Vorstandschef Wolfgang Prock-Schauer und Finanzchef Ulf Hüttmeyer hatten bereits im November ein Minus für 2013 angekündigt – es wäre das fünfte Negativ-Ergebnis in sechs Jahren. Analysten erwarten laut „Handelsblatt“ einen operativen Jahresverlust zwischen 114 und 132 Millionen Euro.
Mehrere Szenarien bei Air Berlin möglich
Der arabische Großaktionär Etihad sei sehr unzufrieden mit der Sanierung, heißt es. Berichten zufolge will sich Air Berlin nun von der Börse zurückziehen und Etihad mehr Einfluss verschaffen. Die Araber sind derzeit mit knapp unter 30 Prozent an Air Berlin beteiligt. Der „Wirtschaftswoche“ zufolge würden sie Deutschlands kriselnde Nummer zwei gern komplett übernehmen. Doch wenn mehr als die Hälfte der Anteile in ausländischer Hand liegen, verliert die Airline Verkehrsrechte in Deutschland. Etihad bräuchte daher jemanden, der die Mehrheit der Stimmrechte hält, den Arabern aber Einfluss gewährt.
Gehandelt werden dafür mehrere Szenarien: Air Berlin könnte von der Börse genommen und in eine GmbH umgewandelt werden. Die Kleinaktionäre, die bisher 38,5 Prozent halten, würden abgefunden. Deutsche Großaktionäre wie der ehemalige Air-Berlin-Chef Joachim Hunold könnten die Mehrheit übernehmen.
Regional-Gesellschaft mit mehreren europäischen Airlines
Spekuliert wird auch, dass Etihad mit mehreren europäischen Airlines eine eigene Regional-Gesellschaft aufbauen könnte. Zunächst müssten die Araber die angeschlagene italienische Alitalia schlucken – die Verhandlungen dazu seien bereits nahezu abgeschlossen, hatten sie Anfang Februar berichtet. Die italienische Airline würde ihre Verkehrsrechte behalten und dann Air Berlin übernehmen. Auch Aer Lingus aus Irland, die Schweizer Darwin Airline und Air Serbia könnten der Gruppe beitreten.
In einem dritten Szenario würde Air Berlin in mehrere Gesellschaften aufgeteilt. Etihad könnte die Zubringerdienste zum Drehkreuz Abu Dhabi übernehmen. Die Ferienflüge blieben in einer kleineren Gesellschaft.